[3] Tausendschöne Erinnerungen

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Cassie POV

Ich schob mir einen weiteren Löffel der Bohnen-Reis Brühe in den Mund. Es war nicht wirklich zu genießen, jedoch hatte Pfanne etwas gekocht, was uns erstmal den Hunger nehmen würde. Der Geruch von etwas verbranntem lag in der Luft. Ich fragte mich, was beim Kochen schiefgelaufen sein musste.
Eine Art Fladenbrot lag neben mir. Das gab es dazu. Ich hörte mit einem Ohr den Gesprächen der anderen zu. Newt, Alby, Thomas und weitere Personen saßen mit mir am Tisch und vor ihnen lag das gleiche wie vor mir. Newt und Thomas diskutierten, dass 60 Sekunden und 1 Minute nicht dasselbe sind. ,,Schau doch mal. Wenn du eine Minute auf der Mikrowelle tippst, dann wird es für 60 Sekunden oder eine Minute kochen. Dasselbe bei 60 Sekunden. Aber wenn du dann zweimal auf eine Minute tippst, wird es zwei Minuten kochen. Weil 1+1, 2 sind. Aber wenn du 60 und 60 addierst, wird es einhundert zwanzig Sekunden kochen, auch wenn 60 Sekunden eine Minute sind", Thomas gestikulierte wild mit seinen Händen in der Luft herum. Newt und Chuck sahen sich erst etwas verwirrt an, doch fingen dann lauthals an zu lachen. Ich hatte nicht richtig zugehört. Ich war eher damit beschäftigt in meinem Essen herumzustochern. ,,Tommy, 120 Sekunden sind zwei Minuten", Newt wurde rot vor Lachen und die Anderen stimmten mit ein. Ich fand es schön sie alle so zu sehen. So glücklich.

Ich konnte mich zwar nicht daran erinnern, dass wir uns vor all dem hier mal getroffen hatten, aber ich war mir sicher, dass sie auch ihre Familien verloren hatten. Der Unterschied dazu war, dass ich mich erstens an sie und wie sie gestorben waren, erinnern konnte und zweitens, dass ich dabei sein musste, als das passierte.
Meine leiblichen Eltern hatten mich weggegeben, also lebte ich bei einer Pflegefamilie. Wicked war in unser Haus eingebrochen und wollte mich aus Forschungsgründen mitnehmen. Ich sah vor meinem inneren Auge, wie meine Pflegemutter sich vor mich stellte - mich beschützen wollte. Da mein Pflegevater noch nicht zu Hause war, mussten wir für uns alleine kämpfen.
Wicked nahm ihre Waffen und zielten auf meine Pflegemutter. ,,Bitte nicht!", schrie ich besorgt. ,,Dann geben sie uns das Kind JETZT!". Die Frau machte jedoch keinerlei Anstalten dies zu tun. ,,Nur über meine Leiche!", zischte sie mit kaum unüberhörbarer Verachtung.

,,Das lässt sich einrichten"

Sie schossen auf meine Pflegemutter. Bei jedem markerschütternden Knall zuckte ich zusammen. Sie kippte nach hinten um und kam mit einem Rumpeln auf dem Boden auf. Mehrere Kugeln hatte ihre Brust durchbohrt. Ihr T-Shirt saugte sich mit dem dunkelroten Blut voll und um sie herum bildete sich schnell eine Blutlache.
Ich stürzte mich zu ihr runter, hielt ihren Kopf in meinen Händen, während ich vor Angst, Wut und Frust zitterte. Sie war eine herzensgute Frau gewesen.
Sie sah mich schwach lächelnd an. Die Stimme vor Schmerz verzerrt: ,,Versuch zu überleben"
In ihren Augen bildeten sich Tränen. Die salzige Flüssigkeit rann ihr Gesicht nieder - in ihre Haare. Dann starrte sie an die Wand.
Ich wusste, was das zu bedeuten hatte.
Ich fing an zu brüllen, bitterlich zu weinen und um mich zu treten, wenn sie mich packten. Aber vor allem baute sich ein unbändiger Hass tief in meiner Brust auf.

,,Cass, was sagst du zu all dem? Sind 60 Sekunden 1 Minute?", Thomas sah nun mich an und ich zuckte zusammen. Allein das Nachdenken über all das kamen mir Tränen in die Augen. Es war eine der schlimmsten Erinnerungen, die ich hatte.
Ich denke, jeder liebt Aufmerksamkeit. Doch es gibt Zeiten, in denen man diese lieber nicht haben möchte. Das war dieser Moment. Ein Moment, in dem man lieber für sich alleine, sein will allen um sich herum zu sagen, es sei alles gut. Keine Aufmerksamkeit zu erregen. In genau diesen Momenten hatte man eine Schwachstelle, bei der es höchste Priorität gab diese zu verbergen. Würde man genau solch eine Person auf ihre Tränen angesprochen, hätte sie die Sorge ein paar mal abgewunken.

Thomas biss sich nachdenklich auf die Lippe und schloss für einen Moment die Augen. Der Biss auf seine Lippen erweckte ein paar Schmetterlinge in meinem Bauch, die darauf wild hin und her flatterten. EIne Art von Gefühl die sie verwirrte.
,,Na dann lasst uns loslegen!", rief Alby über alle Unterhaltungen, die bis jetzt noch stattgefunden hatten.

Wir alle standen auf und liefen zur Versammlungshütte und schon fingen die heiklen Gespräche der verschiedenen Personen an. Ich wurde ganz nach vorne gesetzt, dass ich jedem Einzelnen in die Augen sehen konnte.
Chuck saß in der ersten Reihe und lächelte mich aufrichtig an. ,,Da wir ja jetzt alle was gegessen haben und diese Sitzung nicht auf leerem Magen führen sollten, können wir jetzt anfangen ... Cassie-", Alby zeigte auf mich, nachdem sich alle hingesetzt hatten.
Es war wie in einem Gericht. Alle sahen einen an, aber nicht als hätte man etwas verbrochen. Sie sahen mich neugierig, zuversichtlich oder interessiert an. ,,Cass", verbesserte ich den Hüter der Lichtung. Darauf nickte er anerkennend und fuhr fort: ,,Cass, meint sich an das Leben vor dem Labyrinth erinnern zu können".
Ich fixierte ihn mit einem fragenden Gesichtsausdruck. Was hatten die Jungen mit mir vor? Würde ich sterben, weil ich etwas wusste, was sie nicht taten?
,,Würdest du uns das bitte erklären?".
Das tat ich. Und wie ich das tat. Ich stand auf und erklärte jedem, wie mein früheres Leben aus gesehenen hatte. Was hinter der Organisation WCKD steckte und wie sie eine nach der anderen Person töteten, nur um Laborexperimente zu auszuprobieren. Stunden um Stunden brachte ich damit zu ihnen jedes kleinste Detail zu referieren, welches ich kannte. Dies brannte sich in das Gehör meiner Zuhörer.
Als ich fertig war und mich auf die Kiste hinter mir wieder niederließ, hörte man ein einzelnes Kichern kam durch die Menge. Ich sah mich nach dieser um.
Der Junge mit den komischen Augenbrauen. ,,Natürlich kann sie sich an etwas erinnern. Das macht sie interessanter. Denkt doch mal nach. Sie versucht einen Weg zu finden hier lebend zu entkommen. Sie sollte verbannt werden. Die Schöpfer wollen uns auf die Probe stellen. Der Test ist, ob wir es schaffen mit einem Mädchen auszukommen, welche Klonk erzählt? Ob wir so leichtgläubig sind..."
,,Wieso? Dass sie sich wirklich erinnern könnte, ist gar nicht mal so unwahrscheinlich, Gally-", setzte sich dieser Asiate für mich ein. Ich kannte seinen Namen nicht.

,,Warum, Minho?", Alby legte den Kopf schief.
,,Naja überlegt mal. Sie ist das Erste und einzige Mädchen hier. Alleine, dass sie hier her gekommen ist, ist eine Veränderung. Es ist zwar komisch, dass sie sich erinnern kann, aber vielleicht ist das ein Zeichen für uns. Vielleicht ist in ihr der Schlüssel für den Ausgang oder wenigstens ein Hilfsmittel dazu", der Asiate sah mich während dieser Rede nicht an, sondern blickte nur zwischen Alby und Newt hin und her.
,,Das stimmt. Vielleicht kann sie uns helfen hier raus zu kommen", sprach nun Thomas. ,,Du bist kein Hüter, also sei still", meckerte Gally.
,,Ich soll still sitzen bleiben, während du die offensichtlichen Fakten verdrehst?", Thomas stand auf. Man sah, wie wütend er wurde. Seine Hände ballte er zu Fäusten. Die Ader an seiner Stirn schien zu wachsen.
,,Das ist mein Standpunkt", Gally verschränkte seine Arme vor der Brust. Wie ein bockiges Kind, was nun seine Taten abstritt. ,,Lügen sind klein Standpunkt, Augenbraue", protestierte Thomas und sah dabei Gally in die Augen. Irgendwie fand ich es sympathisch, wie sich Thomas für mich einsetzte. ,,Halt den Mund, Frischling", Gally ging einen Schritt auf den Braunhaarigen zu.

Dieser näherte sich ihm ebenfalls.
Plötzlich holte Gally aus und schlug Thomas ins Gesicht. ,,Thomas!", schrie ich den Namen des Braunhaarigen und rannte zu ihm.

The Love Maze (Maze Runner FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt