"Möchtest du eigentlich etwas essen?"
"Mach dir keine Umstände, Chips tuen es auch.", winkte ich höflich ab. Ich versuchte anderen immer, soweit es ging, keine Umstände zu bereiten, indem ich irgendwelche Extrawünsche äußerte.
"Doch, komm. Was hälst du von Pizza?", er ging gar nicht auf meine Worte ein.
"Nein, das geht wirklich klar. Außerdem kannst du mir nicht schon wieder was zum Essen ausgeben.", eigentlich hatte ich ja schon etwas Hunger, der ließ sich aber auch mit den mitgebrachten Chips besänftigen.
"Hawaii?", Sebastian beachtete mich gar nicht, sondern holte sein Handy hervor und tippte die Nummer der Pizzaria ein.
"Seb-", setzte ich protestierend an, wurde aber von ihm unterbrochen, als er einen Finger auf seine Lippen legte, um mich zum Schweigen zu bringen und zwinkerte mir zu. Keine Sekunde später meldete er sich am Handy und gab seine Bestellung durch.
"Das nächste Mal lade ich dich ein.", und das war ein Versprechen. Ich würde ihn nicht noch ein drittes Mal mein Essen zahlen lassen.
"Na gut.", er grinste leicht. Wahrscheinlich dachte er sich gerade, dass ich es doch versuchen solle.Es klingelte an der Tür, als Natascha und Steve die Geiseln auf der Lemurian Star retteten. Nachdem Captain America: The first Avenger zu Ende war, entschieden wir uns dazu, einen Captain America-Marathon draus zu machen. Zumindest so weit, wie wir kamen.
Sebastian ging an die Tür und nahm die Pizzen entgegen. Als er sie vor mir auf den Couchtisch stellte und die Kartons öffnete, stieg mir dieser verführerische Duft in die Nase, den nur eine Pizza haben konnte, der einem das Wasser im Mund zusammen laufen ließ. Und dann meldete sich auch mein Magen."Oh man, ich beneide Black Widow um ihre Kampftechnik.", nuschelte ich mit vollem Mund. Wie gerne würde ich das auch können? Naja, ein paar Sachen konnte ich ja auch schon, auch wenn zwischen ihr und mir noch Welten waren.
Sebastian schmunzelte nur und biss ein weiteres Stück von seiner Pizza ab.
"Zum Glück habe ich nicht auf dich gehört. Vermutlich wärst du mir sonst noch verhungert.", er zog besserwisserisch eine Augenbraue hoch. Als Antwort streckte ich ihm nur die Zunge raus und schob mir den Pizzarand in den Mund. Auch wenn ich es ungern zugab, er hatte Recht.Satt und zufrieden stellte ich eine habe Stunden später den leeren Pizzakarton auf den Tisch und wischte mir Hände und Mund mit einer Serviette ab. Die Pizza hat wirklich gut getan.
"Danke für die Pizza.", ich nahm eine bequemere Position ein, um meinen vollen Bauch etwas zu entlasten. Während andere fast zwei Pizzen verdrücken konnten, war mir meistens eine schon zu viel.Ein unangenehmes Ziehen im Nacken ließ mich meine Position etwas wechseln. Als der Schmerz weg ging, schmiegte ich mich zufrieden an mein Kissen. Mit geschlossenen Augen runzelte ich die Stirn, das, wo mein Kopf drauf lag, war nicht ganz so weich wie mein Kissen und- es bewegte sich.
Jetzt schlug ich doch die Augen auf und musste mich erst einmal orientieren. Ich lag weder auf meinem Sofa noch in meiner Wohnung und es war auch nicht etwas, wo ich mit meinem Kopf drauf lag, sondern Jemand. Um genauso zu sein, lag ich mit dem Kopf an Sebastians Schulter gelehnt. Draußen war es noch dunkel, also musste es noch früh am Morgen sein. Wir mussten gestern wohl während des Fernsehens eingeschlafen sein.
Die Pizzakartons standen noch auf dem Tisch und auf dem Bildschirm wiederholten sich in Dauerschleife einige Zusammenschnitte aus dem Film, die, begleitet zur Filmmusik, im Auswahlmenü zu sehen waren. Ich konnte mich gar nicht mehr erinnern, ob wir den dritten Film zu Ende gesehen hatten.
Vorsichtig hob ich den Kopf und sah zu Sebastian. Er hatte nichts bemerkt und schlief noch. Sein Kopf war etwas zur Seite geneigt, woraufhin ihm eine Haarsträhne ins Gesicht gefallen war. Ich unterdrückte den Impuls, ihm diese aus dem Gesicht zu streichen. Seitdem ich damals auf dem Gymnasium in Kunst angefangen hatte zu portraitieren, sah ich mir die Konturen meiner Gegenüber immer genau an. Da Sebastian gerade schlief, war es um so einfacher.
Er wirkte so zufrieden. Ich musste mich selbst ermahnen, den Blick abzuwenden, sodass er nicht noch aufwachte, indem er sich beobachtet fühlte.
Also wandte ich mich der Seite des Sofas zu, wo Platz war, um mich dort zusammen zu rollen und noch etwas weiter zu schlafen.Es war jetzt schon einige Tage her, als wir den Filmabend gemacht hatten und seitdem hatten wir uns auch nicht noch mal wieder gesehen. Irgendwie war es komisch, Sebastian so lange nicht mehr zu sehen, auch wenn es nur vier Tage waren. Die letzten Tage, an denen wir uns täglich gesehen hatten, ob durch Zufall oder geplant, haben mir richtig gut getan. Normalerweise brauchte ich immer etwas Zeit, um mich in einer neuen Umgebung einzugewöhnen, vor allem wenn ich niemanden kannte.
Aber seitdem ich ihn kennen gelernt hatte, fühlte ich mich gleich etwas zu Hause. Ich hatte jemanden, mit dem ich mich gut verstand und der mich sozusagen etwas an die Hand nehmen konnte.
Als ich vor einer Woche im Flieger nach New York saß, hatte ich noch gedacht, dass ich, wenn ich nicht arbeiten musste und frei hatte, nur in meinem Zimmer sitzen und Serien gucken würde. Aber dem war nicht so.
Nicht einmal in den Tagen, wo wir uns nicht gesehen haben. Ich war viel draußen, in der Hoffnung ihm irgendwo zu begegnen. Jedoch ohne Erfolg. Theoretisch hätte ich auch einfach zu ihm gehen können, ich wusste jetzt ja, wo er wohnte. Aber mit welcher Begründung sollte ich da aufkreutzen? Er hatte bestimmt noch andere Sachen zu erledigen und war froh über etwas Freiraum.
Morgen würde ich ihn aber wieder sehen, da er morgen wieder einen Termin bei mir hatte.
Ich merkte, wie sich Vorfreude in mir breit machte. Das hieß aber auch, dass sich der heutige Tag vermutlich ziemlich in die Länge ziehen wird.
Mit einem leichten Lächeln schaute ich auf die Uhr.
"Fuck!", fluchte ich los, als ich bemerkte, dass ich spät dran war. Warum hat mein Wecker nicht geklingelt? Schnell sprang ich aus dem Bett, suchte meine Sachen zusammen und flitzte unter die Dusche. In Rekordzeit war ich fertig und machte mit noch feuchten Haaren mein Frühstück.
Zum Föhnen war heute keine Zeit. Aber bei den Temperaturen machte das nichts, blöd wäre es im Winter gewesen.
Lieblos schmierte ich mir zwei Brote, eins für jetzt und eins zum Mitnehmen.
Der Wasserkocher war fertig und so kippte ich das heiße Wasser in meine Tasse, wo schon ein Teebeutel drin war. Dann stürmte ich zurück in mein Zimmer, um meine Tasche zu holen.
Ohne nachzudenken griff ich nach meiner Tasse und nahm einen Schluck, den ich jedoch gleich wieder aus spuckte. Gleichzeitig landete die Tasse auf dem Boden und zersprang mit einem klirrendem Geräusch."Auh! Verdammter Mist!", ich habe mir schön den Mund verbrannt. Blind griff ich nach einem der Gläser die auf der Theke standen und füllte mir kaltes Wasser ein, um meinen Mund zu kühlen. Mit tränengefüllten Augen räumte ich hastig die Scherben weg und wischte den Tee auf. Mehr Zeit hatte ich auch gar nicht.
Ich griff nach meiner Tasche und stopfte schnell Handy und Schlüssel rein und stürmte dann aus der Haustür. Die Treppen stolperte ich viel mehr, als dass ich sie ging. Im Keller erwartete mich dann das nächste Unglück: Ich hatte einen Platten.
Ich musste mich stark zusammen reißen, nicht gegen mein Fahrrad zu treten. Leise vor mich hin fluchend verließ ich wieder den Keller und hastete zu Fuß zur Arbeit. Was konnte denn bitteschön noch schief gehen?Völlig außer Atem ging ich in die Praxis und grüßte Sarah knapp im Vorbeigehen. Immerhin wurde ich nicht angefahren, dass hätte echt noch gefehlt.
Keine zwei Minuten später war ich umgezogen und trank noch schnell ein Glas Wasser, bevor ich zu meinem Patient ging.
Da ich Angst hatte, dass bei der Behandlung noch etwas schief laufen würde, war ich extra vorsichtig. Irgendwie kam ich mir dabei, wie damals an meinem ersten Praktikumstag, vor. So behutsam, aus Furcht, dem Patienten noch mehr Schaden zuzufügen.
Zwanzig Minuten später ging ich erleichtert ausatmend aus dem Behandlungszimmer. Zum Glück war alles gut gegangen. Innerlich hoffte ich, dass meine Pechsträhne nun vorbei war.Das war das nächste Kapitel, wie fandet ihr es?
Danke TheGalaxyOfDreams
0Madmax00 und jolly_mah_14 für eure Votes :)
Bis bald
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Man sieht sich immer zweimal im Leben
FanfictionGrace ist für eine Fortbildung in New York und läuft zufällig eines Abends einem recht bekannten Schauspieler über den Weg, ohne es zu registrieren. Wie der Zufall es so will, werden sie sich nicht nur einmal über den Weg laufen.