Als wir den Flughafen in New York verließen, war es definitiv etwas kälter und zudem war es auch noch bewölkt.
Sebastian rief ein Taxi heran, welches uns jeweils nach Hause bringen sollte. Im Auto merkte ich erst, wie geschafft ich war. Sobald ich Heim war, würde ich mich erstmal eine Runde aufs Ohr hauen.
Es dauerte etwas, bis wir meine Adresse erreichten, da wir wegen einem Unfall einen Umweg fahren mussten.
Irgendwann merkte ich, dass mich jemand an der Schulter rüttelte. Erschrocken öffnete ich die Augen.
"Oh sorry, ich wollte dich nicht erschrecken."
Er lächelte entschuldigend. "Wir sind da."
Ich richtete mich auf und sah kurz aus dem Fenster. Die Umgebung und das Haus kamen mir durchaus bekannt vor. Ich musste eingeschlafen sein, sodass ich nicht mitbekommen hatte, dass wir schon da waren.
Sebastian übernahm den Part des Taxifahrers und stieg mit aus, um mir mit meinem Gepäck aus dem Kofferraum zu helfen.
Ich stellte meinen Koffer in die Eingangstür und drehte mich auf der Treppe noch mal um.
"Das erste Mal, dass ich mit dir auf Augenhöhe stehe.", ich grinste leicht.
"Du brauchst nicht auf einer Treppe stehen, damit ich zu dir aufsehe.", er lächelte leicht, als er die Arme um mich legte.
"Lange wird der Taxifahrer glaube ich nicht warten.", ich sah an ihm vorbei zum Auto und wieder in seine Augen. Auch wenn der Fahrer noch keinen genervten Eindruck machte, so mussten wir es ja nicht heraus fordern.
"Dann lasse ich ihn Mal nicht länger warten.", Sebastian lächelte sanft, doch an seinem Blick sah ich, dass er lieber noch geblieben wäre. Um ehrlich zu sein wollte ich eigentlich auch noch nicht, dass er ging aber irgendwie war ich total müde und wollte nur noch ins Bett.
"Danke noch mal, für alles.", es war nicht nur die Einladung, sondern auch für die Ablenkung und das Zuhören. Und vor allem dafür, dass er für mich da war.
Er sagte nichts, lächelte nur weiterhin und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Wange. Ich verstand den Wink und wollte ihm einen Kuss auf die Wange geben, allerdings drehte er den Kopf vorher schnell, sodass ich ihm einen richtigen Kuss gab.
Seine Aktion entlockte mir ein Lächeln, das hatte er geschickt eingefädelt.
"Bis spätestens übermorgen.", verabschiedete er sich, da hatte er nämlich seinen nächsten Termin. Ich nickte bestätigend. Er drehte sich um und ging zum Auto, sah kurz bevor er einstieg, noch mal zu mir und winkte. Ich winkte ebenfalls zurück und ging dann ins Wohnhaus.Kaum hatte ich die Wohnungstür aufgeschlossen, kam auch schon Ben mit einem erwartungsvollen Grinsen um die Ecke.
"Hey Cousinchen, wie war der L.A.-Trip?", er drückte mich einmal fest und zog mich dann ins Wohnzimmer. "Du musst mir alles erzählen!"
"Das Hotel war total schön und an zwei von drei Tagen waren wir am Strand. Oh und das Essen war auch total gut.", fing ich an zu erzählen, jedoch zeigte mir sein Blick, dass er eigentlich was anderes hören wollte.
"Und wen hast du am Samstag so getroffen?"
"Ich hatte eigentlich kaum jemanden wahrgenommen, so aufregend wie das war. Aber an zwei, die bei uns am Tisch saßen, konnte ich mich genau erinnern.", ich grinste, da ich wusste, dass Ben gleich ausflippen wird, da er ein totaler Marvelnerd war.
"Grace, jetzt spann mich nicht auf die Folter.", fing Ben an rum zu maulen.
"Cap und seinem Vogel-Sidekick."
Seine Augen wurden groß und fingen sofort an zu leuchten:"Oh. Mein. Gott. Wie waren die so?"
Ich musste ihm alles bis ins kleinste Detail erzählen, dass sie Sebastian und mich aufgezogen und quasi Elitepartner gespielt hatten, sparte ich aus.
"Ich hätte dich nicht überreden, sondern an deiner Stelle mitgehen sollen.", er verzog nachdenklich den Mund.
"Dafür kannst du sagen, dass Sebastian Stan schon in deiner Wohnung war.", ich grinste leicht. Ein großer Trost war das wohl nicht für ihn. Ben brummte nur etwas undeutliches vor sich hin.
"Übrigens, es ist Post für dich aus Deutschland gekommen.", seine Stimme klang belegt. "Liegt in der Küche."
Ich nickte langsam und erhob mich von der Couch. Eigentlich wollte ich den Brief gar nicht öffnen, da ich mir schon denken konnte, was er beinhaltete: Eine Einladung zur Beerdigung.
Ich riss den Briefumschlag auf und nahm die Karte heraus. Die geschriebenen Zeilen führten mir die bittere Wahrheit wieder vor Augen, die ich durch das Wochenende etwas vergessen hatte. Es kam allerdings für mich nicht infrage, nicht hin zu gehen. Das konnte ich Kati nicht antuen.
Also würde ich nächstes Wochenende nach Deutschland fliegen, dann könnte ich auch gleich meine Familie besuchen.
"Ist es das, was ich denke?", hörte ich Bens leise Stimme plötzlich neben mir. Ich nickte nur stumm, woraufhin er mir eine Hand auf die Schulter legte.Das Seminar am nächsten Tag zog sich gefühlt ewig in die Länge, allgemein der ganze Montag. Aber wahrscheinlich lag es auch daran, dass meine Gedanken die ganze Zeit um die Beerdigung kreisten.
Ein kleines bisschen lag es wohl aber auch daran, dass ich einen gewissen Schauspieler vermisste, der mich in den letzten Wochen sehr oft zum Lachen gebracht hatte.
Auch wenn ich das Bedürfnis hatte ihn zu sehen, so wollte ich nicht einfach vor seiner Wohnung aufkreutzen, da es ja auch irgendwie klammernd rüber kam, oder bildete ich mir das nur ein?
Mir fiel auf, dass ich nicht mal seine Nummer hatte. Die sollten wir vielleicht das nächste Mal austauschen.
Aus Langerweile tat ich etwas, dass ich vorher, seitdem wir uns kannten, noch nicht getan hatte.
Ich googlete ihn oder eher gesagt ich sah mir Videos von ihm auf YouTube an. Und zwar die Interviews mit ihm und Mackie. Die Videos waren äußerst amüsant und bei dem einen oder anderen Video merkte ich, was für ein Spinner Seb doch war.Sebastian hatte seinen Termin Dienstagvormittag und als ich ins Behandlungszimmer rein kam, war ich irgendwie etwas nervös. Ich wusste nicht so ganz, wie ich ihn begrüßen sollte, was eigentlich ziemlich affig war.
Ich wusste nicht mal, wo wir jetzt standen. So gesehen wusste ich eigentlich gar nichts.
Doch kaum öffnete ich die Tür, schlüpfte ich wieder in die Rolle des Therapeuten und begrüßte ihn wie jeden meiner Patienten.
Wie die letzten Male auch, bekam er noch Wärme, wenn ich ins Zimmer kam.
"Hallo, wie geht es Ihnen heute?", erst im nächsten Moment merkte ich, dass ich zu sehr in meiner Rolle war, sodass ich am liebsten den Kopf gegen die nächste Wand geschlagen hätte.
"Sehr gut, nur hat meine Schulter das Wochenende etwas gelitten. Ich durfte das Wochenende mit einer tollen Frau in Los Angeles verbringen und beim rum albern am Strand hatte ich vergessen auf meine Schulter zu achten. Aber alles halb so wild.", er ließ sich nicht von mir beirren, sondern stieg mit ein und tat so, als würde er es jemand anderem erzählen. Also ich fing mit der Behandlung an und hörte ihm zu.
"Wissen Sie, sie hatte vor einigen Tagen einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Ich hatte gehofft, sie mit dem Wochenende etwas ablenken zu können."
"Und? Hat es geklappt?", fragte ich nach, ob wohl ich die Antwort am besten wusste.
"Ich glaube schon. Die meiste Zeit hat sie gelächelt und ihre Augen haben richtig gestrahlt."
"So wie Sie das sagen, hat Ihre Ablenkung auf jeden Fall geklappt.", ich lächelte leicht, und wie es geklappt hatte. "Sie haben sie wohl ziemlich gerne, was?"
"Ja, das stimmt.", für einen Moment hielt ich, bei seinen Worten, in der Bewegung inne und mir wurde plötzlich ziemlich warm.
"Sie kann sich glücklich schätzen. Aber wissen Sie was, Mister Stan: Sie mag Sie mindestens genauso gerne.", so fiel es mir leichter darüber zu reden, als wenn ich es ihm von Angesicht zu Angesicht gesagt hätte.Kurz bevor die 20 Minuten rum waren, zeigte ich ihm noch ein paar Mobilisations- und Kräftigungsübungen.
"Alles in Ordnung, Grace?", er musterte mich mit einem besorgtem Blick. Ich hatte wohl vergessen meine Fassade wieder aufzurichten.
"Ja.", ich versuchte es mit einem Lächeln zu unterstreichen, doch als ich seinen Blick sah, wusste ich, dass er mir nicht glaubte, "Okay, nein. Aber ich muss gleich zum nächsten Patienten."
"In der Mittagspause?", schlug er vor und lächelte mitfühlend.
"Halb 1?"
"Ich hole dich dann ab.", er drückte leicht meine Hand. Als Bestätigung nickte ich und verließ dann das Zimmer.Bald werden die Kapitel wieder etwas länger. Versprochen. :)
Danke für die Votes und Kommentare ♥️
Bis zum nächsten Kapitel :D
Und einen schönen Sonntag
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Man sieht sich immer zweimal im Leben
FanfictionGrace ist für eine Fortbildung in New York und läuft zufällig eines Abends einem recht bekannten Schauspieler über den Weg, ohne es zu registrieren. Wie der Zufall es so will, werden sie sich nicht nur einmal über den Weg laufen.