16. Lecker Süßes!

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(Haiyanas Sicht)

Ich fasste mich wieder und sagte zu ihm in ebenfalls kaltem Ton:
„Ich verstehe. Dann werde ich mich wohl an die Regeln halten müssen."
„Das wäre zu deinem Vorteil. Solange du nichts anstellst, wirst du keine Schwierigkeiten haben, hier zu leben. Hier bist du offiziell eine Senju. Man wird es nicht merken, solange du nichts verrätst."
Damit wandte er sich an die Tür und öffnete sie. Ich sagte nichts mehr, aber mein Herz schien entzwei gerissen zu werden. Sie hatten mir meinen ganzen Stolz genommen. Meinen ehrenvollen Namen. Sie hatten mich zu einer Verräterin gemacht. Was hatte es jetzt noch für einen Sinn zu leben.
Es kostete mich die alle größte Anstrengung, nicht vor ihm in Tränen auszubrechen. Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so schutzlos und hilflos gefühlt.
Ich konnte nicht anders und schniefte ganz leise. Tobirama drehte sich mit verblüffter Miene zu mir um und schaute mich mit etwas geweiteten Augen an. Ich erschrak selber bei dem Klang. Als ich seinen Blick auf mir spürte, versuchte ich mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, die Tränen zurückzuhalten. Aber eine einzige Träne schaffte es doch zu entkommen und floss an meiner Wange herab, bis zu meinem Kinn. Ich schloss die Augen, um mich besser zu beruhigen zu können, doch als ich plötzlich Finger an meiner Wange spürte, schlug ich die Augen schlagartig wieder auf.
Tobirama stand genau vor mir und hatte seine Hand ausgestreckt, um mit den Fingerspitzen den Pfad der Träne entlang zu streichen. Ich erschauderte bei seiner Berührung und konnte nicht atmen.
„Du musst nicht traurig sein, Haiyana. Ich werde dafür sorgen, dass es dir hier gut geht.", sagte er mit bestimmter Stimme.
Er drehte sich um und ging jetzt aus dem Anwesen. Während er ging rief er noch ohne zurückzuschauen:
„Komm jetzt, sonst verhungerst du noch!"
Vielleicht...ganz vielleicht würde es nicht ganz so schlimm sein hierzubleiben.
Ich beeilte mich, um ihn einholen zu können und als ich ihn endlich erreichte, gingen wir nebeneinander ohne noch weiter zu reden.

~~~
(Tobiramas Sicht)

„Oh, lecker! Das schmeckt wirklich gut!"
Ich sah zu wie sie einen Teller nach dem anderen leerte und wunderte mich, wie eine Frau ihres Maßes so viel essen konnte, und dabei auch noch so schlank blieb. Aber eigentlich freute ich mich nur, dass sie nicht mehr traurig zu sein schien. Ich hatte es wieder einmal übertrieben und diesmal hatte sie sogar weinen müssen. Diese Reaktion hatte ich nicht erwartet, aber es hatte nur meine Vermutung bestätigt, dass sie überhaupt nicht so hart war, wie sie sich gab.
Sie stoppte kurz mit essen und schaute mich fragend an.
„Wieso isst du denn nichts?"
„Ich habe keinen Hunger.", sagte ich knapp.
Sie zuckte mit den Schultern und sagte:
„Wenn du meinst."
Nachdem sie endlich fertig war mit ihrem Essen, gingen wir uns etwas umsehen im Dorf. Sie schaute verwundert überallhin und kommentierte fast alles was wir sahen. Nach einer Weile schaltete ich einfach ab und dachte über wichtige Clanangelegenheiten nach.
„Oh da müssen wir mal rein!"
Ich schaute schnell zu ihr und sah, wie sie auf den Waffenladen zeigte, der zu den größten in unserem Dorf zählte.
Oh nein keine gute Idee!
„Ich denke nicht, dass wir da rein gehen werden.", sagte ich scheinbar unbeeindruckt und gelassen.
„Was? Wieso denn nicht? Ich könnte nach einer schönen Waffe schauen. Meine eigenen hab ich ja nicht mehr. Am besten wäre ein-"
Ich unterbrach ihren Redeschwall, indem ich sie zu mir drehte und ihr langsam erklärte:
„Haiyana, dort haben Frauen nichts zu suchen. Es wäre reichlich merkwürdig, wenn du da reingehen würdest."
Sie schaute mich geschockt an und dann den Laden.
Bei den Senjus durften Frauen nicht zu Kunoichis werden. Ganz anders als bei den Uchiha. Wir fanden das immer sehr seltsam, dass die Uchihas Kunoichis ausbildeten, aber nachdem ich Haiyana getroffen habe, konnte ich mir ein genaueres Bild davon machen und ich fand es gar nicht mehr so schlimm. Sie waren definitiv stark genug um zu kämpfen und allein das zählte. Trotzdem empfand ein kleiner Teil in mir Mitleid für die Uchiha-Kunoichis.
„Ich verstehe nicht ganz...haben die Kunoichis hier keine Waffen oder kaufen sie die Waffen woanders? Also bei uns gibt es nur einen Waffenladen, wo Shinobis und Kunoichis einkaufen können."
Das war mal wieder ganz typisch für sie. Verdrehtes Denken. Ich seufzte tief und sagte dann mit ruhiger Stimme:
„Wir haben gar keine Kunoichis."
Sie stutzte und schaute mich verwundert an.
„Oh...ich verstehe. Schade! Ich würde echt gern mal da rein schauen, aber was solls."
Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Es war für mich etwas ganz neues, dass Frauen in einen Waffenladen gingen, um sich einfach mal „umzuschauen". Die Senjufrauen waren immer damit beschäftigt, sich um den Haushalt und die Kinder zu kümmern. Die Ausbildung zur Kunoichi kam gar nicht in Frage. Außerdem waren sie alle Tratsch Tanten und redeten durchgehend, zusammen mit anderen Frauen, über belangloses Zeug. Mich nervten diese Eigenschaften zunehmend und deswegen hatte es mich noch immer nicht zu einer Senju hingezogen.
Haiyanas hingegen war so ziemlich das Gegenteil. Sie war eine Kunoichi und sie kämpfte für ihren Clan. Sie hatte sogar ihr Sharingan erweckt und konnte die Jutsus ihres Clans einwandfrei benutzen.
Als ich zum ersten Mal auf sie auftraf, hatte mich ihre Art fasziniert und ich fand es sehr erfrischend, gegen sie zu kämpfen. Viel mehr, mit ihr zu spielen, denn anders konnte ich es nicht bezeichnen. Für mich war sie kein Feind, weil ich meine Feinde immer tötete. Aber sie würde ich niemals töten. Ich fand es sehr bewundernswert, dass sie sich jedes Mal traute, gegen mich zu kämpfen, obwohl wir beide genau wussten, dass sie mir unterlegen war.
Ich schob meine Gedanken beiseite und betrachtete ihr enttäuschtes Gesicht.
„Magst du Süßes?", fragte ich, um sie etwas von dem Waffenladen abzulenken.
Ihr Gesicht erhellte sich gleich und sie nickte mit einem schiefen Grinsen. Ich lächelte und machte eine kleine Gedankennotiz davon, dass sie süßes Zeug mochte.
„Dann lass uns zum Dangoladen gehen. Das wird dir bestimmt gefallen."
Ich lief die Straße entlang und sie beeilte sich, mit mir Schritt zu halten.

***

Love and HonorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt