23. Hochzeit!

852 44 16
                                    

(Mitsukas Sicht)

Eine Woche war viel zu schnell vergangen und nun stand ich in einem der unzähligen Räume des Uchiha Anwesens und wurde von einer Hausangestellten in einen viel zu engen Kimono gezwängt.
„Ich glaube, das ist zu eng! Wieso kann ich nicht einfach einen normalen Kimono tragen?", jammerte ich.
Die Hausangestellte schaute mich tadelnd an und machte das Band an meiner Taille noch enger.
„Sie werden die Frau unseres Clanoberhaupts, Mitsuka-sama. Da dürfen sie nicht in Alltagskleidung zur Hochzeit erscheinen, aber sie können beruhigt sein, für die Feier nach der Trauung habe ich noch ein Kleid für sie bereitgestellt. Es ist viel bequemer als dieses hier und sie werden damit besser tanzen können."
Ich schaute sie entgeistert an.
„Tanzen!?"
Sie schaute mich fragend an und ich wusste, dass das nächste, was sie sagte, mir ganz und gar nicht gefallen würde.
„Wissen sie etwa nicht, dass sie zum Schluss der Feier vor den ganzen Gästen für ihren Mann tanzen müssen?"
„I-ich soll tanzen?! Ich kann nicht tanzen!"
Sie stellte sich jetzt vor mich und schaute mich ernst an.
Ich würde mich heute ganz sicher blamieren und Madara würde das sicherlich nicht gefallen. Aber was konnte ich denn dafür, wenn keiner mir Bescheid gab, dass ich vor allen tanzen musste? Außerdem hatte ich die ganze Woche über kein einziges Mal meinen Verlobten gesehen und würde ihn heute erst wieder sehen können, wenn wir zu Mann und Frau erklärt wurden. Das alles war für mich ein einziges Desaster und ich wollte das alles einfach nur so schnell wie möglich hinter mich bringen...
„Dann sollten sie es schleunigst lernen. Ich werde ihnen die Schritte zeigen und sie versuchen dann eben ihr bestes da draußen.", unterbrach die ältere Frau neben mir meine Gedanken.
Sie erinnerte mich sehr an meine Tante und ich freute mich, dass sie mich nicht genauso behandelte, wie alle anderen im Dorf auch.
„Vielen Dank! Na gut, also dann mal los."

~~~

Der Tanz stellte sich als nicht sonderlich schwer heraus und nach zwanzig Minuten konnte ich die Schritte. Aber wie es dann mit der Musik zusammen werden würde, konnte ich schlecht einschätzen. Ich würde einfach mein Bestes geben.
„Sie schauen wunderschön aus, Uchiha-sama. Ich habe noch nie eine schönere Frau gesehen."
Kisaki, wie die ältere Hausangestellte hieß, brachte mir einen großen Spiegel, in dem ich mich von oben bis unten betrachten konnte und stellte ihn vor mich.
Ich musste zugeben, dass sie ganze Arbeit geleistet hatte, denn die Frau in dem Spiegel schien wie ausgewechselt. Ich konnte mich selber fast nicht mehr erkennen in dem Spiegelbild.
Anstelle eines langen Zopfes wurden meine Haare mit steinverzierten Nadeln hochgesteckt und meine Augen wurden dezent geschminkt, sodass die Mandelform besser zur Geltung kam. Meine Lippen hatten die Farbe von Kirschen und meine Gesichtshautfarbe war jetzt um ein paar Nuancen heller, sodass Lippen und Augenfarbe sehr betont wurden.
Der Kimono war zwar eng, aber sah so wunderschön aus, dass es mir die Sprache verschlug. Der untere Teil des hellblauen Gewandes war mit Naturlandschaften in den schönsten Farben verziert, was ihm etwas Einzigartiges und Einmaliges gab. An dem Kragen und den Ärmeln war er verziert mit goldenen Fäden und ich fragte mich, wie viel der Kimono wohl gekostet hatte, aber Geld schien hier wohl kein allzu großes Problem zu sein.
Schlussendlich gab sie mir noch einen mindestens genauso schönen Fächer in die Hand und sagte, den Tränen nahe:
„Sie müssen jetzt raus und...das schaffen sie schon!"
Ich schaute sie an und musste selber fast weinen. Nur die Schminke an meinem Gesicht hielt mich noch davor ab, vor ihr in Tränen auszubrechen. Diese Frau wuchs mir immer mehr ans Herz und auch wenn es absurd klang, ich wollte sie jetzt nicht verlassen. Sie gab mir im Moment ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Genau was ich jetzt am dringendsten benötigte.
„Können sie mich bitte begleiten, Kisaki-san? Da ich keine Familie mehr besitze, müsste ich sonst ganz alleine gehen. Ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, um das alleine zu überstehen."
Ich ging auf sie zu und umarmte sie fest.
„Na-natürlich Kind, ich meine Mitsuka-sama."
Ich lachte laut auf und löste die Umarmung. Dass sie mich begleiten würde, freute mich sehr und nahm mir auch etwas von Angst.
Wir verließen gemeinsam das Zimmer und liefen in den riesigen Garten des Anwesens, wo die Trauung und auch das Fest stattfinden würden. Alle Uchiha waren zu diesem Anlass eingeladen und würden natürlich auch kommen. Viele wussten nur, das ihr Clanoberhaupt Madara Uchiha heiraten würde, nicht, mit wem er heiraten würde.
Als ich den Garten betrat wurde es überall auf einmal still und jeder schaute mich neugierig an. Mir war es sehr unangenehm und ich vergas zu lächeln und schaute verlegen auf meine Füße. Neben mir hielt Kisaki meine Hand und drückte sie jetzt ganz fest. Das gab mir wieder Mut und ich schaute würdevoll auf.
Ich schaffe das.
Ich schaute mich unauffällig um und entdeckte Madara ganz vorne, neben einem Mann mit traditioneller Uchiha Kleidung. Madara schaute mich mit einem kleinen Lächeln an. Ich lächelte nicht zurück und schaute zu Kisaki.
„Sie müssen jetzt zu ihm gehen.", sagte sie leise.
„Und sie?"
„Ich bleibe hier."
Sie ließ meine Hand los und ich versuchte nicht bemerkbar zu machen, dass ich Angst davor hatte, alleine nach vorne zu laufen. Die Blicke aller Gäste auf mir und bereit, jede Sekunde einen Fehler zu machen.
Kisaki stieß mich unauffälig mit einer Hand leicht nach vorne und ich begriff. Langsam lief ich inmitten der Menge zu Madara. Ich schaltete die Menschen um mich herum so gut es ging ab und achtete nur noch auf meinen eigenen Gang.
Als ich endlich vorne ankam stellte ich mich neben Madara und spürte seinen durchdringenden Blick auf mir. Ich schaute ihn absichtlich nicht an und drehte mich gleich zu dem Mann vor uns. Er sollte uns wahrscheinlich trauen.
Madara neben mir drehte sich jetzt auch zu dem Mann und anscheinend war das für ihn das Zeichen, mit der Trauung zu beginnen.
~~~
Nachdem wir beide uns das Ja-Wort gegeben hatten, kündigte Madara das Fest an, das Essen wurde serviert und jeder tanzte zu der lauten Musik. Nur ich blieb stehen wo ich war und hatte nicht vor, am Fest teilzunehmen.
Doch plötzlich kam Madara wieder zurück zu mir, schlang einen Arm um meine Taille und zog mich mit sich zu den Gästen. Ich versuchte Widerstand zu leisten, indem ich mich keinen Millimeter vom Fleck bewegte, aber er war zu stark und ich gab nach.
Ich hörte ihn leise lachen und musste mich wirklich bemühen, nicht offen zu zeigen, wie wütend ich war. Immer gewann er, auch bei so einer kleinen und unbedeutenden Angelegenheit wie die hier.
Langsam liefen wir gemeinsam zu dem Tisch, welcher nur für uns beide vorgesehen war. Er war schön eingerichtet worden und überall waren leckere Speisen und Getränke, nur das ich überhaupt keinen Appetit hatte und als wir uns hinsetzten rührte ich das Essen nicht an. Madara aß zwar etwas, aber mir fiel auf, dass er insgesamt sehr wenig aß und trank.
Viele Menschen kamen, um uns zu gratulieren und ich ließ es über mich ergehen, aber die Personen, auf die ich gehofft hatte, dass sie auch kommen würden, konnte ich nirgendwo entdecken. Das machte mich sehr traurig und ich nahm mir vor, meine Tante und Cousine sehr bald besuchen zu gehen, denn ich konnte es nicht mehr ertragen, mit ihnen verstritten zu sein und außerdem war ich im Moment auch nicht besser als Ayo, denn ich hatte ihr nichts davon erzählt, dass ich verlobt war (auch wenn es nur anderthalb Wochen waren).
Plötzlich erschien Mioshi neben Madara und sagte zu ihm:
„Madara-sama, es wird Zeit, dass ihre Braut für sie tanzt."
Ich schluckte schwer und mein Herz begann laut zu pochen. Meine Hände hatte ich ineinander gelegt und hoffte, dass so man nicht bemerken würde, dass ich zitterte. Es wäre nicht von Vorteil, Madara meine Schwäche preiszugeben.
Es ist so weit. Jetzt werde ich mich vor ihm blamieren.
Madara schaute mich kurz an, bevor er sich wieder an Mioshi wandte und erwiderte:
„Sie wird nicht tanzen."
Ich schaute überrascht zu ihm auf und war mir sicher, dass ich mich verhört haben musste.
Würde er darauf verzichten, nur weil ich es nicht will?
„Aber Madara-sama, das ist Trad-"
„Ich glaube, ich habe mich klar genug ausgedrückt.", unterbrach er Mioshi und ich war überglücklich darüber.
Ich lächelte sogar und mein Herz pochte nicht mehr vor Angst, sondern viel mehr vor Liebe. Aber ich hatte mich anscheinend zu früh gefreut, denn als Mioshi wieder verschwand, drehte er sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr, sodass nur ich es verstehen konnte:
„Du wirst später für mich tanzen. Nur für mich."
Mein Lächeln verschwand und ich spürte, wie ich knallrot wurde. Madara lehnte sich wieder zurück und verhielt sich ganz normal, als ob er nichts zu mir gesagt hätte.
Ich wusste natürlich, was er damit gemeint hatte und mir wurde schlecht. Ich hatte gehofft, dass er warten würde, aber wieso sollte er? Ich wollte jetzt viel lieber vor dem ganzen Uchiha Clan tanzen, anstatt später mit ihm alleine „tanzen" zu müssen.
Das Fest dauerte lange und als dann auch die letzten Gäste endlich gingen, verfiel ich innerlich in Panik. Er stand langsam auf, nahm meine Hand und zog mich zu sich herauf. Wir waren uns jetzt sehr nah und ich wagte nicht zu atmen.
„Wollen wir jetzt tanzen gehen?"
Schnell machte ich einen Schritt von ihm weg und sagte:
„Ehh...Ich denke zum Tanzen ist es jetzt viel zu spät."
Er lachte laut auf und kam wieder näher an mich heran. Es kostete mich eine Menge an Selbstbeherrschung, nicht wieder zurückzuweichen.
Was ist nur los mit dir Mitsuka? Das ist es doch, was du dir all die Jahre lang gewünscht hast und jetzt, wenn deine Träume wahr werden, verhältst du dich ihm gegenüber so abweisend.
Ich verstand mich selber nicht mehr. Seit dem „Training" mit ihm, hatte ich eine gewisse Furcht vor ihm, die mich jetzt auf Abstand hielt. Ich konnte es gar nicht beeinflussen. In meinem Unterbewusstsein war er bereits als gefährlich eingestuft worden und dementsprechend handelte mein Körper von selber. Eine reine Schutzfunktion.
Er umfasste mit beiden Armen meine Taille und plötzlich waren wir nicht mehr in dem festlichen Garten, sondern in einem riesigen und sehr geschmackvoll eingerichteten Raum. Es war ein Schlafzimmer mit einem sehr großen Bett in der Mitte und ebenfalls großen Fenstern. Die Möbel im ganzen Zimmer waren perfekt aufeinander abgestimmt und sahen außerdem sehr teuer aus.
Er ließ mich wieder los und ging zu einer von zwei Türen, die in andere Räume führen mussten. Er öffnete sie und sagte wieder an mich gewandt:
„In diesem Raum können wir uns umziehen."
Damit drehte er sich wieder um und ging in das andere Zimmer. Ich stand jetzt unschlüssig auf der Stelle und wusste nicht, was ich machen sollte, denn einerseits wollte ich mich nicht neben ihm umziehen und andererseits war er jetzt mein Mann und ich sollte mich schleunigst daran gewöhnen.
Ich überlegte noch eine Sekunde länger und entschied mich dafür, ihm zu folgen. Es hatte ja sowieso keinen Sinn, mich vor ihm zu schämen. Am Ende würde ich mich nicht vor ihm verstecken können.
Zögerlich lief ich zu der Tür und legte meine Hand auf den Griff. Mein Herz hämmerte hart gegen meine Brust. Ich fasste meinen ganzen Mut zusammen, atmete einmal tief durch und drückte die Klinke runter.
***

So Leute, das ist jetzt das letzte Kapi, das ich geschrieben hatte und ab jetzt versuche ich trotzdem so oft wie möglich abzudaten.

Ich danke jedem, der diese Story ließt, kommentiert und votet :3

Love and HonorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt