45. Lucid Dreams ✔

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If you love it enough, anything will talk with you. - George Washington Carver

Song: Collide – Howie Day

„Rosemary?"

Musik. Irgendwoher kommt Musik, englischer Text... aber ich verstehe kein Wort. Ich spüre den kribbligen Chiffonstoff zwischen meinen Fingern. Nervosität.

„Ted?"

Meine Augen suchen fieberhaft die gesamte Bar ab, aber ich kann den schwarzhaarigen Mann nicht ausfindig machen. War das etwa nicht seine Stimme? Nein, doch, oder?

„Nein, ich bins."

Ich kenne diese Stimme, sie kommt mir bekannt vor.

„Wo bist du?", rufe ich atemlos. Ich versuche normal zu klingen, aber mein Herz rast wie nach zehn Stockwerken treppenlaufen. „Hier, du musst nur richtig suchen."

Es schmeckt nach Eisen, als ich schlucke. Meine Lippe ist aufgeplatzt, ich habe wohl zu fest darauf herumgenagt. Diese nervige Macke.

Wieso beruhigt sich mein Herz nicht?

Eine Blondine nippt an einem Martini, ihre Augenbrauen sind viel zu stark nachgefahren für ihre Haarfarbe und die Lippen... sie schreien mich förmlich an. Hinter hier lehnt ein junger Mann an der Wand. Auf seinem Kopf sitzen unzählige kringelige Locken, die mich prompt an den Prinzen aus meinem Märchenbuch erinnern. Genauso sah er auch aus, der bei Schneewittchen.

Aber er ist nicht der, den ich suche, sondern Ted. Aber nicht Ted, sondern...

Ich suche wohl einfach nur die Person, die meinen Namen gerufen hat. Es klang so vertraut und wie sind hier eindeutig im MacLarens.

„Verrätst du mir wenigstens deinen Namen, wenn du nicht Ted bist?"

Es klingt doch wie Teds Stimme. Theodore Mosby. Der hoffnungslose Romantiker aus „How i met your mother".

„Du kannst mich ruhig Ted nennen."

„Aber ich will deinen Namen wissen?"

Das ergibt keinen Sinn.

Warum kann ich mich nicht von diesem verfluchten Barhocker bewegen? Alles was mir erlaubt ist, scheint mich im Kreis zu drehen. Aber ich kann ihn nicht entdecken, nicht vor mir, nicht hinter mir.

„Ted."

„Nein."

„Vertrau mir, das hast du schon immer getan."

„Ich kenn dich doch gar nicht."

Das bin nicht ich. Das ist nicht... meine Stimme. Das ist... doch, das ist sie. Aber es sind nicht meine Worte, ich will fragen, was das hier soll. Warum ich hier bin oder warum ich mich nicht bewegen kann, nicht aufstehen.

Noch mehr Eisen, noch mehr weißer Chiffonstoff meiner Bluse. Warum trage ich überhaupt eine weiße Bluse?

„Doch, das tust du."

„Das ist nicht real."

„Nein, aber deine Angst ist es."

„Was für eine Angst, wovon redest du, Ted?"

„Siehst du, du nennst mich doch Ted."

„Weil du mir nicht deinen Namen verrätst."

„Du weißt ihn."

Ich lache hilflos auf, obwohl mir nicht im Ansatz nach Lachen zu Mute ist. „Nein, das tue ich nicht. Und ich weiß auch nicht was das hier soll, wovor habe ich Angst. Wer bist du?"

„Du bist hier, weil du Angst hast. Vor deinem Inneren selbst."

„Bitte?"

„Rosemary."

„Was?"

„Du musst die Augen öffnen."

„Warum?"

„Tu es! Wach auf. Dann wirst du es schon sehen."

„Nein, ich will wissen wer du bist."

„Das weißt du längst. Du hast es immer gewusst, aber nie wahr haben wollen, es wird Zeit."

„Nein."

Der Geschmack auf meiner Zunge verschwindet, ich spüre Druck an meinen Handgelenken.

Mit einem Schlag wird es Dunkel um mich herum. Kreischen, Glas zersplittert, es klingt, als wären sämtliche Glühbirnen auf einmal zersprungen und die Gläser in den Regalen allesamt aufs Parkett gekracht. Absätze kratzen über den Boden.

Mein Herz poltert in meinem Brustkorb herum, ich spüre keinen Chiffonstoff mehr zwischen meinen Fingern, ich spüre das Kribbeln in den Spitzen, aber ich kann mich nicht mehr bewegen.

Egal wie sehr ich mit den Füßen strample, nichts tut sich, das Kreischen wird nur lauter.

Was ist hier los?

„Wach auf, Rosemary! Du kannst es sehen, wenn du willst.", dröhnt Teds Stimme durch die Dunkelheit.

„KANN ICH NICHT!", kreische ich, aber ich habe das Gefühl, als könnte man nicht ein einziges Wort davon verstehen. Alles ist so laut so... unheimlich. Ich habe Angst, dass mein Herz vor Angst zerplatzt.

Mein Verstand steht kurz vorm Bersten.

„Ich bin bei dir. Immer, du musst mich nur lassen. Jetzt beruhig dich."

Das Glassplittern wird immer lauter, ich spüre wie etwas über meine Wange streift. Jemand schlingt seine Arme um mich, will mich vom Stuhl zerren. Ich will schreien, aber nichts. Ich kann meine eigene Stimme nicht hören.

„Rosie, ich bin da."

Ich halte die Luft an, fahre hoch, aber ich kann nicht ganz.

„Ich bin da."

Zwei starke Arme schlingen sich vorsichtig um mich, ziehen mich an eine Brust und ich weiß sofort wer das ist. Dieser Geruch...

„Rosie..."

Mein Atem stockt. Ich schmecke den Eisengeschmack wieder. Automatisch taste ich meine Lippen ab, tatsächlich.

Ich muss meine Unterlippe aufgebissen haben.

Es dauert eine ganze Weile, bis sich meine Augen an die Finsternis gewöhnt haben und bis ich mich erschöpft gegen Clives Brust sinken lasse.

Meine Muskeln sind müde, mein Herz ist müde von der Raserei.

„Okay?"

„Mhm.", brumme ich.

Es fällt mir schwer irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, in meinem Kopf zersplittert noch immer Glas und Ted schreit noch immer „Wach auf, Augen auf". Nein, das war nicht Teds Stimme.

Seine Hand kreist ruhig über meinen Rücken.

„Ich bin da."

„Danke.", murmle ich erstickt und lasse mich von ihm zurück ziehen.

So liegen wir... ich in seinen Armen, unfähig für irgendwas...

Ich konzentriere mich auf seinen Herzschlag, direkt an meinem Ohr. Bum Bum... Bum...

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💌N°48: Dies oder Das: Ausgehen oder Filmeabend zuhause?

Tja, ich schätze ich bin und bleibe auf ewig ein kleiner Stubenhocker und kuschle mich lieber in eine warme Decke, heiße Schoki und ein Film oder Serie.

XOXO Maggie 🧡

Ps. Folgt mir gerne auf Instagram: @sxmelittlestories

Gleicher Name wie hier auf Wattpad, dort gibt es alles rund um meine Lieblingsbücher, oder allgemein BÜCHER. 😏

Clive | Original | √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt