[8] Verlust einer Geliebten

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Alby flüsterte Thomas etwas zu, was ich nicht verstand. Dann ließ er los und flog davon. Sein Brüllen war dabei deutlich zu hören. Wie leblos starrte Thomas in das Loch, in dem Alby gerade noch war.

Ich hatte etwas in meinem Bauch. Ein widerliches Gefühl. Es fühlte sich so an, als würde ich mich übergeben, aber auch hatte ich Schuldgefühle. Es brannte und tat weh, doch ich zwang mich nicht dort hinzusehen, aus der Angst was dort seien könnte. ,,Cass...", Thomas ging langsam auf mich zu. Dabei schweife sein Blick immer wieder an mir herunter und an meinem Bauch. Dann überwand ich mich und sah ebenfalls auf die Stelle. Ein bisschen neben meinem Bauchnabel steckte ich ein großes Holzstück in mir und dieser ließ mich beängstigend stark bluten. An der Seite der Wunde hingen Hautfetzen, die sich zum Teil am Holz festklebten. Das Blut sickerte in meine Hose, dass sich alles langsam rot färbte.

,,Nein, nein, nein!!", Thomas ließ mich langsam auf den Boden gleiten. ,,Holt Hilfe!!", brüllte er, dass es fast seine Stimmbänder zerriss. Doch die anderen blieben nur versteinert stehen und fixierten mich. Ich würde nicht verbluten oder sterben. Jetzt nicht. ,,Cass, Cassie sieh mich an! Bleib bei mir!", er sah mit einem sorgendem Blick auf meine Wunde, aus der immer mehr Blut spritzte. ,,Thomas...", sprach ich und hustete danach. Jedoch drehte er seinen Kopf immer wieder hektisch zu den anderen, um zu sehen, was sie taten. Einer lief los, aber ich erkannte nicht wer. Da er mich nicht ansah, nahm ich seinen Kopf in meine blutverschmierten Hände. ,,Thomas", flüsterte ich und er sah mich mit einem durch dringenden Blick an.
In seinen Augen spiegelten sich die tanzenden und immer größer werdenden Flammen um uns herum. Das Feuer ragte immer höher und brannte die Hütte, in der wir waren, langsam nieder. Auch konnte ich aus seinem Gesicht lesen, dass er panische Angst hatte.
Vielleicht vor dem, was ich darauf sagen würde, aber vielleicht auch weil ich kurz davor war zu sterben. ,,Ich liebe dich", ächzte ich gequält. Ein paar Sekunden starrte Thomas nur auf mich hinab. Seine Augen hatte er aufgerissen und sein Mund war leicht aufgeklappt. Aus seinem Gesicht war zu lesen, wie überraschend das für ihn war.
,,I-ich liebe dich auch", damit kam er mir mit seinem Gesicht näher. Ich kann sagen, dass ich an diesem Zeitpunkt sehr hippelig war. Am liebsten hätte ich ihn zu mir heruntergezogen. Er kam immer näher. Langsam schloss ich meine Augen und wartete nur auf eine Berührung. Und plötzlich passierte es. Unsere Lippen trafen sich. Es war wie ein Feuerwerk in mir.
Es durchdrang jede einzelne Zelle meines Körpers und füllte diese mit purer positiver Energie. Dadurch dämmte es jegliche Art von Sinneswahrnehmung. Der Schmerz wurde durch seine Anwesenheit geschwächt. Das einzige, was ich fühlte, war die weichen Lippen auf meinen. Wir bewegten uns im selben Rhythmus. Ich fing an zu lächeln, weshalb wir den Kuss kurz unterbrachen.

,,Jetzt lass ich dich erst recht nicht mehr gehen", flüsterte er mir zu. Ich machte meine Augen auf und er ging ein Stück zurück, um die anderen aufzufordern, bestimmte Arbeiten zu erledigen. Ich bekam dies nicht mehr richtig mit. Meine Gedanken waren bei dem Kuss. Wie perfekt dieser war und dass mir dieser Junge jegliche Art von Schmerzen nahm. Jedoch war ich auch etwas weggetreten, da ich immer mehr das Bewusstsein verlor.

,,Sie wird ohnmächtig!", hörte ich seine vertraute Stimme. Jedoch konnte ich diese nur gedämmt wahrnehmen. Als würde er hinter einer Wand stehen und so versuchen mit mir zu kommunizieren. ,,Schaffen wir sie hier erst mal raus." Minho's Stimme triefte vor Angst.

Was danach passierte konnte ich nur noch abgeschwächt wahrnehmen. Auch meine Sicht wurde unschärfer. Langsam aber sicher verlor ich nun wirklich das Bewusstsein. Die Fähigkeit meinen Körper zu kontrollieren. Ich verlor die Kontrolle. Die Kontrolle über meinen  Körper. Personen nahmen mich am Händen und Beinen und trugen mich vorsichtig aus der Hütte. Stets darauf bedacht mich nicht zu sehr zu bewegen. Immerhin zierte eine blutende Wunde mein Leib.
Draußen konnte man nun wieder richtig einatmen. Ich nahm einen tiefen Atemzug. Diese frische Luft! Jedoch währte dies nicht lange, da ich halbtot in den Sternenhimmel starrte. Das Gekreische und Geräusche um mich herum blendete ich für einige Sekunden aus. In diesem Moment, in dem ich realisierte, dass ich sterben würde, erkannte ich, wie sehr ich das Leben hätte schätzen müssen. Ich hätte öfter zu Newt, oder Pfanne gehen sollen, um ihnen zu zeigen, dass sie für mich wichtig waren. Ich hätte Thomas früher sagen sollen -
,,Cassie, sieh mich an!", Thomas setzte sich neben mich und hob sachte meinen Kopf an, um mit mir zu reden. Geschwächt blickte ich ihm in die Augen. Das Letzte, was ich hörte, waren die unter die Haut gehenden Worte von dem Jungen für den ich mich schon früher hätte entscheiden sollen: ,,Ich liebe dich. Ich habe dich schon immer geliebt, und werde es immer tun". Dann wurde ich von einer eiskalten, tonlosen Dunkelheit umhüllt.

Unknown POV

Mein Brustkorb füllte sich mit Frust. Auch eine Träne lief mir an der Wange herunter. Janson wollte sie mit Absicht quälend sterben lassen. Nun blickte ich ungläubig in den Monitor, auf der meine beste Freundin mit Blut übergossen von den anderen Lichtern verarztet wurde. Die Jugendlichen rannten panisch hin und her. Schrien, Brüllten, brabbelten durcheinander. Sie reichten sich gegenseitig Messer, Nadeln und Fäden. Cassie lag auf einem der Krankenbetten und bewegte sich kein Stück mehr.  Thomas saß auf dem Bett neben ihr. Hielt ihre Hand und redete ruhig auf sie ein, während Jeff den Speer aus ihr heraus zog. An diesem zogen sich lange Blutsfäden und ein paar Hautfetzen klebten daran fest.
Mir wurde kotzübel. So etwas hatte ich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.
,,I-ich weiß nicht, ob sie es schafft. Wir haben nicht die ärztlichen Mittel dafür", stotterte Jeff vor Aufregung und sah sich um. Newt stand neben ihm und hielt sich eine Hand vor den Mund. Wahrscheinlich weil ihm übel war, möglicherweise überkam ihn aber auch nur die Trauer. Minho schloss für ein paar Sekunden die Augen. Er schien das vergangene nicht richtig verarbeiten zu können.
Und dann war da noch Chuck. Er saß auf dem Boden und starrte leer auf Cass. Seine Mimik ließ ihn verraten, was er dachte. Sie ist tot.
Sie. Meine beste Freundin. Das Mädchen mit der ich jahrelang Erinnerungen geschaffen habe die so stark waren, dass selbst die besten WICKED Ärzte ihr diese nicht nehmen konnten.

Doch am aller schmerzhaftesten war Thomas dabei zu sehen. Man sah ihm an, wie er innerlich zerbrach. Wie sein Herz zersprang und man es erst wieder zusammenfegen müsste. Als wäre sein Herz aus Glas und wäre auf dem steinigen Asphalt aufgesplittert.
Auch konnte man Tränen seine Wange herunterkullern erkennen. Nein, es war nicht nur eine Träne. Seine Augen waren rot und seine Wangen gerötet. Und die Tränen kullerten immer schneller aus seinem Auge, über seine Wange ans Kinn und tropfte dann auf den Boden. Eine nach der anderen. Auch sah man, dass er am liebsten geschrien hätte. Gebrüllt. Seine Augen musterten ihr Gesicht. Sie sah aus, als würde sie schlafen. Als würde nichts von all dem je passiert sein. Dass Janson meine Freunde töten würde wusste ich, aber nicht auf eine solche brutale Art und Weise.

,,Sie war ein Problem für unser System", meinte Janson und versuchte mit diesen Worten alle im Raum Sitzenden zu beruhigen, jedoch brachte das nicht viel, da jede Ader in meinem Körper Hass, Traurigkeit und Frust durch meinen Körper pumpte. Ich liebte Cass. Von ganzem Herzen. Sie war immer für mich da, wenn es niemand anders war. Spürte, wenn ich sauer war und beruhigte mich mit nur ein paar Worten. Sie war eine Freundin fürs Leben gewesen. Und jetzt soll alles vorbei sein?

The Love Maze (Maze Runner FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt