Das Glück der Erde...

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Wir schlenderten noch fast zwei Stunden über den Dom, aßen noch eine Kleinigkeit und fuhren gegen Nachmittag wieder zurück.
Ich hatte den Kopf gegen seine Schulter gelehnt und döste etwas vor mich hin, als mir plötzlich eine Idee kam.
"Hast du eigentlich schon mal auf einem Pferd gesessen?", ich drehte etwas den Kopf und sah zu ihm hoch.
"Nein.", er sah mich etwas verwirrt an.
"Willst du Mal?"
Er zögerte erst etwas, sagte dann aber Ja.
"Es gibt für alles ein erstes Mal.", ich grinste leicht und freute mich irgendwie schon darauf. Was er wohl für eine Figur auf dem Pferd machen wird?

Nach einer halben Stunde Fahrt und zwanzig Minuten Fußmarsch waren wir wieder zu Hause.
Ich zog mir schnell meine Reitsachen an und dann gingen wir auch schon in den Stall.
Aus der Sattelkammer holte ich Putztasche, Trense, Sattel und Helm.
"Soll ich dir was abnehmen?", bot Sebastian an und kurzerhand legte ich ihm den Sattel auf den Unterarm. "Der ist schwerer als gedacht."
Ich verdrehte nur die Augen. Das Tragen war noch das einfachste. Ihn auf ein 1,80m Pferd rauf zu hieven, war schon deutlich schwerer.
Major hatte aber zum Glück nur ein Stockmaß von 1,70m.
Ich holte meinen vierbeinigen Freund aus seiner Box und band ihn in der Stallgasse an.
"Du kannst dir ruhig eine Bürste schnappen und ihn über putzen.", nebenbei erklärte ich kurz welche Bürste wofür geeignet war und wenig später war Major blitzeblank.

Ich übernahm das Satteln und Trensen, setzte mir den Helm auf und führte das Pferd in die Halle.
Bevor Seb sich rauf setzte, wollte ich lieber noch ein paar Runden drehen.
Nach dem Warmreiten und Abrufen einiger Lektionen hielt ich den Fuchs in der Mitte der Halle an und winkte Seb zu mir.
Er schielte immer wieder etwas unsicher zu dem Pferd, während er sich meinen Helm aufsetzte und ich ihm die Steigbügel einstellte, da seine Beine etwas länger als meine waren.
"Keine Angst, er ist die Ruhe selbst. Außerdem ist er ebenfalls unsicher, wenn du es bist."
Zwei Minuten später saß er schon im Sattel.
"Einfach vorne festhalten.", wie jeder, der das erste Mal auf einem Pferd saß, verlor auch er kurz sein Gleichgewicht, als Major los ging. "Sehr gut, pass dich seiner Bewegung an."

Sebastian hatte den Bogen ziemlich schnell raus und saß nach kurzer Zeit schon sicherer.
Ich erklärte ihm die Hilfen, die er geben musste und vergrößerte den Abstand zu den beiden immer weiter.
"Versuche Mal abzuwenden und einen Kreis um mich rum zu reiten.", ich stand in der Mitte des Zirkels und deutete ihm etwas den Weg.
Es war zwar mehr ein Ei als ein Kreis, aber er hatte ihn immerhin zum abwenden bekommen.
Ich nahm eine Longe vom Haken und befestigte sie an Majors Trensenring. Fast eine halbe Stunde longierte ich ihn, wobei ich den Dunkelfuchs auch mal an traben ließ.
Zum Ende hin galoppierten die beiden sogar kurz.

"Du hast dich gar nicht mal so schlecht angestellt.", ich lächelte ihn ehrlich an, während ich Major ab sattelte.
"Wirklich? Ich hab das Gefühl gehabt, ich sitze wie ein Affe auf dem Schleifstein."
"Anfangs sah es wirklich etwas so aus, aber du hattest schnell den Bogen raus. Eine gute Körperspannung ist da echt von Vorteil.", ich tauschte Trense gegen Halfter aus und bürstete noch mal schnell die Sattellage über.
Als Major wieder in seiner Box stand, bekam er noch ein paar Möhren zu gesteckt, bevor wir uns von ihm verabschiedeten.
Ich drückte ihm einen Kuss auf die samtige Nase und schloss die Boxentür.

"Ich bin jetzt offiziell eifersüchtig auf ein Pferd.", stellte Sebastian nachdenklich klar, als wir den Stall verließen und zum Wohnhaus gingen.
"Ich hatte dir gesagt, dass du gegen ihn keine Chance haben wirst.", ich zuckte unberührt mit den Schultern, wobei ich innerlich grinste.
"Autsch. Ich hatte nicht gedacht, dass es so ernst sei."
Ehe er sich versah, stand er mit dem Rücken gegen die Hauswand gedrückt.
Ich baute mich so gut es ging vor ihm auf, begrenzte ihn mit meinen Armen rechts und links neben ihm. Ich wusste selbst nicht so genau, wieso ich diese Aktion durchführte, geschweige dann woher ich den Mut hatte Initiative zu ergreifen.
Mit großen Augen und leicht geöffnetem Mund sah er mich überrascht an. Ich stand so dicht vor ihm, dass sein Atem an meinem Hals kitzelte.
"Fühlt sich da jemand benachteiligt?", mir gelang es sogar, total ernst dabei zu bleiben. Ich strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte eine Hand an seine Wange.
Er starrte mich weiter an, wie ein Reh im Scheinwerferlicht und schluckte nur.
Mein Blick sprang zwischen seinen Augen und Lippen hin und her. Er löste sich aus seiner Starre und überbrückte schnell die letzten Zentimeter.
Bevor ich irgendwie hätte reagieren können, hatte er schon seine Lippen auf meine gelegt. Seine Hände legten sich an meine Hüften und zogen mich näher an ihn.
In meinem Inneren fing es wieder an wie wild zu kribbeln.
"Die dominante Seite kenne ich gar nicht von dir.", nuschelte er gegen meine Lippen, woraufhin ich grinsen musste. Ich erwiderte den Kuss noch mal, bevor ich mich von ihm löste und zusammen ins Haus gingen.

"Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass du morgen Muskeln spüren wirst, von denen du nicht gedacht hättest, das du sie hast. Ich kann dir demnach nur empfehlen ein kurzes Bad zu nehmen. Das beugt Muskelkater vor.", ich striff meine Stiefel ab und stellte sie an die Seite.
"Kommst du mit?", er grinste leicht anzüglich.
"Nein, ich werde währenddessen noch mal kurz in den Supermarkt gehen und uns was zu Essen holen.", erwiderte ich schnell.
"Wie du willst.", er zuckte mit den Schultern, schien aber nicht sonderlich überrascht auf meine Antwort.
Er wäre wohl eher überrascht, wenn ich zu gesagt hätte. Aber so weit war ich dann doch noch nicht.
"Dann setze das Bad bitte nicht unter Wasser.", ich drückte ihm einen Kuss auf den Mund, bevor ich in meine Turnschuhe anzog und mit Portemonnaie bewaffnet das Haus verließ.
Zum Glück war der nächste Supermarkt nicht allzu weit weg. Nicht mal zehn Minuten zu Fuß.

Nachdem ich zwei Ofenpizzen gekauft hatte, machte ich mich wieder auf den Heimweg.
Zu Hause angekommen schmiss ich den Ofen an, damit er vorheizen konnte und deckte schnell den Tisch. Dann ging ich ins Schlafzimmer, um meine Reitklamotten gegen Sachen einzutauschen, die nicht nach Pferd rochen.
Mich störte es nicht, ganz im Gegenteil, ich könnte in Pferdedecken schlafen.
Der Pferdegeruch hatte irgendwie etwas beruhigendes für mich, allerdings konnte nicht jeder meine Meinung teilen.
Ich hatte gerade eine Jogginghose an, als die Tür plötzlich auf ging und Sebastian halb nackt, mit einem Handtuch um die Lenden gewickelt, herein kam.
"Huch! Schon wieder hier?", er sah mich etwas überrascht an und ging dann an seine Reisetasche.
"Ja.", antwortete ich knapp und bemühte mich, ihm ins Gesicht zu sehen.
Bloß nicht zu sehr seinen Körper aus checken.
"Essen ist demnächst fertig." Schnell verschwand ich wieder in die Küche.
Mir wurde plötzlich ziemlich warm und das lag nicht an der Außentemperatur.
In der Küche goss ich mir ein Glas Wasser ein, welches ich sogleich runter  kippte.
Langsam hatte ich das Gefühl, wieder runter zu kommen.
Der Ofen zeigte mir an, dass er mit vorheizen fertig war. Lieblos riss ich die Pizzaverpackungen auf und legte die Pizzen auf die Bleche.
Ich zuckte kurz zusammen, als Seb plötzlich hinter mir stand und mich von hinten umarmte.
"Musst du dich so an schleichen?", ich hatte ihn gar nicht kommen gehört. Eigentlich wollte ich die Bleche in den Ofen schieben, jedoch konnte ich mich nicht bewegen, da es mein Körper nicht zu ließ.
Mein Atem stockte, als ich auf einmal seine Lippen auf meiner Schulter spürte und federleicht meinen Hals rauf wanderten. Ich konnte nicht mehr klar denken.
Was wollte ich eigentlich gerade machen?
Die feinen Härchen auf meinen Armen stellten sich auf und mein Herz raste in einem unnatürlichen Rhythmus.
Ich drehte mich in seinen Armen und vereinnahmte seine Lippen. Meine Hände legten sich von selbst in seinen Nacken, wobei die eine sich in seinen weichen Haaren vergrub.
Er stupste behutsam mit seiner Zugenspitze gegen meine, doch langsam intensivierte sich das Spiel.
Irgendwann merkte ich, wie ich hoch gehoben wurde und mich auf der Küchentheke wieder fand.
Sebastians Hände wanderten an meinen Seiten runter und legten sich auf meine Oberschenkel.
Ich litt unter einer totalen Reizüberflutung, wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand.
Vielleicht lag das auch mit am Sauerstoffmangel, der sich langsam bemerkbar machte.
Als nächstes spürte ich seine Finger unter meinem Top am Rücken. Es war nicht unangenehm, ganz im Gegenteil, doch je höher er kam, desto mehr verspannte ich mich.
Ich löste den Kuss schwer atmend und sah ihm in die Augen: "Ich bin noch nicht so weit." Mein Blick hatte fast schon etwas flehendes.
"Ist schon okay. Wir haben Zeit.", er lächelte mich verständnisvoll an.
Eine Welle der Erleichterung kam über mich und ließ meine Augen feucht werden. Es machte mich unendlich glücklich, dass er so viel Geduld und Verständnis zeigte.
Und zog seine Hände wieder zurück. Dankbar drückte ich ihm einen Kuss auf den Mund.
"Ich weiß ja nicht wie es mit dir aussieht, aber ich hab langsam Hunger.", Seb grinste mich mit strahlenden Augen an, die nicht von der Vorfreude auf Pizza kamen.
"Ich hätte die Pizzen schon längst in den Ofen geschoben, aber dann kamst du und hast mich abgelenkt."
"Ich bin also eine Ablenkung?", provozierend fuhr er mit dem Zeigefinger auf meinem Oberschenkel rauf und runter.
"Ja.", ich räusperte mich. "Wenn du nichts dagegen hast, würde ich dann jetzt das Essen fertig machen. Nicht dass du noch verhungerst." Ich zwickte ihm in den Bauch, allerdings stieß ich mir förmlich die Finger an seinem Waschbrettbauch.
Er gab den Weg mit einem Schmunzeln frei, sodass ich von der Theke rutschen konnte und beendete meine angefangene Arbeit.

Sorry, falls es etwas zu pferdelastig geworden ist. Aber es ging etwas durch mit mir  ^^*
Thanks for the comments ♥️
Bis zum nächsten Kapitel und einen schönen Sonntag. Genießt das Wetter

Man sieht sich immer zweimal im Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt