Der letzte Tag

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Heute war der letzte Tag, den wir gemeinsam hatten. Morgen früh würde mein Flug nach Deutschland starten und dann war es erstmal vorbei mit Sebastian und mir.
Ich hatte noch keinen Plan, wie es weiter gehen sollte. Am liebsten würde ich in New York bleiben, bei ihm. Allerdings hatte ich weder eine Festanstellung noch eine eigene Wohnung. Ich konnte ja schlecht für immer bei meinem Cousin und seiner Freundin wohnen.
"Worüber denkst du nach?", holte mich Sebastians Worte aus meinen Gedanken.
"Über morgen und danach.", ich lächelte traurig. Seine Augen spiegelte das wieder, was ich gerade dachte.
"Geht mir genauso.", er nahm meine Hand in seine. "Ein Tier müsste man sein. Die denken nicht über Vergangenes oder Zukünftiges nach. Sie leben einfach im Hier und Jetzt."

Wir setzten uns auf eine Bank mit Blick auf den Hudson River. Der Tag neigte sich dem Abend zu, sodass die tiefergehende Sonne sich auf der Wasseroberfläche spiegelte.
"Was ist? Warum grinst du so?", fragte ich etwas verwirrt, als Seb in eine Richtung sah und plötzlich anfing zu Grinsen.
"Da vorne hat alles angefangen. Zuerst hatte ich echt ein bisschen Angst vor dir."
Ich folgte seinem Blick und erkannte die Stelle wieder, an der wir vor knapp sechs Wochen standen und uns unterhalten haben, nachdem ich aus diesem Club geflohen war.
"Wieso das denn?"
"Als du erzählt hast, was du in deiner Freizeit machst. Judo, Karate, Taekwondo und so weiter, okay. Das ist bekannt. Dein Krav Maga hört man eher seltener.", er zuckte mit den Schultern.
"Ich wusste nicht einmal, ob das überhaupt so eine gute Idee war, dir gleich nach zu Laufen, nachdem du den Typen im Club schon fast die Nase gebrochen hast."
"Er hatte selber Schuld.", ich zog die Mundwinkel nach unten, als ich mich an die Szene erinnerte. Ich hatte den Typen schließlich mehr als einmal darauf hingewiesen, mich in Ruhe zu lassen.
"Hast du immer noch Angst vor mir?", fragte ich etwas zögerlich nach. Wobei er eigentlich weniger den Eindruck machte.
"Nein. In manchen Situationen habe ich nur etwas Angst vor den Konsequenzen auf mein Handeln."
Nun war es an mir zu grinsen. Ich konnte mir denken, worauf er anspielte. Die ganzen Armhebel, mit denen er Bekanntschaft machen musste, wenn er mich ohne Gnade kitzelte.
"Gelernt hast du trotzdem nicht daraus.", ich zwinkerte ihm zu und knuffte ihm mit dem Ellenbogen in die Seite.
"Nein.", er lachte und lehnte sich auf der Bank zurück. Er legte seinen Arm um mich und ich lehnte mich an ihn.
"Weißt du, was das Beste an dem Abend war?", mit einem Lächeln sah er zu mir runter.
"Dass es dir nicht wie dem Typen im Club ergangen ist?"
"Dass ich mich in deiner Gegenwart wie ein gleichwertiger Mensch gefühlt  habe. Die meisten Menschen erkennen mich immer gleich, fragen nach Fotos und Autogrammen und sehen nur den Schauspieler, den Promi. Als wir uns damals unterhalten hatten, ging es nicht um meine Arbeit und meine Rollen."
"Sondern nur um völlig belangloses Zeug über Gott und die Welt.", endete ich und schmiegte legte den Kopf an seine Schulter.
"Ja.", meinte er nachdenklich und lehnte seinen Kopf gegen meinen.
Eim breites Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als seine Worte erst richtig anfingen zu wirken.

Erst als die Sonne schon untergegangen war, verließen wir die Bank und machten uns auf den Heimweg.
"Hörst du das?", ich blieb stehen und lauschte in die Dunkelheit. Vor uns erstreckte sich eine kleine Parkanlage.
"Was denn?", Sebastian sah mir nach, als ich etwas näher an das Stimmenwirrwarr heran ging.
"Eine gröhlende Gruppe.", ich versuchte zu identifizieren, worum es ging.
"Da feiern bestimmt nur welche.", versuchte er mich vom näher ran gehen abzuhalten.
"Ne, dass hört sich anders an.", ich runzelte nachdenklich die Stirn und sah ihn alarmiert an, als ich eine helle Stimme nach Hilfe rufen hörte.
"Grace! Warte!", schnell hatte Sebastian zu mir aufgeholt und griff nach meinem Arm.
Ich ging hinter einem Busch in Deckung und verschaffte mir einen Überblick über die Situation.

Eine Gruppe Jugendlicher war dabei eine Frau auszurauben. Zwei hielten sie fest, während ein Dritter in ihren Taschen herum wühlte.
Sie versuchte sich aus dem Griff zu winden, ohne Erfolg.
In meinem Kopf arbeitete es. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich wusste nur, dass ich ihr helfen wollte.
Seb schien meine Unruhe zu spüren: "Mach nichts Unüberlegtes. Ich rufe die Polizei an."
Ich bekam seine Worte nur am Rande mit und konzentriere mich wieder auf die Szene vor mir.
Die Frau trat plötzlich nach dem Typen, der ihre Taschen durchsuchte und kassierte dafür einen Schlag ins Gesicht.
"Verdammte Scheiße, Grace was hast du vor?", zischte Seb und hielt mich erneut am Arm fest, während er mit jemandem vom Notruf telefonierte.

Kurz und knackig 😅 was haltet ihr von ein bisschen Action und Drama? 😁
Damit es auf den letzten Metern nicht langweilig wird.
Bin auf eure Meinung gespannt.
Bis zum nächsten Kapitel :)

Man sieht sich immer zweimal im Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt