Erst spät abends erreichten wir den Flughafen in Manhattan, da der Flug knapp vier Stunden Verspätung hatte und dann noch die Fahrt mit dem Taxi nach Hause.
Allerdings landete ich letztendlich nicht in meinem eigenen Bett, da ich auf der Fahrt gemerkt hatte, dass ich meinen Schlüssel vergessen hatte und nicht wusste, ob Ben und Anna da waren.
Zu meinem Glück gingen beide auch nicht an ihr Handy. Also bot Sebastian an, dass ich bei ihm schlafen könnte. Und das tat ich dann auch.
Es tat gut endlich im Bett zu liegen. Die Stühle im Wartebereich des Flughafens waren nicht sonderlich bequem.
"Danke noch mal, dass du mitgekommen warst.", ich lag mit dem Kopf auf seiner Brust und fuhr mit dem Zeigefinger den Print auf seinem T-Shirt nach.
"Dafür nicht. Einer muss doch auf dich aufpassen.", er spielte mit einer Haarsträhne von mir und kraulte meinen Rücken, bis ich eingeschlafen war.Mitten in der Nacht wurde ich durch das Klingeln meines Handys wach. Erst konnte ich das Geräusch nicht zu ordnen und musste mich zu dem auch kurz orientieren.
Ich brauchte einige Sekunden, um zu merken, dass ich nicht in meinem eigenen Bett lag, sondern bei Sebastian war.
Schnell nahm ich den Anruf entgegen, bevor er ihn noch weckte.
"Ja?", meldete ich mich verschlafen.
"Grace?", eigentlich hatte ich mit Ben gerechnet, der vielleicht wissen wollte, wo ich war.
Entgegen meiner Erwartungen war es jedoch Timo.
"Weißt du eigentlich wie spät es ist?", fragte ich leise und merkte wie Seb sich hinter mir bewegte. Sein Arm, der um meiner Mitte lag, zog mich näher an ihn.
"Tut mir Leid, aber ich konnte nicht schlafen...und du meintest doch, dass ich mich melden sollte, wenn ich Reden möchte.", er klang erschöpft, sodass ich mir den Kommentar verkniff, dass ich nicht unbedingt Mitternacht meinte.
"Gib mir eine Sekunde.", ich legte das Handy neben mich und versuchte mich aus Sebs Armen zu befreien, ohne ihn zu wecken.
Auf leisen Sohlen schlich ich im Dunkeln aus dem Schlafzimmer. Das schwache Licht des Handys ließ mich nirgendwo gegen laufen.
Nachdem ich die Zimmertür hinter mir geschlossen hatte, setzte ich das Gespräch fort.
"So, bin wieder da.", jetzt musste ich auch nicht mehr flüstern.
"Schon komisch, dass es jetzt offiziell ist.", Timos Aussage verwirrte mich dezent, da sie so zusammenhangslos war.
Als ich nicht antwortete, fügte er hinzu, was genau er meinte.
"Katis Tod. Durch die Beerdigung ist es viel klarer geworden, dass sie nie wieder kommen wird."
"Ja, das stimmt. Ich kann es immer noch nicht fassen.", stimmte ich ihm zu und kuschelte mich mit der Wolldecke auf das Sofa.Wir redeten fast eine Stunde über unvergessliche Erlebnisse mit Kati.
Es tat gut mit jemanden, der sie genauso gut kannte, zu reden.
Ich wischte mir eine Lachträne aus dem Augenwinkel.
Mit Timo zu reden war so befreiend. Während unserem Gespräch vergaß ich, dass es besser wäre wieder schlafen zu gehen, da ich morgen wieder arbeiten musste.
"Wie lange bist du noch in Amerika?", fragte er irgendwann nach.
"Meine Fortbildung geht noch zwei Wochen.", meine Stimme klang belegt. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Sebastian und ich nur noch zwei Wochen hatten.
"Grace?", erschrocken drehte ich mich um. Seb stand im Türrahmen und fuhr sich verschlafen durch die Haare. "Alles okay?"
"Ich komme gleich.", ich lächelte ihm zu.
Er runzelte kurz die Stirn und verschwand wieder.
"Bist du gar nicht alleine?", lenkte Timo meine Aufmerksamkeit auf sich.
Ich schüttelte den Kopf, auch wenn er das gar nicht sehen konnte.
"Bist du glücklich?"
"Ja, sehr.", und das stimmte wirklich. Ich hätte nie gedacht, dass ich auch Mal Glück in Sachen Männer haben würde.
Die zwei Exfreunde waren ja eher ein Griff ins Klo.
"Findest du das fair gegenüber Kati?"
"Bitte?!", ich hoffte, mich gerade verhört zu haben.
"Deine beste Freundin ist gerade verstorben und du schwebst auf Wolke 7.", Timo legte einen verachtenden Unterton an den Tag. Vor lauter Fassungslosigkeit klappte mir der Unterkiefer runter.
"Gönnst du mir das etwa nicht? Ganz ehrlich...von dir hätte ich das nun echt nicht erwartet.", keifte ich verletzt zurück und legte ohne ein weiteres Wort auf.
Wütend schmiss ich mein Handy auf den Tisch und starrte es an.
Wie konnte er nur so etwas sagen?! Am liebsten wollte ich etwas kurz und klein schlagen, jedoch unterdrückte ich das Bedürfnis und raufte mir stattdessen nur die Haare.
Mit schlechter Laune ging ich wieder ins Bett, auch wenn ich nun wahrscheinlich nicht mehr schlafen konnte. So aufgewühlt wie ich war.
"Wer war das?", fragte Sebastian und drehte sich zu mir.
Er schlief also auch nicht mehr. Dabei hatte ich gehofft, dass er wieder eingeschlafen war.
"Niemand wichtiges."
"Dass glaube ich aber schon, sonst hätten dich seine oder ihre Worte nicht so verletzt.", Sebastian war gut. Oder es lag vielleicht auch daran, dass ich am Ende des Telefonats nicht gerade leise war.
"Es war Timo.", gab ich nach. "Er findet es nicht richtig, dass ich glücklich bin, obwohl meine beste Freundin gerade erst gestorben war."
Er hatte es tatsächlich geschafft, dass ich mich schlecht deswegen fühlte. Hatte er nicht eigentlich sogar Recht?
"Vielleicht kann er momentan nicht ertragen, dass andere glücklich sind. Immerhin hatte er seine Freundin verloren.", mutmaßte Seb und nahm mich in den Arm.
"Er meinte es bestimmt nicht so. Außerdem glaube ich, dass Kati es nicht gewollte hätte, wenn du nicht glücklich bist."
Ich zuckte nachdenklich mit den Schultern, das gab Timo aber noch lange nicht das Recht so verletzend zu sein. Sebastian drückte mir einen Kuss auf den Scheitel, woraufhin ich mich enger an ihn kuschelte.Na Mensch...heute wieder etwas kürzer 😅
Vielleicht komme ich im Laufe der Woche noch mal dazu, ein weiteres Kapitel zu posten, wenn ich möchtet :)
Wünsche euch einen schönen Sonntag
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Man sieht sich immer zweimal im Leben
FanfictionGrace ist für eine Fortbildung in New York und läuft zufällig eines Abends einem recht bekannten Schauspieler über den Weg, ohne es zu registrieren. Wie der Zufall es so will, werden sie sich nicht nur einmal über den Weg laufen.