Es kam nicht oft vor, dass sich ein Besucher von außerhalb in unseren heiligen Garten verirrte - dies geschah höchstens gefühlt alle 100 Jahre einmal, aber dieser Besucher war anders als die, die bisher bei uns aufgeschlagen waren. Dieser bezeichnete sich selbst als Held mit Namen Herakles (ihr kennt ihn sicher vielleicht auch unter dem Namen Herkules) und war nicht ohne Grund in unserem heiligen Garten gelandet. Sein böser Bruder, König Eurystheus, hatte ihm 12 Aufgaben auferlegt. Aufgaben, die zu lösen einem gewöhnlichen Menschen unmöglich gewesen wären. Doch Herkules (ich nenne ihn jetzt einfach so), war keiner dieser..... gewöhnlichen Menschen. Er war ein Held. Ein Held, in welchem göttliche Macht innewohnte. Nur mit Hilfe dieser ihm von den Göttern gegebene Macht war er dazu fähig, die von König Eurystheus gestellten Aufgaben auszuführen. Aber, ich merke schon.... ich schweife ab.
Herkules' elfte Aufgabe bestand darin, die goldenen Äpfel, die am Baum in unserem heiligen Garten hingen, einzusammeln. Doch, dieses Unterfangen erwies sich - wie wir schon bald feststellen mussten - als ziemlich schwierig. Nicht nur, dass seit jeher das Gesetz bestand, dass es nur Göttern erlaubt war, den Garten zu betreten und die Äpfel zu nehmen, sondern auch Ladon, der hundertköpfige Drache stellte für die Unbefugten eine schier unüberwindbare Mauer dar. Und diese "schier unüberwindbare Mauer" war nun hinter uns her. Hinter mir und dem Helden Herkules. Ich hatte nach der Hand von Herkules gegriffen und rannte mit ihm durch den dunklen Garten, das wütende Schnauben und Grummeln Ladons hallte uns in den Ohren nach. "Beeil Dich", rief ich. "Er wird uns finden!" "Ich habe keine Angst", hörte ich Herkules' Stimme neben mir. "Solltest Du aber", entgegnete ich und zog meinen Begleiter weiter. Gemeinsam rannten wir einen Hügel hoch und zog ihn hinter einen Dornenbusch. Hinter diesem versteckt, versuchten wir, wieder ruhig zu atmen. "Wir brauchen nicht zu rennen", sagte er mit ruhiger Stimme. "Ich habe schon tausend Ungeheuer mit bloßen Händen bezwungen." "Dieses nicht", erwiderte ich. "Ladon ist zu stark. Du musst zu meinem Vater auf den Berg steigen. Das ist die einzige Möglichkeit." "Ich habe kein Vertrauen zu deinem Vater", lautete seine Antwort. Ich konnte ihn verstehen und stimmte ihm zu: "Das ist auch besser so. Du musst ihn austricksen. Aber du kannst den Preis nicht direkt holen. Sonst musst Du sterben." Ich hörte das Grinsen in seiner Stimme, als er mir antwortete: "Aber warum hilfst Du mir dann nicht, meine Hübsche?" Es dauerte etwas, bis ich ihm auf seine Frage antwortete. Klar - ich hatte schon eine ganze Weile daran gedacht, mich von meinem Zuhause zu lösen und auf Abenteuersuche zu gehen. Einerseits könnte mir Herkules zu diesem Traum verhelfen, doch andererseits..... andererseits würde ich den Zorn meiner Schwestern auf mich nehmen. Und nicht nur deren Wut. Auch mein Vater, Atlas, der Titan und die Meeresgöttin Pleione, würden es gar nicht gerne sehen, wenn ich mich von den Hesperiden lossagen würde. Und dann war da noch Ladon.... "Ich.... ich habe Angst", antwortete ich ihm ehrlich. "Ladon würde mich aufhalten. Meine Schwestern..... wenn sie das erführen..... sie würden mich verstoßen." Herkules neben mir schnaubte leise, stand auf und rieb sich die Hände. "Dann hat das alles keinen Zweck." Er schickte sich an, sich Ladon zu nähern, doch ich hielt ihn zurück. "Warte!". Mir graute vor dem Entschluss, den ich fasste, doch ich musste es einfach riskieren. Ich brachte meine zitternden Finger unter Kontrolle, griff mir in die Haare und zog behutsam eine lange weiße Haarnadel daraus hervor. "Wenn Du kämpfen musst, nimm dies. Meine Mutter Pleione hat sie mir gegeben. Sie war eine Tochter des Ozeans und in der Nadel lebt die Macht des Ozeans. Meine unsterbliche Macht." Ich hauchte den kleinen Gegenstand an und ich sah Herkules leicht überraschten Blick, als die Nadel im schwachen Sternenlicht ein wenig zu glühen begann. "Nimm", sagte ich ernst.-"Und mach eine Waffe daraus." Herkules betrachtete den kleinen Gegenstand und lachte. "Eine Haarnadel? Und wie soll ich damit Ladon erschlagen, meine Hübsche?" Ich überlegte kurz und sagte dann leise: "Vielleicht wird das nicht gelingen. "Aber mehr kann ich dir nicht anbieten, wenn du so stur sein willst." Herkules nahm mir vorsichtig die Nadel aus der Hand und während er sie ergriff, erfüllte sie ihren Zweck. Unter dem erstaunten Blick meines Gegenübers wuchs sie zu einem schweren Schwert aus Bronze heran. "Gut austariert", meinte Herkules. "Obwohl ich normalerweise lieber mit bloßen Händen antrete. Wie soll ich diese Klinge nennen?" "Anaklysmos", antwortete ich ihm. "Die Strömung, die uns überraschend packt. Und ehe man sich's versieht, ist man ins Meer hinausgespült worden."Herkules öffnete den Mund, um mir etwas zu sagen, als plötzlich trampelnde Schritte zu hören waren. Ein mir bekanntes Zischen drang in mein Ohr und ich deutete in die Richtung, aus der das Zischen gekommen war. "Zu spät", rief ich! "Da ist er."
Disclaimer: Ich bin nicht der geistige Eigentümer der fiktiven Charaktere aus dem Percy Jackson-Universum! Der Dialog zwischen "Zoë Nachtschatten" und dem Helden Herkules entstammt dem Roman "Percy Jackson: Der Fluch des Titanen"
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The Life of Zoë Nightshade
FantasyMan könnte schon sagen, dass mein Leben in gewisser Art und Weise.... ein wenig speziell gewesen war. Ach, was heißt "ein wenig"? Als Tochter der Göttin Pleione und des Titanen Atlas, sollte mein Leben doch ausgefüllt sein, oder? Und dennoch.... ich...