Kapitel 14 - Überraschung

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A/W: Triggerwarnung
Gewalt, Nötigung
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„Entschuldigen Sie, wo finde ich Zuckerschoten? Ich habe schon alle Regale durchsucht und nichts gefunden!", ich drehte mich um und folgte dem älteren Herrn zur Gemüseabteilung, ging zum dritten Regal von links und deutete auf die schwarze Verpackung mit Zuckerschoten. „Vielen Dank, ich muss sie einfach übersehen haben!" „Kein Problem", ich zuckte mit den Schultern und ging zurück zu dem Regal mit Süßigkeiten. Der gestrige Abend steckte noch in meinen Knochen, ich fühlte mich müde und schlapp, immerhin die Kopfschmerzen sind endlich verschwunden. „Lilly", die Stimme direkt neben meinem Ohr brachte mich dazu aufzuschrecken und zusammenzufahren. „Karla! Erschreck mich nie wieder so!!!", Karla strahlte über beide Ohren, ihr Abend mit Timo muss gut ausgegangen sein. „Und? Wie ist es gelaufen?", wir haben an dem Abend nicht wirklich über den Ausgang ihres Gespräches gesprochen da wir betrunken nach Hause gelaufen sind. „Ich habe heute Morgen mit Simon Schluss gemacht...ich...wir sind wieder zusammen...also Timo und ich!", sie wippte aufgeregt auf ihren Füßen und schlang ihre Arme um mich. „Das freut mich!", ich drückte sie eng an mich und spürte wie glücklich sie ist. „Timo hat noch gestern Nacht mit Alice Schluss gemacht, während die Party noch im Gang war. Es tat mir schon ein wenig leid, alle haben es mitbekommen, aber...ich liebe ihn, das tue ich wirklich. Besser so als wenn wir uns heimlich treffen, dafür bin ich nicht der Typ!", sie presste ihre Lippen aufeinander und strich sich ihre schwarzen Haare hinters Ohr. Nachdenklich sah ich sie an, ich konnte ihr einfach nicht sagen was ich auf der Party beobachtet habe, es sollte gerade einfach nicht um mich gehen. „Stimmt, ich finde es gut, dass ihr euch ausgesprochen und direkt reinen Tisch gemacht habt. Wie hat Simon reagiert?", ich warf einen besorgten Blick in ihre Richtung während ich die Schokolade einräumte. Für einen Moment glaubte ich, sie würde mir nicht antworten, doch anscheinend dachte sie darüber nach was sie sagen sollte, sie sah nicht glücklich aus über Simons Reaktion. Karla strich sich über ihre Oberarme und erzitterte: „Simon ist ziemlich sauer, er ruft jetzt ständig an und will wissen was er falsch gemacht hat... Er hat ja nichts falsch gemacht, aber ich kann ihm auch schlecht sagen, dass ich noch Gefühle für meinen Ex habe. Simon würde Timo eine reinhauen, glaube ich. Er konnte ihn schon nicht ausstehen als wir zusammengekommen sind, ich meine verstehe ich ja irgendwo, aber macht es gerade echt nicht einfacher." „Verstehe", murmelte ich vor mich hin, öffnete mit dem Cutter die nächste Palette, um die Regale aufzufüllen. „Das ist alles was du sagst? Verstehe?", Karla stemmte die Hände in die Hüfte und starrte mich sauer an. „Karla, ich bin bei der Arbeit. Meine Chefin läuft hier irgendwo rum, wir können uns gerne heute Abend treffen und darüber quatschen?", ich schlug einen versöhnlichen Ton an, doch Karla schien das überhaupt nicht zu registrieren. Kopfschüttelnd drehte sie sich um: „Heute Abend treffe ich mich schon mit Timo, anderes Mal vielleicht." Das saß. Ich kannte ihre Launen, auch wie sie mich ständig wegen ihrem Freund versetzte, doch wie konnte sie jetzt gerade sauer sein? Ich musste arbeiten, um Geld zu haben, das wusste sie ganz genau. Nicht jeder hatte Geld im Überfluss, ich gönnte ihr das, keine Frage. Trotzdem verstand ich sie nicht, manchmal verstand ich niemanden. „Karla!? Lauf jetzt nicht einfach weg, bitte!", die Bitte hallte unerhört in meinem Kopf wider, denn Karla bog um die Ecke und verschwand aus meinem Sichtfeld. Verärgert brachte ich meine Schicht hinter mich und machte mich mit einem schlechten Gefühl in der Magengrube auf den Weg nach Hause. Ich habe Ben nun mehrere Tage stark verärgert, ich hoffe so sehr, dass er heute einen seiner klaren Tage hat.

Zu Hause angekommen traf ich auf niemanden. Das Haus empfing mich mit einer gähnenden Leere, erleichtert tapste ich in die Küche und lugte in den Kühlschrank. Er gab nicht gerade viel her, doch ich fand noch eine angebrochene Packung mit Käse, sowie eine halbe Gurke und altes Brot. Das Brot schien schon ein paar Tage älter zu sein, doch ich nahm gerade alles was ich kriegen konnte, mein Magen knurrte. Kaum verzehrt rannte ich nach oben in mein Zimmer, die Gefahr auf jemanden zu treffen den ich nicht sehen wollte, minimierte sich so um einiges. Ich setzte mich an meine Hausaufgaben, die ich in den letzten Tagen wirklich vernachlässigt hatte und brauchte dafür fast drei Stunden. Ich musste noch ein Buch für Philosophie lesen, mehrere Kapitel, die ich nachholen musste, was mich unheimlich viel Zeit kostete.

Midnight Snow - Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt