Überraschung

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Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker früher als erwartet, jedenfalls kam es mir so vor.
Müde quälte ich mich aus dem Bett und ging erst einmal duschen. Nach zwanzig Minuten war ich fertig und kramte meine Klamotten für die Arbeit zusammen.

Leise ging ich in die Küche, um Ben und Anna nicht zu wecken. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die beiden erst heute früh irgendwann nach Hause gekommen waren. Im Gegensatz zu mir liebten es die Beiden auf Partys zu gehen.
Schnell schmierte ich mir eine Scheibe Brot und kochte mir eine Tasse Tee.

Nach dem kurzen Frühstück musste ich dann auch schon los. Einen weiten Weg hatte ich zum Glück nicht und konnte meine Arbeit gut mit dem Fahrrad erreichen. So musste ich mich nicht durch den schleppenden Verkehr kämpfen oder mich durch Menschenmassen zur nächsten U-Bahn zwängen.
Und nebenbei trieb ich sozusagen auch noch Sport.

Trotzdem, dass es eigentlich noch relativ früh war, war gefühlt halb New York schon auf den Beinen. Geschäftsleute in Anzügen eilten mit einem Kaffee von Starbucks und einem Aktenkoffer in der Hand in große Gebäude. Manche von ihnen telefonierten oder tippten geschäftigt auf ihren Smartphones rum.

Nach ungefähr fünfzehn Minuten stieg ich vom Rad ab und schloss es an einem Fahrradständer an. Mein Blick glitt das Gebäude rauf, vor dem ich nun stand. Es war ziemlich modern, da es erst kürzlich gebaut wurde. In der ersten Etage befand sich ein Fitnessstudio, darüber Mietwohnungen und im Erdgeschoss war eine Physiopraxis, deren Wände, Böden und Mobilar schlicht in weiß gehalten wurde.
Die einzigen Farbakzente waren die hellgrünen Bezüge von den Bürostühlen am Empfang und Büro, sowie Therapieliegen und die Polster der Trainingsgeräte.

Vor zwei Jahren hatte ich meine Ausbildung abgeschlossen und durfte mich nun staatlich anerkannte Physiotherapeutin schimpfen. Da mir aber noch alles offen stand, beschloss ich, mit meinen jungen 25 Jahren, eine Fortbildung über einige Wochen im Ausland zu machen und nun war ich hier in New York City.

"Morgen.", begrüßte ich Sarah, die Empfangsdame, und ging mit meiner Tasche in den Gemeinschaftsraum, um mich da umzuziehen.
Da es sich mit einer weißen Hose auf dem Fahrrad nicht so gut machte, konnte ich mich immer erst vor Ort umziehen.
Wenig später kam ich mit meinen arbeitsgerechten Klamotten- weiße Hose, hellgrünes Poloshirt und Turnschuhen- aus dem Gemeinschaftsraum und ging zum Empfang, um nach zu schauen, welche Patienten ich gleich hatte.

Die Weiterbildung bestand unteranderem daraus, das ich drei Tage am Stück bei Seminaren war, wo die Teilnehmer bestimmte Methoden erklärt bekamen und an den nächsten zwei Tagen wurde das erlernte dann am Patienten umgesetzt, in der dazugehörigen Praxis.
Die ersten drei Tage Schulung hatte ich rum und war nun den zweiten Tag in der Praxis.

Ich verabschiedete gerade meinen Patienten und trat aus dem Behandlungszimmer. Mir blieben fünf Minuten, um kurz etwas zu trinken, da mein nächster Patient noch eine Wärmetherapie bekam.

Im Vorbeigehen nahm ich mir die Patientenakte vom Empfang, um die Verordnung durchzulesen.
Der Arzt hatte ihm Massage und Wärme verschrieben, um die Schulter- und Nackenschmerzen zu behandeln. Die Schmerzen kamen scheinbar durch Verspannungen zu stande, ausgelöst durch eine Fraktur am Schlüsselbein, die schon etwas her war.

Die fünf Minuten waren schnell um und so machte ich mich auf den Weg zu meinem nächsten Patienten. Bevor ich das Behandlungszimmer betrat, klopfte ich kurz an die Tür und trat dann ein.

"Guten Tag, Mr. Stan, wie geht es Ihnen?", erkundigte ich mich und schaltete die Wärmelampe aus. Dann nahm ich das Desinfektionsmittel zur Hand und verteilte es auf Händen und Unterarmen.
"Hallo. Heute ist einer dieser Tage, wo es mit den Schmerzen geht und nach der Wärme erst recht.", antwortete er auf meine Frage, woraufhin ich verstehend nickte, auch wenn er es nicht sehen konnte, da er auf dem Bauch lag.

Man sieht sich immer zweimal im Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt