54. Timeout ✔

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I love you. I am at rest with you. I have come home. - Dorothy L. Sayers

Song: Golden Train - Justin Nozuka

Je näher wir der Schule kommen, desto schneller pumpt mein Herz das Blut durch meinen Körper. Ich habe langsam das Gefühl, als würde jemand die Luft stetig aus dem Bus saugen.

Vermutlich bin ich deswegen heilfroh, dass Lamar urplötzlich nach meiner Hand greift und sie sanft drückt. Seine ist kalt und weich, aber das stört mich nicht im Geringsten, im Gegenteil.

„Wissen Candice und Linda Bescheid?"

Automatisch nicke ich, ohne ihm dabei in die Augen zu sehen.

Ich habe wirklich Angst. Ich weiß überhaupt nicht, wie Clive sich gegenüber Sebastian verhalten wird oder umgekehrt, wie Sebastian mit mir umgehen wird, ob er überhaupt mit mir spricht.

Was ist, wenn Clive längst allen Bescheid gesagt hat, wir hätten uns getrennt?

„Ich weiß, du willst mit mir darüber nicht reden, oder du kannst nicht. Aber wenn er dir was bedeutet, dann lass ihn nicht gehen. Gib ihm Zeit und Raum, aber lass ihn nicht einfach davon."

„Es... es ist ziemlich kompliziert."

„Schon gut, du musst echt nichts sagen." Lamar blinzelt einmal rundherum mit einem verschwörerischen Grinsen auf den Lippen. „Schon gar nicht hier."

Umgeben von jüngeren Schülern... obwohl, Macy, Scott und Daniel sind vorhin auch eingestiegen. Wir sind also nicht die einzigen alten Hasen...

„Danke..."

„Wir müssen nicht jeden Tag zusammen fahren, aber ich bin für dich da – jeden Tag, und ich weiß, du bist es für mich auch."

Da hat er recht.

Lamar und ich tauchen nicht immer im Leben des anderen auf, aber irgendwie... doch.

Mehr als ein schwaches Lächeln kann ich mir nicht abringen, denn der Bus stoppt genau in diesem Augenblick. Mit jeder Millisekunde steigt mein Puls mehr und mehr, ich frage mich, wann ein Herz platzt oder zumindest vor Überlastung den Geist aufgibt.

Am liebsten würde ich mich jetzt in Luft auflösen. Ganz weit weg von hier.

„Bereit?"

„Nein."

„Okay, dann los."

Behutsam schiebt er mich aus dem Sitz. Wir sind nicht die letzten, aber fast. Es kostet mich eine Menge Überwindung nicht wieder hilflos nach Lamars Hand zu tasten, als er sie loslässt.

Es ist albern von mir sich davor zu fürchten Clive könnte hier an der Haltstelle auf mich warten und mich noch einmal vor allen beschimpfen oder seine Wut an mir auslassen – weil er das offenbar letztens nicht getan hat.

Genauso lächerlich ist der Gedanke sämtliche Schüle könnten ein Spalier für mich bilden, mich anstarren und darüber tuscheln, dass Clive und ich uns 'getrennt' haben.

All diese verrückten Gedanken rasen durch meinen Verstand und wollen mir jeden letzten Funken Vernunft rauben.

Lamar wird gleich weg sein und ich habe mich mit Linda und Candice links des Eingangs verabredet. Das bedeutet, der Weg vom Schulhofeingang, vorbei am Parkplatz – wo Clives Clique steht -, bis zum Eingang bin ich allein.

Allein... allein bedeutet, dass sämtliche Tratschtanten und Lästerfreunde neuen Stoff bekommen.

„Rose, alles okay?"

Clive | Original | √Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt