02.12

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Ginny:

Die laute Musik dröhnte aus allen Lautsprechern und der Alkoholgeruch, der in der Luft hing, bereitete mir Kopfschmerzen. Hier drinnen musste dringend gelüftet werden. Langsam bahnte ich mir meinen Weg durch die tanzende Menge, streifte mehrere verschwitzte Körper und wurde von Typen angetanzt, die ich nicht einmal  kannte. Ich fing an es zu bereuen auf diese Party gegangen zu sein. Schließlich war ich nur hier, weil Mom Ron nicht vertraute, denn was den Umgang mit Alkohol anging, war er wirklich unreif. Es war schon öfters passiert, dass eine ganze Flasche Elfenwein aus dem Keller verschwand und Ron, Fred und George am nächsten Tag stöhnend im Bett lagen und sich über starke Kopfschmerzen beklagten, wobei Ron meistens noch eine sehr präsente Fahne hatte.

Deshalb hatte Mom es ihm heute auch nur erlaubt hierher zu fahren, weil ich mich freiwillig gemeldet hatte ihn zu begleiten und auf ihn Acht zu geben. Das Problem? Mein Bruder hatte sich in Luft aufgelöst, war in der Menge abgetaucht und jetzt konnte ich ihn weit und breit nicht erkennen. Es würde mich nicht wundern, wenn er gerade irgendwo mit seinen Freunden Shots trank.

Ich hatte die Balkontür immer noch nicht erreicht, weshalb ich kurzer Hand zu meinem Zauberstab griff und ein leises "Alohomora" losschickte, sodass die gläserne Tür sogleich aufschwang und ich endlich den erlösenden, kühlen Luftzug auf meiner Haut verspürte. Da der Raum immer noch sehr stickig war und die Menge sich ein wenig gelichtet hatte, setzte ich meinen Weg fort und trat in die angenehme Nachtluft hinaus.

Endlich konnte ich durchatmen und bemerkte durch mein angestrengtes Atem nicht, dass jemand von hinten auf mich zu kam. Erst als ich die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, verspürte, drehte ich mich zu ihm um und starrte in die schönsten grünen Augen, die ich je gesehen hatte. Harry James Potter, Rons langjähriger Freund und mein ebenso langjähriger Schwarm stand nur wenige Meter von mir entfernt. Ich müsste meinen Kopf nur etwas vorbeugen, dann könnte ich ihn küssen.

Vor Schreck und Verwunderung erstarrt, konnte ich ihm nur weiter in die Augen sehen und hoffen, dass mein Gesicht nicht schon so rot war, wie eine Tomate.

"Ich hätte nicht erwartet dich hier zu sehen, Ginny. Wenn ich mich recht erinnere, bist du doch gar kein Fan von Partys."

Seine tiefe angenehme Stimme lies mein Herz einige Sprünge aussetzen und dann doppelt so schnell weiterschlagen und ich erwischte mich dabei, wie ich mir ausmalte ihn zu küssen, sein Hemd aufzuknöpfen und... Reiß dich zusammen!, rief ich mich selbst zu Vernunft und setzte eine Antwort an.

"Ehm... ja. Ich mag es nicht unter so vielen Menschen zu sein, aber Ron wollte unbedingt hierher und sonst hätte Mom ihn nicht gelassen."

"Natürlich. Ron und seine Partys. Apropos, ich suche ihn. Du hast ihn nicht zufällig irgendwo gesehen? Wir wissen schließlich beide, dass er es gerne mal übertreibt."

"Nein. Ich war gerade dabei ihn zu suchen, um endlich dieses blöde Fest verlassen zu können. Aber mein Bruder hat da anscheinend eine andere Vorstellung", antwortete ich ihm ehrlich.

"Also, wenn es dir nichts ausmacht, könnten wir ihn ja gemeinsam suchen."

Er lächelte mich an und mein Herz schmolz dahin. Mehr Zeit mit Harry verbringen und dabei nicht meine Pflichten vernachlässigen? Ja, bitte.

Ich nickte kurz, er nahm mich an der Hand und wir begaben uns wieder in den stickigen Raum. Wir mussten nicht lange suchen, denn bereits, als wir über die Balkonschwelle traten, hörte ich Rons aufgeregte und definitiv betrunkene Stimme über die ganze Menge hallen: "Wer hat Lust auf Shots?" Die Leute brüllten laut, einige pfiffen und ich sah Ron auf einem der Tische stehen mit einer Vodka Flasche in der Hand. Heilige Scheiße!

Auch Harry hatte meinen Bruder erblickt und erkannte die sich anbahnende Gefahr. Ohne Rücksicht auf die Außenstehenden zu nehmen, zog er mich hinter sich her und prügelte sich regelrecht einen Weg durch die Gäste, was zu genervtem Aufstöhnen und Geschimpfe von allen Seiten führte. Das störte ihn jedoch nicht und er schritt weiter, bis er den Tisch erreichte, auf dem Ron mit erhobener Flasche stand. Er setzte gerade an einen Schluck zu nehmen, als die durchsichtige Flasche plötzlich aus seiner Hand verschwand. Ich lugte hinter Harrys breitem Rücken hervor und erkannte, dass er seinen Zauberstab gezückt hatte und dieselbe Flasche in seiner Hand hielt. Dann stieg er zu meinem Bruder auf den Tisch und schaffte es irgendwie diesen davon zu überzeugen hinabzusteigen und sich an mich zu lehnen, um nicht umzukippen.

Ein Schwall Erleichterung überkam mich, als ich seinen Körper an meinem spürte. Er hatte ordentlich getrunken und brabbelte irgendein wirres Zeug, während Harry und ich ihn stützten und aus dem stickigen Raum führten, darauf achtend, dass er nicht über seine eigenen Füße stolperte und sich womöglich verletzte. In kurzer Zeit hatten wir die Tür erreicht, traten hinaus in den kühlen Flur und machten uns auf den Weg zu Rons Auto. Dieser war keineswegs mehr fahrfähig, weshalb Harry beschloss sich ans Steuer zu setzen, schließlich war ich noch zu jung, um Auto zu fahren.

Mit vereinter Kraft luden wir Ron auf die Rückbank, wo dieser sich sofort zusammenrollte und einschlief, bevor ich mich auf den Beifahrersitz neben meinem Schwarm plumpsen ließ, dieser den Zündschlüssel drehte und wir losfuhren.

Während der Fahrt schwiegen wir. Nur wenn Ron kurz aus seinem Schlaf erwachte und sowas wie: "Denk bloß nicht daran was mit meiner Schwester anzufangen, Harry", murmelte, mussten wir kurz lachen, dann verstummten wir jedoch wieder. Ich wollte wirklich gerne eine Gespräch mit ihm anfangen, wusste aber nicht wie und so kaute ich unruhig auf meiner Lippe herum.

"Ich fand, dass war ein ziemlich lustiger Abend, auch wenn er sehr kurz war....", begann er das Gespräch.

"Und... ehm... ich würde sowas gerne wiederholen."

Er warf einen hastigen Blick auf die Rückbank.

"Nächstes Mal vielleicht ohne einen betrunkenen Ron."

Das Lächeln, dass er mir nun schenkte war so umwerfend, dass ich gar nicht lange nachdenken musste.

"Das ist eine tolle Idee", meinte ich schüchtern und lächelte ebenfalls.

"Morgen Nachmittag zu einem Kaffee beim Drei Besen? Ich würde dich so gegen drei abholen."

"Gerne."

Mein Herz hüpfte wie wild in meinem Brustkorb und die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten. Ich hatte ein Date. OH MEIN GOTT! Ich hatte ein verdammtes Date mit Harry Potter! 

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