7. Aufbruch aber vorher Klartext

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(Mitsukas Sicht)

Am nächsten Tag stand ich sehr früh auf und badete. Danach zog ich mir meine Kampausrüstung an und band mir die Haare zu einem hohen Pferdeschwanz. Schließlich aß ich noch etwas, um mich für den Kampf zu stärken.
Normalerweise ging ich immer noch kurz meine Tante und Cousine besuchen, aber heute blieb ich einfach zu Hause und starrte aus dem Fenster, bis ich aufbrach.
Auf den Straßen war mal wieder richtig was los.
Überall verabschiedeten sich Shinobis von ihren Familien und Geliebten. Viele Tränen flossen und ich verübelte das niemandem, denn es bestand immer die Ungewissheit auf ein Wiedersehen.
In diesem Moment fühlte ich mich einsam, war aber auch in gewissem Maße glücklich darüber. So hatte ich nicht die Möglichkeit jemanden traurig zu machen, wenn ich starb. Ich wäre dann einfach weg und niemand würde sich jemals wieder an mich erinnern.
Langsam lief ich zum Haupttor des Uchiha-Dorfes. Dort sollten sich alle Shinobi treffen und auf den Abmarsch warten.
Während ich lief bemerkte ich, dass ich überhaupt keine Angst hatte. Keine Angst davor, zu sterben. Das Gefühl war unglaublich. So frei und sorgenlos! Ein Lächeln schlich sich mir aufs Gesicht und die Vorfreude auf den bevorstehenden Kampf machte bald daraus ein breites Grinsen. Ich würde heute keine Gnade zeigen.
„Was gibt's da denn zu lachen, Mitsuka?"
Ich drehte mich erschrocken um und sah, dass Haiyana neben mir stand und mich angrinste. Ich war so vertieft gewesen in meinen Gedanken, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie sie gekommen war.
„Erschreck mich doch nicht so, Haiyana!"
Ich schlug ihr spielerisch auf den Rücken und sie lachte nur darüber.
Ich musste zugeben, dass ich Haiyana echt gern hatte und sie auch vermissen würde. Aber ob es auch umgekehrt so war, wusste ich nicht.
„Ich wollte dich gar nicht erschrecken. Was kann ich dafür, wenn du von deinem Schwarm träumst und alles um dich herum vergisst."
„Du spinnst doch, ich habe gar nicht an meinen Schwarm gedacht...ich habe noch nicht einmal einen!"
Leider spürte ich auch sogleich, wie ich rot wurde. Mein Körper spielte wieder einmal gegen mich.
Sie schaute mich wohlwissend an und grinste dabei frech.
„Ja ja schon klar."
Na gut, ich würde sie bestimmt nicht vermissen!
„Ich meine es ernst. Da gibt es niemanden."
Ich versuchte dabei so ernst wie möglich zu schauen.
Sie grinste immer noch und ich hatte das starke Bedürfnis danach, ihr dieses aus dem Gesicht zu schlagen.
„Stell dich doch nicht so an, Mitsuka. Ich sehe doch wie du ihn anschaust und immer neben ihm rot wirst."
„Ich weiß nicht was du meinst und außerdem muss ich mich jetzt beeilen. Ich darf heute nicht zu spät kommen."
Ich lief jetzt schneller, nicht nur um nicht zu spät zu kommen, sondern auch um diesem Gespräch zu entkommen. Haiyana versuchte erst gar nicht mit mir Schritt zu halten, aber ich hörte, wie sie noch hinter mir herrief:
„Dieses Gespräch ist noch nicht beendet!"
Ich drehte meinen Kopf etwas zur Seite und rief:
„Oh doch, das ist es!"
Ich hörte noch ihr Lachen und musste selbst grinsen. Wir führten uns auf wie Kinder, dabei mussten wir heute zusammen in den Kampf ziehen und wussten noch nicht einmal, ob wir uns danach jemals wiedersehen würden.
Als ich endlich am Haupttor angelangt war, standen schon viele Männer dort. Ich hielt Ausschau nach Izuna-sama und konnte ihn ganz vorne erkennen. Er stand dort mit seinem Bruder und wartete.
Immer wieder kamen neue Männer hinzu, die zu ihm gingen, und sich bei ihm meldeten. Er schrieb dann etwas auf seinen Block und entließ die Männer wieder.
Ich ging mit schnellen Schritten zu ihm und fragte mich, was jetzt wohl kommen würde. Als ich bei ihm war, verbeugte ich mich und sagte:
„Izuna-sama, ihr habt mich erwartet."
Er schaute mich überrascht an und sagte:
„Mitsuka?! Ich hatte nicht wirklich erwartet, dass du kommst!"
Ich schaute ihn ungläubig an. Machte er sich über mich lustig?
„Izuna-sama ich verstehe nicht ganz..."
Und mit etwas gesenkter Stimme fügte ich noch hinzu:
„Sie haben mir doch den Brief geschickt, oder nicht?"
„Ja, aber ich habe erst danach erfahren, dass deine körperliche Verfassung es nicht zulässt, dass du mit in den Kampf ziehst."
Ich wusste wirklich nicht, von wo er seine Informationen bezog und es regte mich zunehmend auf, dass fremde Personen Dinge über mich wussten, die noch nicht einmal ich selber kannte.
„Ich kann ihnen versichern, dass es mir wieder gut geht. Izuna-sama."
Ich hoffte, dass man nicht raushören konnte, dass ich innerlich nur so vor Wut kochte. Ich konnte Madaras Blick auf mir spüren. Diesmal zuckte ich aber noch nicht einmal mit der Wimper, noch wurde ich rot. Ich durfte meine Gefühle nicht so offen preisgeben.
„Dann gilt das Angebot natürlich immer noch."
Ich verbeugte mich erneut und wartete etwas abseits von den Männern auf das Signal zum Aufbruch. Dann erst würde ich mich an die Seite von Izuna stellen.
Plötzlich tippte mir jemand von hinten auf die Schulter und ich drehte mich erschrocken um. Vor mir stand niemand anderes als Hatsuma. Ich schaute ihn fassungslos an. Ich hatte mir vorgenommen, mich von ihm fernzuhalten. Doch anstatt wegzugehen und ihn stehenzulassen, fragte ich ihn kalt:
„Was willst du?"
„Ich habe gehört, dass es dir ziemlich schlecht ging, und wollte deswegen fragen, wie es dir jetzt wieder geht."
Ich versuchte, so leise wie nur möglich zu sprechen. So laut, dass nur er es verstehen konnte.
„Hör zu Hatsuma, ich weiß über deine Verlobung mit meiner Cousine Bescheid. Ich verstehe nur nicht, was du noch hier zu suchen hast."
Sein Gesicht wurde mit einem Mal ganz blass und er fing an zu stottern:
„C-C-Cousine? "
„Ja, Cousine. Was dachtest du dir eigentlich dabei? Dass ich niemals erfahren hätte, dass du verlobt bist. Und wenn, wolltest du allen Ernstes deine eigene Frau hintergehen?"
Meine Stimme wurde immer lauter und ich versuchte mich wieder zu beruhigen. Ich atmete langsam ein und aus und betrachtete Hatsuma. Mit jedem Wort, das ich sagte, schrumpfte er immer weiter in sich zusammen. Er schaute auf seine Füße, als er endlich antwortete:
„Es ist eine arrangierte Heirat, Mitsuka. Ich werde Ayo nicht aus Liebe heiraten. Ich werde immer nur dich lieben."
Jetzt schaute er mir direkt in die Augen und ich musste schlucken. Er hatte einen so traurigen Blick, dass es mir Leid tat. Ich konnte ihn verstehen. Man konnte sich nicht aussuchen, wen man liebte. Ich war das beste Beispiel.
„Es tut mir wirklich Leid Hatsuma, dass es so kommen musste. Ich wünschte, dass du Ayo lieben würdest anstatt mich. Ich denke aber, dass du mit der Zeit lernen wirst sie zu lieben. Und dann wirst du auch mich vergessen können."
Plötzlich erschien das Signal zum Aufbruch und ich war wirklich glücklich darüber. Trotzdem konnte ich noch hören, wie Hatsuma viel mehr zu sich selbst sagte:
„Ich glaube nicht."
Ich antwortete nicht darauf und lief zu Izuna. Nachdem ich bei ihm angelangt war schaute er mich nur kurz an und ich stellte mich an seine Seite. Ich konnte noch erkennen, dass Hatsuma sich weiter hinten in eine Reihe stellte. Mit einem weiteren Signal setzte sich der ganze Trupp in Bewegung.
Was Mitsuka aber noch nicht ahnte war, dass das, der wahrscheinlich schlimmste Tag für sie werden würde.

***

Love and HonorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt