(Haiyanas Sicht)
Nicht einmal während ich schlief, ließen mich meine Schmerzen in Frieden. Sie waren so extrem, dass ich mitten in der Nacht aufwachte und auch nicht mehr einschlafen konnte. Ich lag auf dem Bett und starrte aus dem Fenster bis es endlich morgen wurde. Mein Magen knurrte die ganze Nacht über, aber ich traute mich nicht raus um mir was zum Essen zu holen. Außerdem fand ich, dass sie auch selber daran denken, mir etwas zu bringen. Aber es schien sie anscheinend nicht im Geringsten zu interessieren, ob ich hier drinnen verhungerte. Aber verübeln konnte ich es ihnen nicht, denn ich war schließlich eine Uchiha und auch noch eine Kunoichi. Wäre eine Senju im Uchihadorf, würde man sie sofort umbringen. Demnach sollte ich mich glücklich schätzen, überhaupt noch zu leben.
Ich stand auf und überlegte ob ich rausgehen sollte oder lieber warten sollte, bis jemand sich doch noch an mich erinnerte. Da bemerkte ich aber, dass ich gar nichts zum Überziehen hatte und auch ganz sicher nicht so rausgehen würde. Deswegen ging ich erst einmal zum Schrank um zu schauen, ob sich Kleidung darin befand. Tatsächlich befanden sich dort mehrere Kimonos, die mir passen würden. Leider hasste ich es Kimonos zu tragen und hinzu kam noch, dass diese mit dem Zeichen des Senju-Clans bestickt waren.
Das würde ich niemals tragen. Eine Uchiha trug niemals das Zeichen der Senju an ihrer Kleidung. Niemals.
Eine Weile überlegte ich ernsthaft, die Bestickung irgendwie wegzumachen, aber nach einem genaueren Blick, merkte ich, dass ich nicht wusste, wie genau ich das anstellen sollte. Ich gab auf und setzte mich wieder auf das Bett. Also doch warten.
Ich wartete und wartete und wartete, bis endlich nach gefühlten hundert Jahren (es waren ungefähr drei Stunden) die Tür zu meinem Zimmer geöffnet wurde und niemand anderes als Tobirama Senju das Zimmer betrat.
Ich saß auf dem Bett, mit dem Rücken am Bettgestell und die Beine angewinkelt, und nahm schnell die Decke um sie mir überzuwerfen. Er schaute mich überrascht an und sagte dann, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte:
„Ich dachte du schläfst noch. Seit wann bist du wach?"
Ich wusste nicht, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte, aber entschied mich kurzerhand dafür.
„Ich bin in der Nacht aufgewacht. Um wie viel Uhr genau weiß ich nicht. Hier drin gibt es leider keine Uhr."
Meine Stimme klang erschöpft und gelangweilt.
Ich hatte um ehrlich zu sein keine Lust mit ihm zu reden. Ich wollte nur essen. Er hob die Augenbrauen und kam näher ans Bett.
„Du hast hier also die ganze Zeit über gewartet und gehofft, dass irgendwann einmal jemand kommt und nach dir sieht.", sagte er und grinste dabei etwas.
Ich verschränkte die Arme und schaute beleidigt weg. Wieso wusste er immer alles so genau?
Er lachte und sagte dann wieder:
„Du weißt, dass du hier unbesorgt im Haus rumlaufen kannst. Das ist das Anwesen von meinem Bruder und mir. Es hätte dir also schon niemand etwas angetan, wenn du aus dem Zimmer gegangen wärst."
Ich schaute ihn immer noch nicht an, sagte jetzt aber etwas genervt (denn es nervte mich, dass er immer so tun musste, als wäre ich dumm):
„Das habe ich mir schon gedacht, aber ich konnte schlecht halb nackt auf eurem Anwesen herumwandern."
Ich wurde etwas rot, während ich das sagte und konnte ihn immer noch nicht anschauen, aber als ich merkte, dass er sich umdrehte, schaute ich schnell zu ihm, nur um zu sehen, dass er zu dem Schrank ging und ihn öffnete.
Er holte genau den gleichen Kimono heraus, den ich auch zuvor ausgewählt hatte und kam damit wieder zu mir. Ich schüttelte schon den Kopf, als er auf mich zukam. Er blieb stehen und schaute mich tadelnd an und sagte dann:
„Ist das dein Ernst? Du wartest lieber stundenlang, als den Kimono mit dem Zeichen des Senju-Clans zu tragen? "
„Ja genau!", sagte ich trotzig.
Er setzte sich neben mich auf das Bett und schaute mich ernst an.
„Haiyana, das Zeichen hätte man sowieso nicht gesehen wegen deinen Haaren."
Na gut, er hatte recht. Vielleicht übertrieb ich auch ein kleines bisschen...aber das würde ich niemals zugeben. Ich sagte einfach gar nichts.
Jetzt sprach er wieder und hielt mir dabei den Kimono hin:
„Zieh das jetzt an und dann können wir zusammen raus gehen und dir was zu essen holen. Ich schätze mal, dass du sehr hungrig bist."
„Ich werde das nicht anziehen, auch wenn ich deswegen verhungere."
Er seufzte leise und rieb sich mit zwei Fingern am Nasenrücken. Ich freute mich sehr darüber, ihn endlich mal aus der Ruhe gebracht zu haben. Aber ich freute mich zu früh, denn plötzlich zog er die Decke weg und warf den Kimono neben mich.
„Du ziehst den jetzt an."
Ich versuchte mit meinen Händen mich etwas abzudecken und schaute ihn dabei fassungslos an.
„Gib mir sofort wieder die Decke!", rief ich aufgebracht.
„Nein die kriegst du nicht mehr. Wenn ich du wäre würde ich mich sofort anziehen, denn wenn nicht, werde ich das für dich machen."
„Als ob ich dich lassen würde! Lieber würde ich sterben!"
„Wie bitte?", fragte er bedrohlich.
„Du hast genau gehört!"
Wieso konnte ich nie den Mund halten?
Er kam auf mich zu und ich wurde immer kleiner. Seine Hand packte mein Handgelenk und er zog mich vom Bett. Wir waren nur Zentimeter voneinander entfernt und ich bedeckte mich notdürftig mit einer Hand und konnte ihn dabei nicht anschauen.
„Ich dachte, dass wir das schon hätten. Verhalte dich nicht so kindisch und zieh das jetzt an."
Ich wartete noch ein paar Sekunden, gab dann aber nach, weil ich es viel zu peinlich fand, so vor ihm zu stehen.
„Dreh dich um!", sagte ich verärgert.
Er drehte sich um, ohne irgendetwas zu sagen und ich nahm den Kimono, um mich anzuziehen. Ich zog ihn schnell drüber und ließ meine Haare nach hinten fallen, damit sie das Zeichen abdeckten. Ich musste zugeben, dass es sich gut anfühlte den Kimono zu tragen. Er war von einem sehr edlen Stoff, das spürte ich auf der Haut und noch wichtiger, er verdeckte meine Blöße vollkommen.
„Ich bin fertig.", sagte ich knapp.
Tobirama drehte sich um und schaute mich zufrieden an. Er hatte es wieder einmal geschafft seinen Kopf durchzusetzen, und genau das machte mich wütend. Ich wollte ihn umbringen dafür.
„Also gut, dann können wir ja raus gehen. Aber bevor ich es noch vergesse, muss ich dir noch etwas sagen. Du darfst niemals dein Sharingan draußen aktivieren. Wenn jemand das sehen würde, gebe es nur noch Chaos und man würde dich versuchen zu töten.", sagte er gelassen.
„Hältst du mich eigentlich für total bescheuert? Natürlich würde ich niemals als einzelne Uchiha mein Sharingan im Senju-Gebiet aktivieren!", sagte ich aufgebracht, weil er schon wieder so tat, als wäre ich ein kleines Kind, das gar nichts begriff.
Und wieder dieser höchst amüsierte Blick. Diesmal konnte ich nicht anders, und stürmte auf ihn los, um ihm dieses dumme Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen.
„Hör auf so dumm zu grinsen!", schrie ich wütend. Seine selbstgefällige Art reichte mir langsam!
Er wich geschickt meinen Versuchen, ihm ins Gesicht zu schlagen, aus und lachte dabei laut. Es war unmöglich für mich, ihn zu schnappen. Er war einfach viel zu schnell und flink. Langsam wurde es mir zu blöd und ich ging einfach aus dem Zimmer raus und lief in irgendeine Richtung. Ich war den Tränen nahe (Tränen der Wut) und biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien. Erst nach einer Weile bemerkte ich, dass er mir folgte, immer ein paar Schritte hinter mir. Ich versuchte ihn so gut wie möglich zu ignorieren und konzentrierte mich auf den Weg. Nur leider wusste ich nicht, wohin ich entlang gehen musste, um aus dem großen Anwesen herauszukommen. Ich hatte nicht vor länger hier zu bleiben. Ich wollte wieder zu meinem Clan und würde es auch irgendwie wieder dorthin schaffen.
Ich hörte ein lautes Räuspern hinter mir und wusste, dass es von Tobirama kam. Deswegen ignorierte ich es ganz einfach und lief weiter in irgendeine Richtung.
„Du gehst in die falsche Richtung, Haiyana."
Ich hielt einfach an und drehte mich um, ohne ihn dabei anzusehen, und ging in die entgegengesetzte Richtung. Wieder hörte ich seine Schritte hinter mir und diesmal auch einen leisen erstickten Laut, und ich wusste, dass er leise lachte. Ich legte noch einen Zahn zu und erkannte etwas weiter vor mir eine Treppe, die nach unten führte. Dieses Anwesen war verdammt noch einmal riesig und ich hatte keine Ahnung, wohin diese Treppen führten.
Als ich am Geländer ankam, blieb ich stehen und schaute erst einmal nach unten. Ich konnte nur das Ende der Treppen erkennen und war enttäuscht. Einen Augenblick später stand auch Tobirama neben mir und schaute nach unten, meinem Blick folgend.
„Also, hast du dich wieder beruhigt, und hörst auf mit dem Kindertheater? Dann kann ich dir den Weg nach draußen zeigen. Ist gar nicht so schwer."
Ich schaute ihn mit verengten Augen an und wollte etwas entgegnen, als sich plötzlich mein Magen meldete und ziemlich laut knurrte. Er schaute mich mit einem Lächeln an und ich errötete. Gleich fasste ich mich aber wieder, verschränkte die Arme vor der Brust und fing an die Treppen herunterzusteigen. Er holte mich ohne Mühen ein und lief neben mir her.
„Also ich kenne da einen sehr schönen Laden, wo wir etwas essen können. Danach können wir uns noch im Dorf umsehen, natürlich nur, wenn du möchtest.", sagte er ganz beiläufig und ich fragte mich, wie er es schaffte, immer so gelassen zu wirken. Ich wollte mir etwas davon abschauen und deswegen begann ich gleich damit, ihm normal zu antworten, als wäre nichts passiert.
„Also gut, aber ich hätte da noch eine Frage."
Er schaute mich aus den Augenwinkeln an und meinte jetzt etwas ernster:
„Und die wäre?"
„Wieso lässt du mich in das Dorf und hilfst mir überhaupt? Wenn ich wieder zurück zu meinem Clan gehe, könnte ich ihnen alles erzählen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du so ein Risiko auf dich nehmen würdest."
Wir standen jetzt vor einer riesigen Doppeltür und er schaute mich mit einem hartherzigen Blick an, von dem ich eine Gänsehaut bekam.
„Du hast Recht, so ein Risiko würde ich niemals eingehen. Aber in diesem Fall brauche ich mir überhaupt keine Sorgen zu machen, weil ich nicht vorhabe, dich wieder zurückzuschicken. Du bist jetzt unsere Gefangene und wirst auch dementsprechend hier bleiben müssen."
Während er sprach, weiteten sich meine Augen immer mehr und meine Mund öffnete sich. Ich war sprachlos, konnte nichts dazu sagen, wobei ich doch so gerne geschrien hätte. Das hätte ich ihm niemals zugetraut.
Ich fühlte mich aus irgendeinem Grund hintergangen von ihm, obwohl ich es doch hätte ahnen sollen. Mit einem Mal traf es mich hart. Die Wahrheit war, dass ich tief im Inneren glaubte, wir seien Freunde. Zumindest nicht mehr direkte Feinde. Und auch wenn ein Teil von mir es nicht zugeben wollte und ich auch immer versuchte diese Seite zu überspielen, ich empfand manchmal sogar mehr als das.
Ich dachte, auch er würde ähnlich fühlen, aber ich hatte mich wohl sehr vertan in ihm.Jetzt steckte ich jedenfalls hier fest.
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Love and Honor
FanfictionLiebe, die über alle Grenzen hinauswächst. Eine Madara Uchiha x Mitsuka Uchiha* & Tobirama Senju x Ayana Uchiha** Fanfic (*),(**): beides meine OC's Disclaimer: Alle Charaktere, bis auf meine OC gehören Masashi Kishimoto