Collect beautiful Moments not money
Song: Something about you ~ Rudimental X Elderbrook
Mein Mund klappt auf und ich presse ihn zusammen, aber nicht lange, denn meine Züge sind außer Kontrolle. Anfangs gefiel es mir nicht, dass Clive nicht einmal die Nachttischlampe anschaltete, aber jetzt...
„Und Chloé ist ihre Schwester?"
Er nickt und es wirkt eher mechanisch als menschlich.
Plötzlich überkommt mich eine Woge des schlechten Gewissens. Nervös zwirble ich das Stückchen Bettdecke in meiner Hand herum. Wieso habe ich ihn nicht gleich gelöchert und eher auf mein Gefühl gehört, dass etwas nicht stimmt? War ich so von Sebastian eingenommen, dass mir das entgangen war? Nein, nicht Sebastian – nicht nur – es war die Party, es war, wegen seines verletzenden Verhaltens.
Clive lässt den Kopf nach unten gleiten und starrt irgendetwas an, nur nicht mich. „Anita hat mir nie geglaubt, dass zwischen Azura und mir nichts läuft."
„Habt ihr euch deswegen so gezofft."
Wieder schüttelt er den Kopf, das hat er vorhin schon ganze vier Mal getan, nachdem ich immer wieder weiterbohren musste, bis es mir die ganze Geschichte präsentiert hat.
Geduldig warte ich und fahre währenddessen seine schemenhafte Mondlichtgestalt ab. Die Fenstertür liegt ihm direkt gegenüber und erhellt seine Züge. „Naja, auch, aber es gab noch einen Grund."
Ich warte, aber es kommt nichts mehr.
Plötzlich kribbelt es merkwürdig in meiner Hand und meine Instinkte lenken mich eine Sekunde lang. Ich kann gar nichts dagegen tun, sie streckt sich von selbst aus und klemmt sich um Clives Hand wie beim Händeschütteln.
Seine Hand ist warm und etwas rau, trotzdem empfinde ich es als äußerst angenehm.
„Deswegen warst du so angespannt?"
Der größte Teil in mir verstand nun sein Verhalten. Ich schätze, ich hätte mich genauso benommen, hätte ich meinen Ex-Freund – hätte ich denn einen – nach eineinhalb Jahren wiedergesehen und mich zuvor noch mit seiner Schwester unterhalten müssen.
Trotzdem regt sich in mir weiterhin Unverständnis und ein letzter Rest Zorn. Ganz gleich wie sehr ich mitfühle, meine Eltern haben mir beigebracht, meine Gefühle und Wut nicht an anderen auszulassen.
„Es tut mir leid, ehrlich." Clive hebt den Kopf minimal, linst mich durch den Haarvorhang an. Ich stelle ihn mir ohne die Haare über der Stirn vor und die Narbe strahlt mich blendend an. Vor meinem Auge tauchen Bilder von damals auf. Es fühlt sich ein bisschen so an, als wäre ich ein Zuschauer meiner eigenen Erinnerungen und darf das Spektakel durch buntes Glas verfolgen.
Ich kann meinen Herzschlag klar und deutlich hören, ruhig... oder ist es seiner?
„Okay, ich... erzählst du mir den Grund irgendwann?"
Er schluckt. „Das willst du nicht wissen."
„Hast du sie betrogen?" Ich passe ihm den Ball zurück und Clive blinzelt mich erschrocken an. „Traust du mir das zu?" Enttäuschung glitzert in seinen Augen, aber er hätte mich nicht ansehen müssen, seine Stimme verrät ihn.
Behutsam schüttle ich den Kopf und drücke kurz seine Hand, sie ist wärmer als Sebastians. „Nein."
Wahrscheinlich hat er es nicht bewusst gemacht, aber Clive hält meine Hand für einen Moment ein bisschen fester, als würde er einen Teddybären umarmen.
Und damit zerfällt mein Zorn. Ich weiß nicht warum, oder wie, aber er verpufft wie Wasser auf einem schwarzen Stein in der prallen Mittagssonne.
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Clive | Original | √
Teen FictionRosemary Adams führt eigentlich ein Bilderbuchleben. Eine glückliche Familie, zwei beste Freundinnen, die für sie durchs Feuer gehen würden und eine Leidenschaft für Kunst, die ihre Welt in Farbe taucht. Es fehlt nur noch der Traumprinz, um das letz...