Kapitel 10

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Nach diesem komischen Erlebnis vorhin hatte ich Ashton angerufen und ihn gebeten uns abzuholen. Danach waren wir schweigend ins Krankenhaus gefahren, wo man sich jetzt immer noch um Michaels Fuß kümmerte. Ich stand still neben ihm und lächelte ihn aufmunternd an, als er mich hilfesuchend ansah. Sein Fuß war am dem Gaspedal hängen geblieben und durch den Schuh hindurch aufgeratscht. Es sah nicht so schlimm aus wie es war. Denn Michael quälte sich seit einer viertel Stunde mit Schmerzen herum, während die Ärzte seine Wunde erst desinfiziert und gesäubert hatten und sie jetzt nähten. Dazu kam, dass Michael laut Ash riesige Angst vor Nadeln hatte.

Ich stand also neben Michael und hinter mir Ashton und wir versuchte irgendwie den grünhaarigen Jungen vor mir abzulenken. "Mikey.", meinte ich und bückte mich etwas, damit wir auf Augenhöhe waren. "Weißt du noch vorhin, als wir in der Krake waren. Ich hatte riesigen Schiss und du hast mich Pussy genannt.", erzählte ich und Michael grinste, aber sein Grinsen hielt nicht lange, als der Arzt die Nadel in Michaels Fuß bohrte. "Können sie nicht meinen scheiß Fuß betäuben verdammt!", schrie Michael verzweifelt und ich lachte. Es war zwar fieß, aber es sah wirklich lustig aus, wie der große Michael Clifford Angst vor einer kleinen Nadel hatte. "Lach nicht!", knurrte Michael, was mich noch mehr lachen ließ. "Sie müssen jetzt hier raus.", erklärte uns dann eine Schwester und Ash und ich verabschiedeten uns von dem völlig verzweifelten Michael und liefen in den Wartebereich.

"Also jetzt wo wir alleine sind: Schieß los.", meinte Ash dann. "Was soll ich los schießen?", fragte ich verwirrt und setzte mich auf einen der Stühle, während Ash neben mir platz nahm. "Was ist das zwischen euch? Seitdem ihr heute die Schule zusammen geschwänzt habt, seit ihr unzertrennlich. Als ich euch im Park gefunden hab, hast du auf seinem Schoß gesessen und ihr habt euch eng umarmt, auf dem Weg zum Auto hast du ihn gestützt, obwohl ich das auch hätte machen können. Und wie ich gerade gehört hab wart ihr zusammen im Wonderland!", zählte Ash auf. "Es hat sich nicht zwischen uns geändert. Wir kommen jetzt nur miteinander klar.", lachte ich.

"Schätzchen, miteinander klarkommen ist das, was ich und dieser Phil haben, ihr seid schon längst Freunde. Ziemlich enge sogar.", sagte Ash vorwurfsvoll. "Michael und ich mögen uns nicht mal, warum sollten wir dann befreundet sein?", fragte ich ihn. "Verarsch mich nicht, natürlich magst du ihn, sonst würdest du nicht die ganze Zeit etwas mit ihm machen und Mike mag dich anscheinend auch, er gibt es nur nicht zu.", erklärte Ash mir. "Sorry, aber da ist nichts. Ich weiß nicht was du dir da einbildest.", meinte ich schulterzuckend und Ashton sah mich mit einem "Ist das dein Ernst?!"-Blick an. Er konnte mir aber nicht mehr wiedersprechen, da Michael mit Krücken angehumpelt kam. "Unser Lieblingskrüppel ist wieder da!", rief ich sarkastisch. "Ich dich auch, Alice.", grummelte Michael und grinste dann aber, so wie ich.

"Ich denke ich fahr dich nach Hause?", fragte Ash Michael und er nickte. "Okay. Dann kommt. In wessen Auto seid ihr eigentlich gefahren?", Ash parkte gerade aus. "In Mrs Morgans. Sie wird mich umbringen.", seufzte Mike und ich sah ihn verwirrt an. "Ich dachte, das wäre dein Auto?", fragte ich verwirrt und Ashton lachte. "Michael hat erst seit zwei Wochen einen Führerschein. Außerdem hat er gar kein Geld für ein eigenes Auto.", erklärte Ash und ich sah verwirrt zu Mike, der nur den Kopf schüttelte.

Nach 10 Minuten Stille hielt Ash dann an irgendeinem Waisenheim und Mike stand ohne sich zu verabschieden auf und lief mit den Krücken zum Waisenheim. "Moment. Wohnt Mike da? Was ist mit seinen Eltern?", fragte ich jetzt total verwirrt und Ash seufzte.

"Mikey hat keine Eltern mehr. Sie sind in einem Autounfall gestorben, da war er 12. Danach ist er hierhin gekommen und war einige Jahre depressiv. Und er war wirklich depressiv. Seine Hüften sind ziemlich zugeritzt. Damals hat das niemand bemerkt, weil er seine Traurigkeit mit Wut verdrängt hat, deshalb ist er auch als Schläger bekannt. Auch wenn er so tut als wäre alles gut, er leidet darunter, dass er an der Schule der Aussenseiter ist. Er hat mir mal erzählt, dass das Einzige was er wirklich will ist, dass er akzeptiert wird.", erzählte Ash. "Wow.", meinte ich nur. Ich hätte alles von Michael erwartet, aber nicht, dass er so eine Vergangenheit hatte.

"Sag ihm aber nicht, dass ich dir das gesagt habe. Michael lässt nicht viele Leute an sich ran. Es ist schon ein Wunder, dass er dich so nah an sich ran lässt.", meinte Ash und ich nickte. "Danke fürs wegbringen und..so.", murmelte ich und Ash nickte. "Immer wieder gern.", grinste er und ich lächelte auch. Dann stieg ich aus und schloss die Tür zum Haus auf. Ich lief rein und lief zu Carsten. Ich hatte jetzt keine Lust alleine oben rumzusitzen, bis Mum in drei Stunden kommen würde.

»The big Fuck-Up« || Michael CliffordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt