12. Böses Erwachen

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(Haiyanas Sicht)

Mein Körper schmerzte und ich konnte kaum atmen. Bin ich tot? Spürte man Schmerzen wenn man tot war?
Ich glaube nicht. Aber wo bin ich dann und wieso dröhnt mein Kopf so sehr?
Ich öffnete langsam meine Augen. Es war unvorstellbar anstrengend, aber ich musste herausfinden, wo ich war. Als ich es endlich geschafft hatte meine Augen einen Spalt breit zu öffnen, konnte ich erkennen, dass ich in einem großen Zimmer war und auf einem ebenfalls großen Bett lag. Das Zimmer war schön eingerichtet und die Möbel im Zimmer sahen teuer aus. Es sah gar nicht aus wie mein eigenes Zimmer. Ich geriet langsam in Panik.
Wo bin ich?!
Ich schaute an mir herunter und bemerkte, dass ich gar kein Oberteil anhatte. Stattdessen war meine ganze Brust bandagiert. Danach schaute ich nach oben und sah, dass meine Hände über meinem Kopf aneinander gefesselt waren.
Auf einmal konnte ich mich wieder an alles erinnern. Die Schlacht, Tobirama Senju und das Schwert, welches mich durchlöchert hatte. Ich erinnerte mich an alles und die erste Frage, die sich mir stellte, war: Wieso bin ich noch am Leben?

Plötzlich hörte ich schnelle Schritte und immer lauter werdende Stimmen. Ich ahnte, dass sie in dieses Zimmer kommen würden und stellte mich schnell schlafend.
Die Tür wurde geöffnet, die Personen kamen aber nicht herein. Sie blieben vor der Tür stehen und ich hörte, wie der eine sagte:
„Bist du dir sicher, dass sie keine Gefahr darstellt?"
„Absolut. Ich habe schon oft gegen sie gekämpft und sie war mir jedes Mal unterlegen."
Ist das Tobiramas Stimme?! Was geht hier bloß vor sich?!
Ich zwang mich dazu, ruhig zu bleiben. Wenn ich jetzt nachgab, vermasselte ich alles.
„Ich hätte niemals gedacht, dass es dich mal erwischen würde Tobi. Und dann auch noch eine Uchiha."
Man konnte einen dumpfen Schlag hören und gleich darauf ein lautes „Aua!"
„Nichts hat mich erwischt, Bruder. Ich habe dir bereits gesagt, dass ich sie nur gerettet habe, weil es ein ungerechter Kampf war."
Ich spürte, wie ich etwas rot wurde und versuchte mich wieder zu beruhigen.
„Wenn du meinst, Tobi. Ich muss jetzt wieder in mein Arbeitszimmer und mich um ein paar Clanangelegenheiten kümmern."
Ich spürte, wie sich sein Chakra langsam entfernte und war froh darüber. Das musste Hashirama Senju gewesen sein.
Plötzlich hörte ich, wie Tobirama das Zimmer betrat und die Tür hinter sich abschloss. Er kam immer näher ans Bett und ich geriet innerlich in Panik. Wahrscheinlich hatte er schon bemerkt, dass ich nicht mehr schlief.
„Ich weiß, dass du wach bist, Haiyana.", sagte er in einem ruhigen Tonfall.
Ich öffnete langsam wieder die Augen und konnte ihn neben mir erkennen.
„Und ich weiß, dass du das weißt!", entgegnete ich scharf.
Er schaute mich wieder mit diesem amüsierten Blick an und ich wollte ihn am liebsten dafür schlagen.
„Ich sehe, die Schmerzen beeinträchtigen deine Sprechfertigkeit nicht im Geringsten. Mich wundert es nur, dass du schon so früh aufgewacht bist."
„Ich wäre am liebsten gar nicht mehr aufgewacht! Ich wollte nur einen ehrenvollen Tod, und noch nicht einmal den konntest du mir gönnen!"
Ich schaute wütend an die Decke weil ich ihn nicht mehr sehen wollte.
„Es gibt nichts Ehrenvolles an dem Tod."
Ich schaute ihn überrascht an und sah, dass er sich neben mich auf einen Stuhl setzte.
„Für mich ist es ehrenvoll, für eine gute Sache zu sterben."
Er schaute mich direkt an, als er antwortete.
„Es ist ehrenvoll, für eine gute Sache, bis zu seinem Tod zu kämpfen, aber es ist niemals ehrenvoll, sein Leben sinnlos aufzugeben. Ich hatte nie vor dich zu töten, und das hatte ich dir sogar gesagt. Aber du wolltest lieber sterben, als von einem Senju verschont zu werden."
Darauf konnte ich nichts sagen, weil ich wusste, dass das stimmte. Ich kam mir mit einem Mal unglaublich dumm vor. Wieder schaute ich an die Decke.
Plötzlich fiel mir ein, dass mein Oberkörper nur bandagiert war und ich gefesselt im Bett lag. Ich wurde rot und schämte mich sehr über diese Situation. Ich rüttelte an den Fesseln und versuchte sie wenigstens zu lockern. Aber da tat sich nichts und ich schaute Tobirama genervt an.
„Was sollen eigentlich die Fesseln? Und könntest du mir bitte etwas überwerfen?" Das letzte sagte ich etwas zickiger als ich eigentlich wollte. Er schaute mich kurz überrascht an, dann stand er auf und ging zu einem großen Schrank in dem Raum. Er holte aus einem der vielen Schubfächer eine rote Decke (passend zu den Möbeln) heraus und kam wieder zurück. Als er mir die Decke überwarf versuchte ich ihn nicht anzuschauen und er setzte sich wieder hin.
„Und was ist mit den Fesseln?"
„Was soll mit denen sein?", fragte er mich frech und grinste dabei auch noch.
Ich schaute an die Decke und atmete tief ein und aus. Er reizte mich und ich ließ es auch noch zu.
Ich werde mich nicht aufregen.
„Könntest du sie mir bitte abnehmen? Sie schneiden mir in die Handgelenke."
Er schaute mich ernst an und entgegnete auch genauso ernst:
„Nein, kann ich nicht. Du bist immer noch unser Feind und wir wissen nicht, was du anstellen könntest."
„Ich könnte gar nichts anstellen, weil ich verletzt bin und mir schon das Atmen schwerfällt."
Er schaute mich kurz an, stand dann auf und zog einen kleinen Dolch aus seiner Tasche am Bein. Ich erschreckte und kniff die Augen zu.
Er will mich umbringen! Wieso habe ich bloß nicht den Mund gehalten? Nein!
Er kam immer näher und ich dachte, dass er mir jeden Augenblick den Dolch ins Herz rammen würde. Aber plötzlich spürte ich, wie seine Hände meine streiften und er anfing die Fesseln durchzuschneiden. Ich öffnete wieder langsam die Augen und konnte sehen, wie nah er mir war. Ich wurde knallrot und versuchte gleichzeitig ruhig zu atmen. Ich war froh, dass er mich nicht ansah und sich vollkommen auf die Fesseln zu konzentrieren schien.
Was ist denn mit dir los, Haiyana?! Er ist der Feind! Und es ist Tobirama! Du willst nichts mehr, als ihn zu töten.
Als er die Fesseln endlich ganz durchtrennt hatte, nahm ich schnell die Arme runter und drehte mich zur Seite, damit er meine Röte nicht sehen konnte.
„Was ist los? Kein Dankeschön?", fragte er amüsiert und ich konnte ein Grinsen heraushören.
„Kannst du bitte rausgehen? Ich bin sehr müde.", sagte ich stattdessen ganz gelassen. Ich würde mich ganz sicher nicht bei einem Senju bedanken. Und schon gar nicht bei ihm!
Er lachte laut auf und ich zuckte zusammen bei dem Laut. Ich drehte mich wieder zu ihm um (die Wärme in meinen Wangen war schon fast nicht mehr spürbar) und schaute ihn verärgert an.
„Ich weiß nicht, was daran lustig sein soll."
„Ich finde es nur so amüsant, dass du in deiner jetzigen Situation immer noch so reden kannst und noch nicht einmal versuchst, dich dafür zu bedanken, dass ich dir das Leben gerettet habe."
„Ich habe dich nie darum gebeten! Was kann ich denn dafür, wenn du mich einfach hierher schleppst und mich dann auch noch fesselst!"
„Na gut, dann kann ich dich ja jetzt umbringen. Du willst ja anscheinend unbedingt ehrenvoll sterben. Das kannst du haben."
Er zog blitzschnell sein Schwert und stand aufrecht vor mir. Sein Blick war kalt und todernst. Ich schaute ihn geschockt an, während mein Herz raste. Meine Brust schmerzte höllisch und ich bekam fast keine Luft mehr.
„Das meinst du nicht-"
Er unterbrach mich, in dem er mir mit dem Schwert in den Arm Schnitt. Dunkelrotes Blut tropfte an meinem Unterarm herab und auf das Bett.
„Ahh! Spinnst du, Tobirama!"
Aber alles was er sagte war:
„Vielleicht sollte ich dir zuerst die Zunge rauschneiden."
Ich kroch so schnell wie möglich auf die andere Seite des Bettes (wieso musste es auch so groß sein?!) und stieg mit wackeligen Beinen heraus. Doch bevor ich noch einen Schritt machen konnte, war Tobirama wieder vor mir und packte meine Handgelenke. Ich wand mich unter seinem festen Griff, aber er ließ nicht locker. Ich bekam keine Luft mehr und mir wurde extrem schwindlig.
„Willst du immer noch sterben?"
Ich wimmerte auf, weil mir immer schwindliger wurde und sein Griff immer mehr wehtat. Wenn er so weiter machen würde, würde ich bald von alleine umkippen.
„L-lass...los..."
Es war unglaublich anstrengend diese beiden Worte aus mir selber herauszupressen. Ich hörte auf mich unter seinem Griff zu winden, konnte mich nicht mehr bewegen. Langsam gaben meine Beine nach und ich fiel auf den Boden. Tobirama hatte jetzt endlich meine Handgelenke frei gelassen, machte aber nicht die Anstalten, mir zu helfen. Ich kauerte auf dem Boden und versuchte verzweifelt nach Luft zu schnappen. Dabei griff ich mit einer verkrampften Hand nach meiner Brust und kniff die Augen ganz fest zusammen, weil die Schmerzen so groß waren. Ich musste heftig husten und als ich mit der Hand an meinen Mund fuhr, konnte ich darauf Blut erkennen.
Auf einmal hoben mich zwei starke Arme vom Boden auf und legten mich wieder auf das übergroße Bett. Es konnte niemand anderes sein als Tobirama, was mich sehr wunderte und verwirrte. In dem einen Augenblick wollte er mich noch umbringen, und im nächsten half er mir wieder. Das war sehr merkwürdig, aber im Moment war ich glücklich darüber, dass er mir half.
Er nahm die Decke und legte sie über meinen verkrampften Körper.
„Du musst dich ausruhen. Mehr können wir im Moment leider auch nicht machen."
Ich schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen an und fragte angestrengt:
„Wieso hilfst du mir. Du kannst mich doch jetzt einfach sterben lassen."
„Weil ich sehe, dass du weiterleben willst und ich dich nicht einfach so umbringen werde."
Damit ging er zur Tür und öffnete sie. Ich schaute ihm hinterher und war traurig darüber, dass er ging, und sauer auf mich, weil ich so fühlte.
Bevor er ging, wollte ich ihm noch unbedingt etwas sagen. Er hatte sich schon umgedreht und war halb aus dem Zimmer, als ich noch mit schwacher Stimme nach ihm rief:
„T-tobi...rama."
Er drehte sich um und schaute mich überrascht an. Ich atmete so gut es eben ging ein und dann wieder aus und sagte etwas verlegen und ohne ihn direkt anzuschauen:
„...Danke."
Er lachte nur leise, viel mehr für sich und ging ganz aus dem Zimmer. Ich hörte, wie er die Tür schloss und seufzte leicht. Bald darauf schlief ich ein.

***

Love and HonorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt