Kapitel 31 - Be mine

1.6K 66 0
                                    

„Was ziehe ich nur an?", ich stiefelte nun schon zum hundertsten Mal vor meinem Koffer auf und ab und machte die Mädels richtig nervös. Nach unserer Führung gingen wir zurück zum Hostel, wo ich ihnen alles erzählte, zumindest die halbe Wahrheit. Ich erklärte wer Jerry war und wie lange ich ihn nicht mehr gesehen hatte, den Part mit meiner Großmutter zu erläutern fiel mir schwerer. Ich redete mich ein wenig raus und für sie traf ich mich heute Abend mit Jerry, er war zwar mit dabei, aber eigentlich sah ich heute das erste Mal seit Ewigkeiten meine Großmutter. Mein Patenonkel schrieb mir schon eine Nachricht, da war ich noch nicht einmal richtig raus aus dem Theater, anscheinend konnte meine Oma es nicht erwarten mich zu treffen. „Du kannst doch das Gleiche anziehen wie vorhin? Dein Patenonkel hat dich doch eh schon gesehen?", verständnislos blickte Fiona zwischen mir und meinem Koffer hin und her. Um ehrlich zu sein gab mein Koffer auch nichts her was mir schick genug vorkam, um meine Großmutter damit zu beeindrucken. Ich raufte mir verzweifelt die Haare und spürte die Panik in mir hochkriechen. Mona und Fiona verbrachten ihre Zeit wieder damit sich anzukeifen, weshalb ich mich aus dem Zimmer schlich und ein Stockwerk nach oben lief. Mir egal wie ich es ihnen erklären musste, aber ich brauchte jetzt Chloe und niemand anders. Ich eilte vorbei an den weißgrauen Tapeten die wie ein Filmstreifen an mir vorbeizogen, welche zwischendurch von Bildern aus London unterbrochen wurden. Bisher ist mir das nicht mal wirklich aufgefallen, meine Faszination für die Stadt muss mich so eingenommen haben, dass ich für das Hostel keine Augen hatte. Gerade als ich um die Ecke biegen wollte hörte ich eine mir vertraute Stimme: „Das war ein ganz schön komisches Ereignis heute. Ich weiß auch noch nicht, ob ich das wirklich gut finde. Sollen wir ihr das wirklich erlauben?" Ich spitzte meine Ohren da es um mich ging, Frau Hennings nervöser Unterton ist mir dabei nicht entgangen. Nun schaltete sich Chloe ein, die dagegen wie die Ruhe in Person wirkte: „Wo ist das Problem? Freuen wir uns doch einfach für Lilly, dass sie eine lang verloren geglaubte Person wiedergefunden hat? Wenn es dir lieber ist, kann ich sie auch begleiten? Wenn sie das überhaupt möchte, meine ich..." Ein Grinsen legte sich auf meine Lippen und ich spürte wie mein Herz sich erwärmte bei Chloes besorgtem Unterton. Sie schien wirklich nur das Beste für mich zu wollen, ich hörte es an ihrer Stimme und ich sah sie bildlich vor mir, ihre glitzernden Augen und das fürsorgliche Lächeln. Ich presste mich tiefer in die Tür hinter mir, da die Beiden immer näherkamen. Hoffentlich blieben sie an ihren Türen stehen und gingen nicht zum Aufzug, wie sollte ich meine Anwesenheit bitte erklären? Hier oben belegte keiner der Schüler ein Zimmer, Frau Henning würde sofort fragen was ich hier verloren hatte, auch wenn wir natürlich freie Menschen waren. Mein Atmen stockte als die Schritte näherkamen, die Stimmen so laut, als wären sie direkt neben mir. „Hast ja Recht, mir wäre es aber wirklich lieber einer von uns würde sie begleiten. Man weiß ja nie. Auch wenn er ihr Patenonkel ist, sie kennt ihn nicht, wir ihn auch nicht. Wer weiß was für eine Art Mensch er ist, er könnte...", ich ballte meine Fäuste bei ihren Worten, das Blut pochte in meinen Ohren und mein ganzer Körper zitterte. Chloe unterbrach Frau Henning und senkte meinen Wutpegel ungemein: „Mach dir keine Sorgen, ich begleite sie und behalte ihn im Auge. Aber er wirkte wirklich freundlich und aufrichtig, ich bin da ganz zuversichtlich!" Frau Henning murmelte etwas vor sich hin was ich nicht ganz verstand und dann hörte ich das Piepen von zwei Türen. „Wir sehen uns später, Chloe!", Frau Henning schloss die Tür hinter sich, Chloes dagegen blieb noch offen.

„Du kannst rauskommen, Lilly...", wisperte Chloe plötzlich und ich hob erschrocken die Hand zum Mund. Für eine Sekunde schwieg ich und hielt die Luft dabei an, aus Panik einen Laut von mir zu geben. Da tauchte auch schon Chloes Gesicht hinter dem Pfeiler hervor und grinste mich amüsiert an: „Na los! Komm." Sie zog mich in einer Windeseile in ihr Zimmer, wo ich stolpernd vor ihrem Bett zum Stehen kam. „Woher wusstest du?", stotterte ich und brachte die Frage nicht zu Ende. Chloe grinste mich wissend an und schubste mich rücklings auf ihr Bett, krabbelte auf mich und quetschte meine Beine zwischen ihren ein. „Dein Parfüm hat dich verraten...", hauchte sie und beugte sich zu mir hinunter. Ihre Lippen schwebten keine zehn Zentimeter über meinen, ihr warmer Atem streifte mein Gesicht und brachte ein aufregendes Prickeln mit sich, was sich durch meinen Körper zog. Mein Blick blieb an ihren Lippen hängen und ich vergaß ganz ihr zu antworten. Ihre vollen, rosigen Lippen standen einen Spalt offen und zogen mich vollkommen in ihren Bann. Ich hob meine rechte Hand, führte sie an ihr Gesicht und zog sie vorsichtig näher zu mir. Kurz vor meinen Lippen stoppte ich, auch wenn alles danach schrie unsere Lippen zu vereinen, hielt ich inne und grinste. „Warum grinst du?", fragte Chloe mich leise und schloss die Augen vor lauter Anspannung. „Ich grinse, weil du so wunderschön bist...", flüsterte ich ihr zu und schloss die Lücke zwischen uns. Ich spürte ihr breites Grinsen während wir uns küssten, was mich unheimlich beruhigte. Nachdem wir Beide zu Atem kommen mussten, sah Chloe mir tief in die Augen: „Du bist wunderschön und ich freue mich so sehr für dich, Lilly. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie glücklich mich es macht, dass du endlich die Chance hast den Teil deiner Mutter kennenzulernen, der dir bisher verwehrt geblieben ist. Ich kann verstehen, wenn du mich nicht dabeihaben willst, ich begleite dich bis zu ihrem Haus und gehe dann dort in der Nähe in ein Restaurant...also...", Chloe begann zu stammeln und fuhr sich verlegen durch die Haare. Wie konnte selbst das verführerisch gut aussehen? Allein diese kleine Geste brachte mein Innerstes zum Kochen, mein Verlangen nach ihr war in diesem Moment stärker denn je. „Chloe...", seufzte ich auf und zog sie wieder zurück zu mir, um sie leidenschaftlich zu küssen. Meine Hand in ihrem Nacken drückte sie näher, um die noch so kleinste Lücke zwischen uns zu schließen, ich wollte sie so nah haben wie möglich. Mit der anderen Hand fuhr ich an ihrem Shirt hinab und verweilte an ihrer Taille, es fühlte sich ohne so viel Stoff noch viel besser an als gedacht. Chloes Atem wurde schneller und ihre Hand verfing sich in meinen Haaren, ein leichtes Ziehen brachte mich zum Stöhnen. Nun brummte Chloe auf und fuhr mit ihrer Zunge über meine Lippe, was ich zum Anlass nahm sie in meinem Mund zu empfangen. Während wir Beide um die Dominanz unserer Zungen rangen, fuhr ihre andere Hand plötzlich unter mein Shirt, was mich für einen kurzen Moment zusammenfahren ließ. Ihre Hand fühlte sich an wie Eis auf meiner stark erhitzten Haut, Chloe nuschelte eine Entschuldigung zwischen leidenschaftlichen Küssen und fuhr mit ihren Fingern über meinen Bauch. Ihr Daumen wanderte immer und immer wieder über meinen Beckenknochen, was mich irgendwann wahnsinnig machte. Eine Gänsehaut überzog nun meine Haut und Chloe kicherte, bevor sie mir in die Lippe biss und mich damit komplett zum Durchdrehen brachte. Ich wusste nicht woher ich den Mut nahm, doch ich packte Chloe an den Schultern und schubste sie von mir hinunter, nur um kurz darauf auf ihr zu sitzen und ihre Arme hinunter zudrücken. Als ich von ihr abließ zog sie eine Augenbraue nach oben und biss sich verträumt auf die Lippe, kurz darauf zog sie mich an sich, um mich zu küssen. „Das war heiß...", raunte sie mir ins Ohr und glitt mit ihren Händen an meinem Rücken hinunter. Ein Schauer durchfuhr mich und ich drückte mich stärker auf ihr Becken, ihr Keuchen entging mir dabei nicht. Wärme durchströmte mich während ich mir ihrer Atmung unter mir bewusst wurde, ich spürte jeden ihrer Atemzüge in meinem Körper widerhallen. Chloe fuhr mit ihren Händen zu meinem Shirt und schob es dabei ein Stück nach oben, erst als sie innehielt öffnete ich wieder die Augen. Ihre fixierten meinen Bauch und die elektrisierende Stimmung war wie verflogen.

Midnight Snow - Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt