Kapitel 45 - Where we go

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Das grelle Licht im Krankenhaus rief Erinnerungen in mir wach von denen ich dachte sie schon längst vergessen zu haben. Piepende Monitore, steriler Geruch, der in der Nase brannte, all das bereitete mir Unbehagen. Einzig allein die Frau an meiner Seite lenkte mich von der Tatsache ab gerade auf einer ungemütlichen Liege zu liegen, halb entblößt, bereit für die Untersuchung. Wir warteten auf die zuständige Ärztin, Chloe wippte nervös mit ihrem Fuß auf und ab und haute dabei gegen das Stuhlbein. Um den Schein zu wahren saß sie am anderen Ende des Raumes, hinter einer Wand aus Stoff die uns voneinander trennte. Mir reichte es zu wissen, dass sie da war, auch wenn ich sie nicht sehen konnte. „Kannst du damit aufhören?", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor und sie hörte schlagartig auf. „Tut mir leid", nuschelte sie. „Du brauchst jetzt auch nicht mit deinen Händen rumfuchteln, es wird schon alles gut sein!", gab ich zurück und wusste ich hatte sie ertappt. „Wie...?", setzte sie an, doch da ging die Tür auf und eine wunderschöne, junge Ärztin kam durch die Tür geschwebt. Ihre braunen Haare gingen ihr bis zu den Schultern, flogen beim Luftzug der Tür vor und zurück, brachten ihre kantigen Gesichtszüge noch besser zu Geltung als sowieso schon. Stechend grüne Augen bohrten sich in meine und ein breites Grinsen überzog ihr Gesicht: „Du bist also Lilly!" Sie schob ihre schwarze Brille ein Stück die Nase hoch und kam klackernden Schrittes auf mich zu, mit einer Akte in der Hand, die sie studierte. „Ich bin Dr. Rose Pelham, freut mich dich kennenzulernen", sie reichte mir ihre zierliche Hand und schüttelte sie kurz, aber fest. Ihre Stimme ließ mir die Röte ins Gesicht schießen und ich brachte tatsächlich nur ein Nicken hervor. Ein Räuspern holte mich zurück in die Realität und Scham überkam mich, Chloe war hinter ihrer Wand aufgestanden und versuchte auf sich aufmerksam zu machen. „Huh, wer versteckt sich denn dort?", fragte Dr. Pelham ratlos und ging auf Chloe zu. Chloe trat ein Schritt hervor und traf auf meine Ärztin, ich sah ihr an, dass sie ebenso sprachlos war wie ich. Missmutig beobachtete ich wie Dr. Pelham ebenso Chloe auscheckte wie sie die Ärztin, nun räusperte ich mich. „Ich bin Chloe Deckert, die Lehrerin von Lilly Traton. Ich dachte Sie wurden über meine Anwesenheit unterrichtet", gab Chloe von sich und klang dabei erstaunlich gefasst. „Hätte ich das gewusst...", murmelte die Ärztin und zog eine Augenbraue hoch, „dann..." Sie drehte sich zu mir um und schüttelte lachend den Kopf, führte ihren Satz aber nicht zu Ende. „Sie können von jetzt an draußen warten, Chloe. Ich darf Sie doch Chloe nennen, oder?", ihre Stimme klang plötzlich eine Nuance tiefer und betörender, und das war nicht meinetwegen. Eifersucht nahm mich langsam, aber sicher ein und ich hoffte Chloe ging nicht darauf ein, tatsächlich blieb sie unerwarteter Weise sachlich und ging nicht auf die Avancen der Ärztin ein. „Das können Sie, wenn Sie das möchten. Bitte unterrichten Sie mich sobald Sie etwas Neues wissen!", der flehende Unterton entging nicht nur mir nicht, sondern auch nicht Dr. Pelham. Sie blickte zwischen Chloe und mir umher, runzelte die Stirn und schürzte die Lippe: „Leider darf ich Ihnen keine Informationen über den Zustand Ihrer Schülerin zukommen lassen. Außer sie erzählt es Ihnen selbst..." Nun verzog sie ihren Mund zu einem künstlichen Lächeln und erntete ein verächtliches Schnauben von Chloe: „Lilly, ich warte draußen." „Okay", gab ich flüsternd zurück und blickte Chloe hinterher, die eilig den Raum verließ. „Deine Lehrerin ist ganz schön...nett...", sagte Dr. Pelham während sie auf mich zukam und sich setzte. Ratternd zog sie das Ultraschallgerät näher, tippte auf den Tasten umher und griff nach einer weißen, großen Flasche. „Das ist sie", sagte ich nur und starrte an die Decke. „Sie sorgt sich um dich", dabei handelte es sich um eine Aussage und keine Frage. „Hm", grunzte ich und sah meine Ärztin nicht an. „Das könnte jetzt kalt werden", warnte sie mich vor und schüttelte die Flasche und entleerte ihren Inhalt auf meinen Bauch. Erschrocken sog ich die Luft um mich herum ein, spürte meine Gänsehaut und pustete lautstark die Luft aus meinen Lungen. Dr. Pelham lachte auf und starrte in den Bildschirm vor sich, ich erkannte nicht als Schwärze, ab und an sah ich weiße Umrisse. Die Ärztin sagte kein Wort, bewegte den Ultraschallkopf galant über meinen Bauch, hielt ab und an inne, zoomte auf dem Bildschirm ran und wieder weg und gab mir zum Schluss ein paar Papiertücher. „Hier, wisch das Zeug ab. Später kannst du auch duschen, es hinterlässt bei manchen ein komisches Gefühl auf der Haut", meinte sie und ich wischte über meinen Bauch. „Und, alles in Ordnung?", fragte ich als sie keine Anstalten machte mir zu antworten. Als hätte ich sie aus ihren Gedanken gerissen, schnellte ihr Kopf hoch und sie wirkte erschrocken: „Eh, ja. Alles in Ordnung! Aber ich schicke dich gleich weiter zum Röntgen." Stille erfasste den Raum und ich biss mir auf die Lippe, was für ein Tag: „Dauert das lange?" Sie schüttelte den Kopf und wirkte schon wieder so abwesend.

Midnight Snow - Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt