Song: In case you don't live forever – Ben Platt
Blut rauscht durch meine Ohren, meine Fingerspitzen kribbeln wie Brausepulver im Wasser.
Schwerelos lasse ich meine Finger durch seine Haare wandern. Ich spüre seine Hände an meinen Wangen, seine Daumen, die vorsichtig über meine Knochen kreisen und wie ich mich immer tiefer in den Kuss fallen lasse.
Meine Lungen brennen vom Sauerstoffentzug, aber es scheint völlig bedeutungslos, solange ich Sebastians Lippen spüre. Solange seine Zunge meine umspielt und ...
Es ist nur ein winziges bisschen Luft, ein minimaler Platz zwischen unseren feurigen Lippen, doch es scheint, als genüge er, um uns beide mit einem tosenden Donnerschlag auseinander zu bringen.
Stück für Stück entfernen wir uns.
Ich frage mich, ob auch er so lange wie möglich wartet, die Augen zu öffnen, weil der Anblick des anderen bedeutet, dass nun alles zusammenbricht.
Wir wissen beide, dass jetzt alles einstürzt.
Woher ich dieses Gefühl habe ist mir ein Rätsel. Ich weiß nicht einmal, warum mir plötzlich so anders ist. Ich hatte immer geglaubt, Sebastian zu küssen wäre ein Feuerwerk – war es auch –, aber das, was danach kommt, das Gefühl von Flügeln, bleibt aus.
Stattdessen macht sich ein riesiger Klotz schlechtes Gewissen in mir breit. Ich habe Clive nicht betrogen, nicht direkt...
Dieser Kuss hat unsere Vereinbarung versunken und ich weiß nicht, ob ich genug Atem habe sie wieder herauf zu tauchen. Ich fühle mich... paralysiert, als könnte ich jede Sekunde in Tränen ausbrechen. In mir tobt ein Kampf zwischen Freude und Glück, dass ich endlich nach so langer Zeit Sebastian geküsst habe und den Kuss genossen habe, aber gleichzeitig wird mir diese Last bewusst.
Es ist eine Last, von der ich nicht gewusst habe, dass sie existiert.
Aber irgendwann muss ich die Augen öffnen.
Ich lasse mich zurück auf meine Fersen sinken.
Meine Lippen pulsieren unbändig, sodass ich nicht anders kann als mit dem Zeigefinger darüber zu fahren und stumm auf den Block auf meinem Schoß zu starren.
Dieser Kuss war so anders, als die ganzen Küsse mit Clive. Kein Vergleich. Es war unfassbar schön Sebastian zu küssen, gut. Nicht, dass Clive nicht küssen kann – bei Gott, das kann er genial – aber dieses Gefühl in meiner Brust...
„Rose, ich..."
Ich blinzle hastig und blicke endlich zu ihm auf.
Er schluckt, dann erwidert er meinen Blick mit großen Augen und ich kann die Reue darin ablesen, ich frage mich, ob meine genauso aussehen, oder ob er die Freude darüber... dahinter... sehen kann.
„Es... es tut mir so leid.", flüstert er tief und ich kann nicht anders, als den Kopf zu schütteln. Zuerst stockend, dann immer schneller, bis ich beschließe meine Hand auf seine zu legen. „Nein, nein, sag das nicht. Ich.... Ich wollte es genauso und..." Am liebsten würde ich ihm jetzt alles beichten. Ihm eröffnen, dass die Beziehung von Clive und mir nur ein riesengroßer Schwindel ist und wir eigentlich nur Freunde sind, die damit ein größeres Ziel erreichen wollen.
Aber ich schweige... ich breche meinen eigenen Satz ab.
Ich darf es nicht sagen.
Ich...
Scheiße! Was habe ich mir gerade dabei gedacht?
Das hier war gerade so ziemlich alles, was ich wollte, nur... anders.
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Clive | Original | √
Teen FictionRosemary Adams führt eigentlich ein Bilderbuchleben. Eine glückliche Familie, zwei beste Freundinnen, die für sie durchs Feuer gehen würden und eine Leidenschaft für Kunst, die ihre Welt in Farbe taucht. Es fehlt nur noch der Traumprinz, um das letz...