[10] Schmerzender Verlust

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POV Newt

Mein Herz tat weh. Ich mochte sie eigentlich ziemlich gern. Zu wissen, dass sie sterben wird, zerbrach einen innerlich. Wie, wenn Porzellan auf den Boden fällt. Wir alle waren das Porzellan und der Boden das Schicksal von ihr, welches uns so mitnahm. Tommy lag auf ihr und brüllte sich die Kehle wund. Ihn einmal so zu sehen tat mir unglaublich weh. Zu sehen, wie sehr er daran zerbrach. Keiner von uns kannte Cassie besonders lange. Sie war gerade mal einen Monat hier, aber sie hatte sich bisher in unsere Herzen geschlossen.

,,Newt ...", kam Chuck durch die Tür. Hinter ihm standen weitere Lichter. Wir hatten ihn, Pfanne und ein paar andere Lichter gestern zurück zu den Hängematten geschickt, damit sie wenigstens gut schlafen können. Er war scheinbar durch Thomas Schreie aufgewacht. Den Kleinen zu sehen, brachte mein Herz ein Stück weit wieder zusammen.
,,Was ist hier los?", fragte Chuck unschuldig. ,,Cass wird es nicht schaffen", ich nahm Chuck in den Arm. Diesem kamen sofort die Tränen und er fing bitterlich an zu weinen. Genau so wie Thomas. Ein paar andere konnte ich noch sehen. Pfanne, Winston, auch Gally oder Minho. Auch diese schienen die Nachricht nicht allzu schön zu finden. Ich strich Chuck durch sein Haar und versuchte ihn so zu beruhigen.
,,Newt?", hörte ich Minho über die jammernden Stimmen. Ich nickte und lief zu ihm. Dabei ließ ich Chuck für einen Moment alleine.

,,Ich glaube Thomas und ich haben einen Weg rausgefunden. Wir müssen da hin, bevor es wieder Abends wird und sich die Tore schließen. Der Frischling hat es wirklich geschafft", damit zeigte er auf Thomas. Man hatte das Gefühl seine Seele sei mit ihr gestorben. ,,Die Griewer werden wieder kommen und uns wieder angreifen. Wenn wir jetzt nicht schnell handeln, müssen wir mit mehr Verlusten rechnen".
Seine Worte ließen mich ernsthaft nachdenken. Ich musste nun richtig handeln. Die richtige Entscheidung treffen. Ich war immerhin nun der Anführer, da Alby weg war. Einerseits wenn wir wirklich rauskommen sollten, würden einige von uns überlebt haben, andererseits wenn es keinen Ausgang gibt laufen wir in ein offenes Messer. Jedoch war dies auch der Fall, wenn wir auf der Lichtung bleiben würden. Die Tore schließen sich nicht mehr. Die Frage war nun jedoch, was nun stärker war. Die Hoffung, dass es einen Ausgang gab, oder die Angst vor den Griewern, die jederzeit in die Lichtung spazieren könnten.

Ich dachte eine Zeitlang ernsthaft nach, bis ich dem Läufer zunickte: ,,Du hast recht. Wir müssen hier weg". Minho nickte, veränderte seine Mimik jedoch nicht. ,,Gut, hol die Schwerter und Speere. Einfach alles, was du als Waffe benutzen würdest! Ich kümmer mich in der Zeit um die Lichter". Schon joggte Minho los, um meinen Befehl auszuführen. Mit langsamen Schritten lief ich in die Hütte zurück.
,,Hört mir jetzt bitte alle gut zu!". Rief ich laut, dass mich auch der Letzte hörte. ,,Wir verlassen die Lichtung. Noch heute. Minho holt gerade Schwerter und Sperre, aber auch noch andere Waffen, die wir bei dem Kampf gegen die Griewer gebrauchen können. Sie werden wieder auf die Lichtung kommen. Uns holen, bis es keinen mehr gibt. Wir müssen hier weg". Thomas schluckte stark und fragte mich dann jaulend: ,,Und was ist mit ihr?". Dies hatte ich mir schon überlegt, jedoch traute ich mich nicht dies auszusprechen. Mein Kopf tat weh und mein Blick schweifte von Thomas zu ihr: ,,Wir müssen sie zurücklassen".
Thomas nickte. Ich hätte erwartet er würde wieder anfangen zu plärren, jedoch stand er da, neben ihrem Bett, und nickte leer. Er hatte wohl keine Kraft mehr.
,,Aber dann lass uns ihren Tod nicht um sonst gewesen sein, Tommy", ich lief langsam auf ihn zu uns umarmte ihn. Er erwiderte diese Geste und klammerte sich an mir fest: ,,Sie hat nicht verdient so zu sterben. Weißt du was ich meine, Newt?". Ich vegaß für einen Moment zu atmen. Einerseits wegen seiner Worten, andererseits, dass er meinen Namen sagte. Das machte alles irgendwie - dramatischer. ,,Ich weiß, ja. Aber dann lass sie uns rächen". Er nickte. Das bemerkte ich durch die auf und ab Bewegung an meiner Schulter. Vorsichtig drückte ich ihn von mir los. Er sah schrecklich aus.

Seine Augen waren angeschwollen und sein Gesicht rot gefärbt. An seiner Wange waren Tränen zu erkennen, die langsam nach unten zu seinem Kinn liefen und dann mit einem fast lautlosen Plop auf dem Boden aufkamen. Wenn er redete, zogen sich vereinzelt Speichelfäden in seinem Mund und er hatte immer noch diese jammernde Stimme. Seine Haare hingen an seiner verschwitzten Stirn und er stank immer noch nach erbrochenem. ,,Du siehst schlimm aus, Tommy", ich versuchte ihm aufrichtig zu zulächeln. Er kicherte nur schwach und sah mir dabei in die Augen: ,,Danke Newtie". Newtie ... so hatte er mich noch nie genannt. Aber mir gefiel der Name irgendwie.

Die Jungs um uns herum standen alle bei Cassie und verabschiedeten sich von ihr. Einer nach dem Anderen sagte etwas zu ihr, oder flüsterte ihr etwas ins Ohr und verschwand darauf aus der Hütte. Draußen konnte ich schon die Stimme von Minho erkennen, der den Jungs die Waffen gab: ,,Jack, du bekommst ein Speer und du Winston ein Messer, ..."

,,Lass uns zeigen, dass Cassie's Tod nicht unbestraft sein wird", motivierte sich nun auch Thomas. ich nickte und grinste dabei rachsüchtig. Er hatte es verstanden. ,,Aber lass mich bitte kurz mit ihr reden". Damit lief er zu ihrem Bett und nahm ihre Hand. Es kribbelte in meinem Bauch, als ich sah, wie sehr sich Tommy um sie sorgte. Sie wären wirklich süß zusammen gewesen. ,,Ich liebe dich. Alles an dir. Ich habe dich jeden Tag gesehen und hoffte nur mich irgendwann überwinden zu können, um dir das zu sagen ... Ich kann mich an nicht viel erinnern. Vor allem nicht an das, was vor all dem hier passiert ist, aber ich bin mir sicher, dass du das schönste und wundervollste Mädchen bist, welches ich je getroffen habe. Ich hoffe, dass du mir vom Himmel aus zusehen wirst, wie ich die ganzen Strünke hier aus dem Labyrinth bringe". Mit einem Lachen unterbrach ich ihn: ,,Wir kommen zusammen raus". Er nickte, schmunzelte und redete dann weiter: ,,Warte auf mich. Wir sehen uns bald", damit stand er auf und verließ die Hütte. Nun stand ich nur noch dort und sah dem Jungen nach. Nun war es für mich an der Zeit mich zu verabschieden.

The Love Maze (Maze Runner FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt