Sebastian und ich hatten uns am nächsten Tag zum Mittagessen verabredet und so wartete er schon vor der Praxis, als ich raus kam.
Wir gingen in das kleine Café, in dem er seine Wettschulden eingelöst hatte und wo es neben Kaffee und Kuchen auch warme Küche gab.
"Alles gut? Du siehst bedrückt aus.", ich sah ihn prüfend an und schob mir ein Stück von meinem Pancake in den Mund.
"Ja, klar.", er unterstrich seine Aussage mit einem Lächeln, das diesmal allerdings nicht seine Augen erreichte.
"Für einen Schauspieler war das eine ziemlich schlechte Leistung."
"Apropos Schauspieler: Ich bin zu einem Casting eingeladen.", Sebastian legte seine Gabel hin und trank einen Schluck aus seinem Glas.
Ich wurde hellhörig und machte große Augen: "Das ist doch toll. Das freut mich. Allerdings verstehe ich nicht, warum du so eine Mine ziehst." Aus irgendeinem Grund war ich total aufgekratzt und konnte seine zurückhaltende Freude nicht so ganz nachvollziehen.
"Übermorgen muss ich für ein paar Tage weg fliegen, ich weiß allerdings nicht für wie lange."
Jetzt wusste ich woher der Wind wehte.
Wenn er nicht wusste, für wie lange er weg war, hieß es auch, dass wir nicht mehr lange zusammen hatten. Von den anfänglichen zwei Wochen, blieb vielleicht nur noch eine Woche oder etwas mehr.
Ich nickte verstehend und versuchte mir meine traurige Stimmung nicht anmerken zu lassen.
Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Schnell schob ich die Gedanken beiseite und versuchte mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
"Wenn ich wieder da bin, machen wir etwas Schönes.", schlug er vor, woraufhin ich lächelte.
"Und was?"
"Lass dich überraschen.", er grinste verschwörerisch, was mit einem Augenrollen meinerseits quittiert wurde.
Ich war auf jeden Fall gespannt, was er sich ausdachte.
"Wann fliegst du denn? Ich würde dich sonst noch zum Flughafen bringen."
"Um 15 Uhr." Ich nickte, dann war ich mit dem Seminar auch durch für den Tag.Als das Essen kam, war schnell das Thema gewechselt. Wir kamen auf Deutschland zu sprechen und auf unsere Kindheit, wobei Sebastian etwas über Rumänien erzählte. Während wir in Erinnerungen schwelgten, vergaß ich total die Zeit.
"Shit! Meine Pause ist in fünf Minuten vorbei.", schreckte ich auf, als ich beiläufig auf die Uhr sah.
Hektisch sah ich mich nach einer Kellnerin um, damit wir zahlen konnten.
"Geh ruhig, ich zahle schon."
Schnell stand ich auf und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich das Café verließ.
Etwas außer Atem, aber dennoch pünktlich erreichte ich die Praxis. Ich atmete noch einmal tief durch, um nicht wie ein schnaufendes Nilpferd zum nächsten Patienten zu gehen.Der restliche Arbeitstag zog sich nur so dahin, weswegen ich dann auch recht froh war, als ich Feierabend hatte.
Zu Hause war es jedoch auch nicht viel besser. Mein Cousin und seine Freundin waren bei Freunden auf einem Geburtstag und so war ich alleine in der Wohnung. Gelangweilt zappte ich durch das Fernsehprogramm, fand allerdings nicht wirklich etwas, was mich interessierte. Zu meinem Bedauern konnte ich Sebastian auch erst morgen wiedersehen.
Als ich irgendwann müde wurde, schlurfte ich ins Bad und machte mich fertig, um ins Bett zu gehen.Am nächsten Tag hatte ich wieder Seminar und wie sonst auch immer, ging die Theorie viel langsamer als die Praxis vorbei.
Zu allem Übel bekam ich von Seb auch noch eine Nachricht, dass er es heute nicht mehr schaffen würde, da er noch einige Erledigungen machen musste. Resigniert steckte ich mein Handy wieder in die Tasche und machte mich auf den Weg nach Hause. So hatte ich wenigstens etwas Zeit, meine Theoriesachen nach zu arbeiten.
Und das tat ich dann auch bis zum späten Abend. Erst als ich fertig war merkte ich, wie viel das eigentlich war. Ich hatte den Kram aber auch ziemlich schleifen lassen, seitdem ich Seb kennen gelernt hatte.Ich wachte mit einem unguten Gefühl am nächsten Morgen auf. So ganz genau konnte ich es nicht definieren, aber es hatte auf jeden Fall damit zu tun, dass Sebastian für ein paar Tage in einen anderen Bundesstaat fliegen würde.
Der Abschied am Flughafen wird mir noch schwer fallen, das wusste ich.
Im Seminar saß ich wie auf heißen Kohlen, je näher der kleine Zeiger der eins kam, desto hibbeliger wurde ich.
Als es endlich soweit war, stürmte ich quasi aus dem Raum und nahm den direkten Weg zu Sebastian. Zum Glück konnte ich mir heute Bens Auto borgen.Die Eingangstür war offen, als ich ankam und ging der große Wendeltreppe bis zu seinem Apartment hoch. Als ich klingelte und die Tür geöffnet wurde, musste ich stutzen. Ich hatte das Gefühl, ein ganz anderer Mensch öffnete mir die Tür.
"Hey!", begrüßte er mich strahlend und drückte mich kurz an sich.
"Hi.", mehr fiel mir nicht ein. "Warum?", etwas enttäuscht fuhr ich durch seine Haare. Wobei man es nicht 'durch' nennen konnte. Er hatte sie abschneiden lassen...und zwar kurz...sehr kurz. Jetzt würden sie ihm nie wieder ins Gesicht fallen.
"Was, gefällt es dir nicht?", er sah mich fragend an.
"Doch, doch. Es ist nur etwas-"
"Gewöhnungsbedürftig?", beendete er meinen Satz.
Ich nickte: "Kurze Haare stehen dir definitiv auch."
Er lächelte schüchtern. "Dann wollen wir Mal, was?", er griff nach seinem Koffer und schloss die Tür hinter sich ab."Bist du eigentlich schon aufgeregt?", wir waren durch den Sicherheitscheck durch und setzten uns auf die unbequemen Stühle im Wartebereich.
"Etwas, ja. Ich bin total gespannt, wie das wird und ob ich den Anforderungen gerecht werde."
Ich nahm seine Hand in meine: "Bestimmt. Du bist ein toller Schauspieler und ein noch viel großartigerer Mensch."
"Du bist süß.", er sah zu Boden, als ihm die Röte ins Gesicht schoss. Jetzt konnten er sich nicht mehr hinter seinen Haaren verstecken.
Kurze Zeit später wurde das Gate geöffnet und Sebastian ging zum einchecken.
"Ich drücke dir die Daumen und pass auf dich auf.", ich umarmte ihn fest und sog den Geruch von seinem Aftershave ein.
"Das mache ich. Danke. Ich werde dich vermissen.", er drückte mir einen Kuss auf die Wange.
"Ich dich erst.", Ich spürte schon, wie mir die Tränen wieder in den Augen brannten. Gott, ich hasste Abschiede.
Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und zog ihn zu mir runter, um ihm einen Kuss geben zu können. Ab da war es mit meiner Selbstbeherrschung vorbei und die ersten Tränen liefen mir über die Wange.
"Nicht weinen, sonst fange ich auch noch an.", mit einem leichten Lächeln wischte er mir die Tränen weg. Sebastian küsste mich noch einmal, ehe er sich von mir löste und zum Check-in ging. Schweren Herzens sah ich ihm nach und winkte noch mal, bevor er ganz verschwand. Sobald die Maschine gestartet war, verließ ich den Flughafen und fuhr nach Hause.Hey Leute, sorry das das neue Kapitel erst so spät kommt. Hab das ganze Wochenende gelernt... Staatsexamen fängt Freitag an 👀 und eben ist mir eingefallen, dass da ja noch was war 😅
Wünsche euch einen guten Start in die Woche :)
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Man sieht sich immer zweimal im Leben
FanfictionGrace ist für eine Fortbildung in New York und läuft zufällig eines Abends einem recht bekannten Schauspieler über den Weg, ohne es zu registrieren. Wie der Zufall es so will, werden sie sich nicht nur einmal über den Weg laufen.