Neue Rekrutinnen

29 1 0
                                    

Mehrere Tage waren seit Orions Tod mittlerweile vergangen und nachdem wir unsere Trauerzeit durchlebt und abgeschlossen hatten, hatten wir den Entschluss gefasst, weiterzuziehen. Orions gewaltiger Amoklauf hatte einen großen Riss in unserer Gemeinschaft hinterlassen und ein Viertel unserer Jägerinnen - darunter auch einige der Älteren - waren im Kampf gegen Orion ums Leben gekommen. Unsere neu hinzugewonnene Anzahl an neuen Rekrutinnen hatte allerdings auch die Anzahl der Monsterangriffe verstärkt - was ganz besonders den Halbgöttern in ihrem Camp zu schaffen machte. Dies rief den Ärger des Gottes Zeus auf den Plan und er beauftragte Artemis, mit uns gemeinsam dort einmal nach dem Rechten zu sehen und bei der Vernichtung der dort auftauchenden Monster zu helfen und dies bevor wir uns nach neuen Anhängerinnen für unsere Truppe umsahen. Und so kam es, dass wir alle - unter der Leitung von Artemis -durch die Straßen von New York spazierten, auf dem Weg in Richtung Long Island - dem Standort des Camp Half-Blood. 

Während wir uns durch die Straßen und Gassen dieser großen Stadt bewegten, staunte ich nicht schlecht darüber, wie viel und sehr sich auf dieser Welt alles verändert hatte. Als Jägerin war ich jetzt schon einige Jahrhunderte an der Seite von Artemis und das, was mir in dieser neuen..... fremden Welt begegnete, schien mich auf eine Art und Weise zu faszinieren..... ich konnte meinen Blick nicht von den Bäumen abwenden, die scheinbar bis in den Himmel reichten und auch nicht von den Gebäuden, die manchmal Rauch spuckten. Ich entdeckte Menschen, die in ..... mechanischen Kutschen saßen, welche sich beinahe von Geisterhand bewegten und ebenfalls Rauch spuckten. Ab und an erwischte ich Artemis, wie sie uns anlächelte. "Tut mir leid, meine Lieben", lächelte sie, "ich habe doch glatt vergessen, wie lange Euer letzter Besuch in dieser Stadt her ist." 

"In der Tat, Edle Artemis, was.... was sind das alles für seltsame Maschinen?", erkundigte ich mich. Artemis schmunzelte erneut. "Meine liebe Zoë, diese Maschinen, die Dir wahrscheinlich als dir die altbekannten Kutschen vorkommen, nennt man heutzutage eigentlich Automobile, die von selbst fahren können. Und diese hohen Gebäude, die Du hier ringsum siehst, nennt man Wolkenkratzer - in dieser Stadt sind Wolkenkratzer und Fabriken sehr weit verbreitet", erklärte Artemis. Wir alle staunten noch mehr über diese ganzen neuen Veränderungen. 

"Und was ist das für ein schwarzer Rauch, der da von den Dächern quillt?", fragte die Jägerin namens Phoebe. "Das ist Smog", antwortete Artemis mit einer leichten Abneigung in ihrer Stimme. "Smog ist schädlich für unsere Umwelt und das Ökosystem - der Smog sorgt dafür, dass wir weniger Sterne zu Gesicht bekommen in der Nacht." Kurz nachdem sie ihren Satz beendet hatte, hörten wir ein dumpfes Wimmern aus einer der vielen dunklen Gassen in unsere Richtung, gefolgt von einem abgrundtiefen Knurren.  Ein Knurren, welches ich aus vielen Geräuschen heraus sofort erkennen würde: das bedrohliche Knurren eines Höllenhundes. 

Instinktiv griffen wir nach unseren Waffen und hielten den Atem an. Aufgrund unserer Faszination gegenüber den Gebäuden und Werken der Sterblichen, hatten wir ein wenig unsere Aufmerksamkeit und unsere Deckung vor möglichen Angriffen vernachlässigt, doch niemand von den Sterblichen hatte uns wegen unserer womöglich seltsamen Kleidung oder unseren Waffen angesprochen, hier und da vielleicht ein verwunderter Blick, mehr allerdings nicht. Nun, wie auch immer, als wir uns auf eine Gasse zubewegten, drang erneut ein dieses Mal lauteres Knurren in unsere Richtung, welches selbst den Boden, auf dem ich stand, erzittern ließ. Vorsichtig spähten wir in die Gasse hinein und entdeckten in ihrem Schatten ein Rudel Höllenhunde. Ausgerechnet die Sorte Monster, gegen welche ich einen ziemlich großen Groll hegte. Es waren ungefähr 20 Stück, die etwas - oder jemanden - zu bedrohen schienen. Einer der Höllenhunde gab die Sicht frei auf eine kleine Gruppe von Mädchen, die ungefähr 1 oder 2 Jahre jünger als wir waren. Wir Jägerinnen schauten uns flüchtig an, dann gingen wir unsererseits zum Angriff über. 

Wie schon erwähnt hatten wir 20 raue Höllenhunde gegen uns, was im Großen und Ganzen ein Verhältnis von 2:1 bedeutete. Obwohl wir ein wenig in der Unterzahl waren, hätte man nicht sagen können, dass wir in diesem Szenario unterlegen waren - unsere unübertroffene Präzision mit Pfeil und Bogen und unsere ausgeprägten Kenntnisse im Kampf ließen uns im Kampf gegen die Monster die Oberhand behalten. Außerdem gingen wir im Kampf strategisch vor - die Höllenhunde nahmen uns erst dann wahr, wenn wir ihnen gegenüberstanden. Doch irgendwann merkten die verbleibenden Höllenhunde, dass sie mit uns ein paar starke und übermächtige Gegner vor sich hatten, weshalb sie sich wieder von uns ab- und ihren Fokus auf die zu Zuschauer degradierte Mädchengruppe zuwandten. Die Höllenhunde verstanden sich darauf, uns mit ihren Zähnen und ihren Klauen zu begegnen und gemeinsam mit Phoebe, Amelie und einer neu hinzugekommenen Jägerin - einer Dryade namens Chloe - stellten wir uns den angreifenden Höllenhunden mit unseren Schwertern entgegen, während die jüngeren Jägerinnen die Angreifer mit ihren Pfeilen malträtierten. 

The Life of Zoë NightshadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt