The Trouble is you think you have time ~ Buddha
Song: Hypnotized ~ Purple Disco Machine X Sophie and the Giants
Wir streiten noch immer vehement ab, dass wir ein Paar sind. Doch es ist nicht im Geringsten verwunderlich, dass unsere beiden Elternpaare das vermuten. Ich schätze, ich würde genauso reagieren, würde meine Tochter oder mein Sohn nach jahrelangen Hasstriaden plötzlich wieder so viel Kontakt zu ihrem Kindheitsfreund beziehungsweise -freundin haben.
Und dem Ganzen noch nicht genug, es war das zweite Mal, dass ich bei Clive übernachtet habe und diesmal... lagen wir sogar eine Weile lang zusammen im Bett.
Er ist ein Gentleman, denke ich mir, während ich gemütlich zu Westwoods trotte. Es ist kurz nach halb und ich bin zu aufgewühlt über das vergangene Wochenende, als dass ich noch länger hätte an unserem Esstisch sitzen können und mich von meinen Eltern mit Blicken durchlöchern.
Das war schlimmer als im Zoo, denn meine Eltern haben mir nicht süße, verträumte Blicke zugeworfen und den Drang verspürt mich unbedingt streicheln zu wollen, wie bei einem kleinen Lemuren, sondern mit beißenden Blicken, ähnlich einer ätzenden Säure, die sich nach und nach in dein Inneres brennt.
Doch das Schlimmste waren nicht einmal ihre Worte oder dieser schleifende Unterton, sondern ebendiese Blicke.
Ich war noch nicht einmal aus dem Haus der Westwoods, als mir dieser Gedanke kam: meine Eltern werden mich löchern!
Manch einer mag es als Zufall bezeichnen, ich als Glück, dass meine Eltern beschlossen haben am Sonntagnachmittag nach Boise zu Tante Giselle und Onkel Walter zu fahren. Ursprünglich wollte ich mit, aber nachdem ich meinen Eltern um halb drei geschrieben habe, Clive und ich wären noch immer auf der Party, haben sie wohl schon geahnt, dass ich ein wenig länger schlafen werde.
Folgerichtig habe ich sie gestern nicht mehr zu Gesicht bekommen und dafür heute Morgen umso neugieriger.
Ich entdecke Mimi auf der anderen Straßenseite und flöte ihren Namen, doch das gefleckte Glückstierchen ignoriert mich stur. Sie verleiht dem Wort „Catwalk" eine völlig neue Bedeutung.
Kopfschüttelnd trabe ich weiter, noch hundert Meter...
Die Bilder vom Samstag oder Sonntagnacht, je nach dem, wie man das betrachten möchte, blubbern wie Schmelzkäse im Ofen in meinem Kopf.
Eine Macke, die ich wohl schon immer hatte und auch gestern Nacht neben Clive wieder in Erscheinung getreten war, ist dieser schauerliche Perspektivenwechsel, sobald ich in Erinnerungen schwelge. Ich habe oft das Gefühl, als wäre ich ein Kinobesucher meiner eigenen Gedanken, unfähig mich zu bewegen und aus dem Saal zu stürmen, wenn es mir zu viel wird.
Gelegentlich schiebt jemand noch einen schwarz-weißen oder bunten Filter vor die Leinwand, dann tuckert der Film allmählich los.
Elizas blaue Augen treffen mich jedoch leider völlig ungefiltert und ich würde am liebsten wegsehen, aber mein Blick klebt so fest auf der Wand, dass man meinen könnte Sekundenkleber wäre im Spiel.
Genauso überrascht hat sie mich um zwei Uhr nachmittags gemustert, als ich gemeinsam mit Clive – und in seinem schlotternden Pulli und Jogginghose – die Treppe herunter spazierte.
Im Grunde hätten wir auch Händchen halten können oder uns Küssen, der Schock im Eisblau war endlos, als hätten wir ein Kapitalverbrechen begannen. Doch dann, Schlag auf Schlag, wandelte sich ihre Miene in blanke Freude.
Wahrscheinlich treffen Mom und sie sich schon seit Jahren heimlich und planen unsere Hochzeit bis ins kleinste Detail: ob wir lieber eine fünfstöckige, rosa Buttercremetorte mit Schokoladenfüllung und Biskuitboden wollen, oder ein Rondell mit Apfel-Zimt Cupcakes und Vanille-Frosting; oder gar welche Farbe die Kerzen in der Kirche und welche die im Stall oder Saal haben – abhängig davon, wo wir nach der Trauung feiern.
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Clive | Original | √
Teen FictionRosemary Adams führt eigentlich ein Bilderbuchleben. Eine glückliche Familie, zwei beste Freundinnen, die für sie durchs Feuer gehen würden und eine Leidenschaft für Kunst, die ihre Welt in Farbe taucht. Es fehlt nur noch der Traumprinz, um das letz...