Wieder saß ich im Sattel und ließ mich von Shipper tragen.
In einem etwas langsameren galopp, folgte sie einer schon gut sichtbaren spur im Schnee.
Tief atme ich ein und spannte den Bogen noch etwas mehr.
Das Ziel kam immer näher und ich versuchte mich auf dieses zu konzentrieren. Als wir nah genug waren, ließ ich die Sehne los, worauf ein Pfeil gespannt war der sogleich nach vorne schoss.
Ein kurzes geräusch war zu hören, das mir klar machte dass ich mein ziel, eine aus Holz und Stroh bestehende Puppe, getroffen habe.
Doch ich hörte nicht auf. Schnell, legte ich den nächsten Pfeil an und spannte den Bogen erneut.
Shipper ritt weiter in dem Kreis, den wir schon seit Stunden folgten.
Das Ziel kam wieder näher, ich ließ den Pfeil los und er traf genau den Kopf.
Ich grinste, verräumte den Bogen in eine art leder Köcher, worin sich auch meine Pfeile befanden und nahm die Zügel in die Hand.
Erst jetzt bemerkte ich das kleine Mädchen, das etwas abseits stand und uns beobachtete.
Ein lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich stieg von Shippers Rücken.
Mit einer kleinen Handbewegung gab ich das Mädchen zu verstehen, dass sie zu mir kommen sollte. Sofort fingen die grauen Augen an zu leuchten.
Ohne weiteres kam sie auf uns zu, blieb aber unsicher vor Shipper stehen.
"Möchtest du sie mal streicheln?" fragte ich sie, sofort nickte die Kleine eifrig.
"Nah dann, komm zu mir." sagte ich und fing an, in meiner Tasche herum zu kruschteln. Shipper wusste natürlich schon was dies bedeutete und stupste mich mit ihrem Kopf an, doch das ignorierte ich. "Streck deine Hände aus und schau das sie ganz flach sind."
Sie nickte und streckte ihre kleinen Hände aus.
Mit einem lächeln auf dem Gesicht, beugte ich mich zu ihr runter und legte einen 5 cm großen Bollen auf ihre Handfläche.
"Ganz still halten." sagte ich ihr und spürte immer wieder wie Shipper mich anstupste.
Wieder nickte das Mädchen und sah zu Shipper.
Ich wandte mich an meine Stute und machte ihr mit einem kurzen ziehen am Geschirr zu verstehen, dass sie nicht so ungeduldig sein sollte.
Leise flüsterte ich ihr noch was zu, worauf Shipper schnaubte und ihren Kopf langsam zu den kleinen Händen ging.
Ein schönes kinder lachen ertönte, als Shipper mit ihren Lippen vorsichtig nach der 5 cm Kugel tastete und kitzelte dabei mit ihren Schnurrhaaren die Handflächen.
Als sie die lecker schmeckende Kugel hatte, schnaubte sie zufrieden.
"Na, los, leg deine Hand auf ihre Stirn."
Das Mädchen sah mich mit großen Augen an und ich sah ihre Unsicherheit, doch nach einigem zögern tat sie es.
Durch die Freude, was das kleine Mädchen ausstrahlte so fasziniert, bemerkte ich nicht wie uns jemand beobachtete.
Erst als das Mädchen an mir vorbei sah und auf einmal ihr lächeln verschwand, merkte ich das wir nicht alleine wahren.
Verwundert drehte ich mich um und erkannte, einige Meter entfernt, die junge Frau mit dem türkisen Haar und .... naja ... sie sah alles andere als begeistert aus.
"Vi-vielen Dank." hörte ich die Kleine noch sagen, bevor sie auch schon an mir vorbei rannte und auf die Frau zu ging.
Gut einen Meter vor ihr, würde das Mädchen langsamer und ihr Kopf wandte zu Boden.
Grob packte die Frau das Mädchen und zieht sie hinter sich her.
"Du kannst echt gut mit Kinder." ertönte es auf einmal, worauf ich heftig zusammen fuhr. "Sag mal, musst du mich immer gleich so erschrecken?" fragte ich leicht patzig, worauf hin Mottomo breit grinste.
Doch das verschwand schnell wieder, als er mein nachdenkliches Gesicht sah.
"Du denkst über die zwei nach was?"
Ich nickte und sah wieder in die Richtung, wo die beiden Mädchen verschwunden waren. "Diese Frau ... ich weiß nicht warum, aber sie sah so aus als hätte sie eine art Geist gesehen. Auch wenn sie weit weg war, konnte ich erkennen wie sie ihre Finger in den Korb bohrte und ihre Augen ... ihre Augen waren auf Shipper fixiert. So als müsse sie sich vor ihr in acht nehmen so als wäre sie ..."
"Ein Monster?"
Sofort sah ich wieder in die gelben Augen und nickte.
"Weißt du was über sie?" fragte ich sogleich und stand auf, doch Mottomo schüttelte den Kopf. "Nur das sie beide die Sklavin von Balthasar sind und er sie nicht unbedingt gut behandelt. Das Mädchen, um die du dich gerade gekümmert hast, ist ihre kleine Schwester, ob sie wirklich miteinander verwandt sind weiß ich nicht."
Ich nickte und strich über den Hals meiner Stute.Ich holte noch schnell meine Pfeile aus der Trainingspuppe und führte dann, mit Mottomo an meiner seite, Shipper zurück zum Stall.
"Was wolltest du eigentlich von mir?" fragte ich Mottomo, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. "Ich hab dich halt gesehen und wollte dich eigentlich angreifen. Doch als ich das Mädchen sah, beließ ich es dabei."
Ich schmunzelte. "Das war auch gut so. Die Kleine hätte sich sonst noch erschreckt."
Mit diesen Worten erreichten wir den Stall, doch bevor ich darin verschwinden konnte, packte mich der ältere an der Schulter.
"Ich sag das zwar nicht gern, aber halte dich von den beiden fern."
"Was wieso den?"
"Tue es einfach, Oturan. Sklaven sind für viele sowas wie Gegenstände. Auch wenn es Menschen sind, manche Besitzer bestrafen sie auch wegen kleinen vergehen. Wie zum beispiel-"
"Wenn sie mit jemanden reden?" fragte ich nach und Mottomo nickte.
"Balthasar nimmt es sehr streng mit seinen Sklaven. Ich will es dir nur gesagt haben." meinte er und wollte schon gehen, doch dieses mal war ich es der ihn zurückhielt.
"Wer ist dieser Balthasar?"
"Lass es Oturan. Balthasar ist ein hoher Beamter in Yama und sein einfluss ist nicht gerade klein. Also halte dich von ihm fern."
Ich sah Mottomo noch hinterher, bis ich mich umdrehte und Shipper in den Stall brachte.Die ganze Nacht dachte ich über das Mädchen und dieser Frau nach, was mir natürlich den Schlaf raubte.
Immer wieder sah ich zu Kiba, der mit mir ein Zimmer teilte, doch dieser schlief tief und fest und kuschelte sich weiter an sein Kissen.
Ich schmunzelte, als sein Bein immer wieder zuckte was mich an einen Hund, der im schlaf irgendwelche Tiere jagte, erinnerte.
Leise, um ihn nicht zu wecken, schlug ich die dicke Decke beiseite und schlich mich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.
In einem Schwarzen Gewand mit roten stickereien verziert, lief ich durch das Gebäude. Es waren alles schlichte Holz bauten, die jedoch einen sehr schönen scham hatten. Besonders als der Schnee kam, schienen die Gebäude was faszinierendes zu haben. Den dass unterschiedliche Holz, das verarbeitet wurde, gab einen interessanten Kontrast zu dem ewigen weiß.
Weiter in gedanken lief ich durch die dunklen Gänge, bis ich an die nächste Tür an kam und sie leise aufschob.
Nun stand ich auf dem Engawa, ein Flur der sich außerhalb des Hauses befand und einmal ums Haus ging.
Tief atmete ich die kalte Nachtluft ein und kuschelte mich noch mehr in mein Gewand.
"Oh guten Abend Oturan, noch so spät unterwegs?" kam es von der Seite.
Verwundert wandte ich mich zu der Stimme und als ich erkannte wer da vor mir stand, verbeugte ich mich.
"Guten Abend Ōotoko-Sama. Was machen sie den so spät noch hier?" beantwortete ich seine frage mit einer gegenfragen, worauf hin der Ältere lächelte.
"Ich genieße die Ruhe." sagte er und sah hinaus, auf die von schneebedeckte Landschaft. Ich tat es ihm gleich und er hatte recht, es war wirklich herrlich ruhig.
"Du kümmerst dich sehr gut um dein Pferd, dass ist sehr Lobenswert." meinte er auf einmal und fing sogleich an schwer zu husten. Halt suchend krallte er sich in meinen Arm, den ich ihm nicht verwehrte.
"Sie sollten sich wieder hinlegen. Sie brauchen ruhe." sprach ich.
Den auch wenn der Alte es nicht wahrhaben wollte, er war krank und nach der Meinung der Ärzte nicht gerade wenig.
"Ach was ... ruhen kann ich wenn ich tot bin. Ich möchte gerne was mit dir besprechen. Würdest du mir einen gefallen tun?"
Leicht verwundet sah ich ihn an und nickte.
"Bei der nächsten Konferenz, gibt es anschließend ein kleines Fest, um die Launen der Berater und so gut zu halten. Ich möchte das du bei diesem Fest dabei bist."
"Ōotoko - Sama-"
"Bitte Oturan, lass mich ausreden." unterbrach er mich, worauf ich wieder meinen Mund schloss.
"Ich kenne meine Berater und Beamten gut und weiß das Balthasar wieder dem Glück verfallen wird."
Verwirrt sah ich ihn an. "Dem glück?"
"Ja, hör zu. Ich möchte das du ..." sprach er und flüsterte mir den Rest ins Ohr.
Meine Augen weiteten sich.
"Meint ihr das ist eine gute Idee?"
Der alte nickte und setzte sich auf das Holz.
Auffordernd klopfte er neben sich, woraufhin ich mich zu ihm setzte.
Schweigend starten wir beide in den Himmel, der verwunderlicher weise klar wahr und hingen unseren Gedanken nach, während der Mond weiter über uns hinweg zog.
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⚜ Die Goldenen Ketten
Fiksi PenggemarOturan ist der Sohn eines Adeligen Pferdezüchters in Yutaka. Sein Vater hat jedoch ein Haufen Schulden, bei einer reichen Familie und als er die Möglichkeit bekam diese los zu werden ... veränderte sich das leben des Braunhaarigen rapide. Verfolgung...