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Wir mussten umziehen, weil uns das Geld, dass ich verdiene, nicht gereicht hat um das Haus zu bezahlen

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Wir mussten umziehen, weil uns das Geld, dass ich verdiene, nicht gereicht hat um das Haus zu bezahlen. Vor wenigen Monaten hat mein Vater seinen Job verloren. Ich kann es voll und ganz verstehen. Seit der Beerdigung meiner Mutter sitzt er nur noch daheim und trinkt. Wobei das ja nicht einmal das Schlimmste wäre. Er hat sich irgendwo einen Zugang zu Drogen beschaffen und gibt alles, was ich ihm als Essensgeld übergebe für seinen Stoff aus. Ich weiß nicht, wie ich weiterhin die Rechnungen bezahlen soll... Ich bin doch gerade erst siebzehn geworden und Artjom ist dreizehn...

Seit dem Tod meiner Mutter gehe ich neben der Schule zur Arbeit. Ich habe mittlerweile zwei Minijobs. Nach dem Unterricht gehe ich in einem Restaurant arbeiten und am Wochenende helfe ich in einem Kaffee aus. Auch Artjom hat einen Job und bringt etwas Geld mit, aber durch den vielen Konsum meines Vaters und die Nebenkosten reicht es beinahe nicht. Zudem wird es jetzt wieder so kalt, dass wir die Heizung benutzen müssen, was wir uns aber nicht wirklich leisten können. Ich habe schon versucht mit meinem Vater darüber zu reden, habe ihm vorgeschlagen einen Entzug zu machen oder einer Selbsthilfegruppe beizutreten, doch geendet hat das nur mit mehr Beschimpfungen und einer geprellten Rippe meinerseits.

Seit dem mache ich einen Bogen um Auseinandersetzungen mit meinem Vater. Sie bringen mich nicht weiter und schaden mir eher. So vergeht erneut ein halbes Jahr in welchem ich mit meinem Bruder eher still und heimlich dessen vierzehnten Geburtstag gefeiert habe und neben der Hochschule arbeiten war um genug Geld zu verdienen. Gerade komme ich von einem anstrengenden Freitag nach Hause und werde direkt durch den abgestandenen und nach Alkohol riechendem Gestank empfangen, da kann ich meinen Vater hören. "ACE?! KOMM HER!", brüllt er und ich zucke etwas zusammen. In der Hoffnung, dass er heute einen guten Tag erwischt hat gehe ich zu ihm ins Wohnzimmer. Doch was ich sehe, erschreckt mich.

Mein Bruder sitzt in einer Ecke und hat sich ganz klein gemacht. Sein Körper zittert leicht und es sieht so aus, als würde er weinen. Doch eine Geste beim Sofa lenkt meinen Blick auf sich und ich kann meinen Vater erkennen. Er steht auf und kommt taumelnd auf mich zu. Ich weiche minimal zurück und schaue ihn misstrauisch an. "Was hast du mit Artjom gemacht?", frage ich, doch er geht gar nicht auf meine Frage ein. Er krallt sich in meine Schultern und schüttelt mich ein wenig. "Wieso? Wieso hast du das alles gemacht? So viel Leid und Elend... Nur wegen dir... Keine Hoffnung!", er lallt ein wenig, dennoch sind seine Worte wie Messerstiche. "Die Familie geht den Bach runter. Wo ist mein Alkohol?!"

Ich senke meinen Blick und mein Herz zieht sich zusammen. "Ich hatte keine Zei~" Eine Ohrfeige unterbricht mich und ich zische auf. "Keine Zeit? Du machst nicht und behauptest du hättest keine Zeit?! Wo ist der Autoschlüssel?", brüllt er nun wieder und stößt mich unsanft auf die Seite. Ich pralle gegen die Wand und lasse mich dank des heftigen Stoßes einen Moment etwas an ihr herabgleiten. Doch als ich sehe, dass er den Autoschlüssel an sich genommen hat und nun im Begriff ist das Haus zu verlassen um sich seinen Alkohol selbstständig zu besorgen, springe ich doch auf um ihn aufzuhalten.

"Nein! Dad!", meine ich, doch direkt dreht er sich um und schaut mich an. Seine Augen quellen hervor und er sieht aus, als ob er jeden Moment explodieren würde. "DAD?! WIE KANNST DU ES WAGEN MICH VATER ZU NENNEN? SOETWAS WIE DICH WILL ICH NICHT ALS MEINEN SOHN!", schreit er mich an und schlägt mit seiner Faust nach mir. Er hat mich gut getroffen und mein Kopf schleudert auf die Seite, ehe ich auch schon den nächsten Hieb abbekomme. Ich weiß nicht wie lange er mich tritt und schlägt, der Schlag an meinem Kopf hat mir schnell das Bewusstsein genommen, doch als ich wieder zu mir komme, ist er weg. Die Türe steht offen und es ist kalt in der Wohnung. 

Etwas neben der Spur stehe ich auf und schließe zuerst die Türe. Dann gehe ich leicht humpelnd zu meinem Bruder ins Wohnzimmer und hocke mich neben ihn. "Artjom...?", frage ich mit leiser und rauer Stimme. Er ist der einzige, den ich noch wirklich habe. Meine Mutter und meine Schwester sind tot, mein Vater hasst mich und meine Freunde habe ich wegen der fehlenden Zeit auch alle nach und nach verloren. Er ist der einzige, der mir geblieben ist. Und nun zuckt er leicht unter meinen vorsichtigen Berührung zusammen. "Es ist alles gut... Er ist weg und ich bin jetzt da...", murmle ich weiter und nehme ihn vorsichtig in den Arm. Er ist still und hat sich in den letzten Monaten stark zurück gezogen. Ich hoffe, dass er sich nicht komplett von mir abwendet.

Ich kann ein leises Schluchzen hören und dann merke ich, wie er sich an mich klammert und weint. Ich halte ihn und versuche ihn zu trösten, doch keine Worte der Welt könnten nun helfen. Nach einer Weile ist er in meinen Armen eingeschlafen und ich schaffe es mühsam, ihn in unser Zimmer zu tragen. Aufgrund der neuen Wohnsituation müssen wir uns ein Zimmer teilen. Ich lege ihn vorsichtig in sein Bett und decke ihn zu, ehe ich ihm einen sanften Kuss auf die Stirn gebe, so wie es unsere Mutter immer getan hatte als wir eingeschlafen sind. gerade als ich das Licht lösche, beginnt mein Handy zu vibrieren und ich sehe, dass es mein Vater ist, der mich versucht anzurufen. Doch als mein Blick auf die tausend leeren Bierflaschen im Zimmer fällt, ignoriere ich den Anruf einfach und beginne mit dem Aufräumen.

Hätte ich das nur nicht getan....

Ich brauche an die zwei Stunden um die Wohnung wieder wie eine Wohnung aussehen zu lassen und noch immer fehlt von meinem Vater jede Spur. Vielleicht hat er sich in einer Bar volllaufen lassen und hat den Heimweg vergessen. Ich sollte mir Sorgen machen... Die Temperaturen sind nicht mehr in dem Bereich, in welchem man eine Nacht im Freien überleben kann und ich möchte nicht noch jemanden verlieren... Auch wenn es vielleicht bes~ NEIN! Hör auf so etwas zu denken. Er wird sich wieder bessern und wieder der alte werden... Er wird wieder mit mir Jagen gehen und wir werden das Baumhaus im Wald wieder richten, das wir vor zwei Jahren gebaut haben. Es wird alles wieder gut...

Als ich das nächste Mal meine Augen öffne, ist es morgen und ich blinzle verwirrt. Ich bin wohl auf der Couch eingeschlafen und ich kann aus der anliegenden Küche ein Geräusch vernehmen. Papa schießt es mir durch den Kopf, doch als ich aufspringe und mir einen Schmerzensschrei unterdrücke um in die Küche zu gelangen, sehe ich nur meinen Bruder. Er hat starke Augenringe und sieht müde aus. Er schaut mich einen Moment an, ehe er mir eine Tasse zuschiebt. Stumm setze ich mich zu ihm und nehme diese entgegen. "Er ist noch immer weg...?", fragt er nach einer Weile leise und ich nicke etwas.

Wir beide schweigen und wir beide wissen, was das bedeuten muss. Entweder ist er bei irgendjemandem untergekommen, oder er ist tot. Doch wir beide sind viel zu sehr in unseren Gedanken vertieft, als das wir wirklich realisieren könnten, was das für uns bedeutet. Nachdem ich leer getrunken habe, gehe ich ins Badezimmer und richte mich so gut es geht, verdecke mit der versteckten Schminke mein blaues Auge und die Augenringe und helfe auch meinem Bruder dabei, die seinen zu überdecken. Gerade lege ich den Handspiegel zurück - einen richtigen haben wir in der Wohnung nicht - da klingelt es an der Türe. Wir beide schauen uns erschrocken an und ich kann die Angst in seinen Augen sehen. "Geh auf unser Zimmer Artjom... Versteck dich und sei leise...", murmle ich und gehe schon an die Türe.

", murmle ich und gehe schon an die Türe

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The SHADOWside of AceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt