[26] Eine unschöne Begegnung

275 12 1
                                    

,,Aber Schluss jetzt-", er streckte mir eine Hand hin und ich nahm diese dankend entgegen, ehe ich auf meinen Füßen stand. ,,- ich möchte ich dir etwas zeigen". Wie ein Kleinkind lief er aus der Halle, in der wir alle schliefen, und sah dabei immer wieder über seine Schulter, dass ich ihm auch folgte. In einem der Gänge sah ich mich etwas genauer um. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber die Laternen und Sicherheitsleuchten an den Decken spendeten einem etwas Licht, um die Umrisse des Gangs vor einem zu erahnen. Die Wände bestanden aus zerfallenem Beton aus deren Spalten die dichten blutorangenen Ziegelsteine zum Vorschein kamen. Die Decke war abgerundet und ebenso zerstört. Für einen Moment dachte ich darüber nach, was passieren würde, wenn die Decke einstürzt, oder ein Loch im Boden ist, das wir nicht erkennen können. Wenn wir überfallen werden, oder Cranks kommen. Was ist, wenn einer von uns ein Crank wird? Was ist -

,,Da vorne rechts", Thomas lächelte mir schüchtern zu, wendete seine Aufmerksamkeit aber direkt wieder auf den Weg vor ihm zu. ,,Wo gehen wir hin, Thomas?". Das war das erste Mal, dass ich fragte. ,,Lass dich überraschen", entgegnete er mit leichtem Gesang in seiner Stimme.

Es erinnerte mich an früher. Als wir alle am Lagerfeuer saßen. Campen waren. Gelacht, gesungen haben. Wie sich um und herum eine warme Aura ausbreitete und wir plötzlich alle auf einer Wellenlänge waren. Ich weiß noch, als wir gefeiert haben und uns am Tag darauf nicht mehr bewegen konnten, da sich der Muskelkater durch unsere Körper fraß, wir aber trotzdem die Zähne zusammen bissen und weiter feierten, da es der schönste Moment unseres Lebens war.
Aber dann kam der Virus in unsere Mitte. Ich sah zu wie sie nach und nach verrückt wurden. Wie sie immer mehr wirres Zeug redeten. Und Tag für Tag den Verstand verloren. Wie meine besten Freunde zu Cranks wurden und in ihnen der Virus lebte. "Nicht so schlimm" hatten sie es beschrieben, als sie kurzzeitig niemanden angriffen und bei klarem Verstand waren "macht euch keine Sorgen".  Doch irgendwie schmerzte mir meine Brust. Eben waren sie doch noch die, mit denen ich gefeiert habe ...

,,Wir sind da", Thomas nahm meine Hand und führte mich durch den letzten dunklen Gang und plötzlich sah ich etwas, was mir die Sprache verschlug - vor Bewunderung.

Hinter dem hügeligen, sandigen Horizont ging die Sonne auf. Ein kleines Stück der leuchtenden Kugel war bereits zu sehen. Und sofort fühlte man sich wieder lebendig. Vielleicht durch die warmen Strahlen, vielleicht aber auch wegen der Person neben mir. Die Sonne schickte, in ihrer Wenigkeit, ein Licht auf die Erde, dass diese aussah, wie als hätte man diese in Ruhe und wahre Schönheit getunkt. Mein Herz setzte für einen Schlag aus. Einfach wundervoll!

,,Wow", war das Einzige, was ich in diesem Moment rausbekam. Im Augenwinkel sah ich Thomas nicken. Blöd grinste er und sah dabei immer wieder auf meine Lippen. ,,Es ist so atemberaubend mit dir hier zu stehen. Lebendig", bei dem letzten Wort zwinkerte er mir zu. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen.
Seine Hand wanderte an meine Tallie: ,,Willst du mit mir tanzen?"
Überrascht blickte ich ihm entgegen: ,,Tanzen? Ich kann nicht tanzen".
Nun brach er in schallendes Gelächter aus: ,,Ich auch nicht" ,,Naja gut, lass es uns versuchen"
Er umklammerte meine Hand und drehte mich auf der Stelle. Er machte einen Schritt vorwärts, ich zurück. Er lief nach links, ich folgte ihm. Zusammen schwebten wir bei Sonnenaufgang über den sandigen Boden.

,,Ich kann mir kein Leben ohne dich vorstellen", damit legte er seine Hand in meinen Nacken und legte unsere Stirn aneinander. Gerade so knapp, dass sich undere Nasenspitzen berührten.

,,Noch nie hat jemand mein Leben so sehr beeinflusst wie- ". Er wurde von einem sehr lauten Knall unterbrochen. Und schon kurz darauf war eine Stimme aus Lautsprechern zu hören. ,,Hier spricht das World Chaos Killzone Department. Bitte treten sie mit gehobenen Händen aus dem Gebäude. Ich wiederhole-", ab da schaltete ich ab. Wicked war hier!

,,Wäre auch zu schön gewesen", murmelte Thomas noch und rannte dann mit mir zusammen wieder in das Haus zurück.

,,Brenda!", brüllte Thomas. ,,Gibt es sowas wie einen Hinterausgang? Irgendwas wo wir jetzt flüchten-"
,,Entspann dich, kleiner"
,,Hä?"
,,Ja, haben wir. Nach da hinten rechts"
Brenda lief vor. Wir anderen ihr nach. Newt war damit beschäftigt aus dem Bett zu kriechen. Irgendwie zuckte er ab und zu komisch.

Als hätte er motorische Aussetzer. Ich lief sofort zu ihm. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass er sich auch schon verwandelte. ,,Newt alles okay?", rief ich ihm neben ihm zu, während die Stimme von Janson in unseren Ohren tobte. Newt nickte. Zu heftig für meinen Geschmack. Dann hielt ich ihn an der Schulter fest und blieb mit ihm stehen. Alles, was um uns herum passierte, rückte langsam in den Hintergrund.

,,Bist du dir sicher, Newt?", Ich sah ihn mit ernster Miene an. ,,Ich muss dir was beichten, Cassie...", Newts Stimme zitterte und hörte sich nur noch an wie ein Flüstern. ,,I-ich hab ... Ich hab mich ... Infiziert", als hätte er etwas angestellt starrte er zu Boden. Ich hatte zwar schon vorher geahnt, doch es wirklich aus seinem Mund zu hören schockierte mich zutiefst.

,,Ich werde sterben. Früher oder später. Wenn sie es hier reinschaffen, sterben wir alle"
,,Newt, ich -". Doch kaum hatte ich den Mund geöffnet, unterbrach er mich.
,,Einer muss sie aufhalten"
,,N-nein", ich schüttelte den Kopf, wenn ich einen nicht verlieren wollte war es ihn. Um keinen Preis.
,,Wicked ist uns auf den Fersen"
,,Wieso, verschwinden wir dann nicht zusammen?!"
,,Willst du, dass ich mitkomme. Euch eine Last bin, wie ihr zusehen müsst wie ich die Kontrolle über mich selbst verliere. Nein! Der Verfall ist nichts für mich. Ich sterbe lieber im Kampf und zu wissen, dass ich was Gutes getan hab, und jetzt geh!", Newt drückte mich ein Stück nach vorn.
,,Nein! Nicht ohne dich! Newt, wir können dich retten!", meine Stimme brach in der Mitte ab.
,,Red keinen Klonk!", Newt zog seinen Ärmel nach oben, dass man die gruselig hervor stehenden Adern sehen konnte. Etwas was ich nie sehen wollte. Niemals. Bei ihm. ,,Ihr könnt das hier nicht mehr retten. Ich mutiere. Und jetzt geh. Denk an die schönen Momente mit mir. Nicht diese! Wir sehen uns im nächsten Leben.
Und. Jetzt. Geh!"

The Love Maze (Maze Runner FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt