Panagiotis Retsos

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Wunsch von worldofAnHil
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Starr blicke ich auf die Wand vor mir und rühre mich nicht. Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier sitze, denn mein Zeitgefühl ist so gut wie verschwunden. Lediglich das leise Ticken der Uhr ist in diesem Zimmer zu hören, sonst herrscht vollkommene Stille. Meine Hand habe ich immer noch leicht verkrampft um mein Handy geschlossen und ich habe auch nicht vor es loszulassen.

Er würde wiederkommen, nach nicht mal einem halben Jahr in England würde er wieder nach Deutschland kommen. Wir haben seit dem Beginn seiner Leihe nicht mehr miteinander geredet, denn er war ohne ein Wort verschwunden und ich in zu dem Zeitpunkt einfach nur verletzt. Damals war ich noch in einer Beziehung gewesen, aber die war auch mehr am zerfallen als alles anderes in meinem Leben. Doch das war nicht schlimm für mich, denn die Gefühle waren schon länger nicht mehr vorhanden, sondern haben sich eher auf jemand anderen übertragen.

Ja, ich bin oder war in Panagiotis Retsos verliebt und dachte eigentlich er wäre es auch in mich, aber da habe ich wohl falsch gedacht. Er ist einfach verschwunden und hat mich hier allein gelassen, dabei hätte ich ihn doch in meiner Nähe gebraucht. Doch leider ist das Leben kein Wunschkonzert und ich musste allein mit meinen Gefühlen zurechtkommen.

Eben habe ich jedoch die Meldung bekommen das seine Leihe beendet ist und er nun nach Deutschland zurückkehren würde und seitdem sitze ich hier schon fast apathisch. Soll ich ihm schreiben oder nicht? Wollte ich denn wieder Kontakt zu ihm aufnehmen oder eher, wollte er wieder Kontakt mit mir haben? Schließlich war er derjenige der ihn beendet hat.

Die Minuten vergehen und ich habe mich immer noch nicht aus meiner Starre gelöst, bis mich schließlich ein Klingeln aus meiner Trance weckt. Wer war das denn jetzt? Schließlich erwarte ich niemanden und eigentlich habe ich keine Lust einem unerwarteten Besuch die Tür zu öffnen. Vielleicht gibt die Person vor der Tür ja noch auf und ich kann weiter in Ruhe auf dem Sofa sitzen, anscheinend will da jemand wirklich zu mir, denn es klingelt ein weiteres Mal.

Mit einem genervten Seufzen erhebe ich mich vom Sofa und schlurfe mehr als das ich gehe zur Tür. Unmotiviert öffne ich die Tür und erstarre augenblicklich. Das kann doch jetzt nicht wahr sein? Da steht doch tatsächlich Panagiotis vor meiner Tür uns sieht mich beinahe schüchtern an.
"Hey." sagt er leise und ich kann mich nicht rühren.

Wir haben monatelang keinen Kontakt gehabt und jetzt steht er hier vor meiner Tür und sagt Hey?! Ich weiß gerade nicht, ob ich mich freuen oder darüber aufregen soll das er hier aufgetaucht ist. Also stehe ich unschlüssig hier und halte mich an der Türklinke, wie als ob sie mein Anker ist, fest.

"Ähm, also kann ich vielleicht reinkommen?" fragt er und fährt sich unsicher mit der Hand durch den Nacken. Meine Stimme habe ich scheinbar verloren, aber ich gehe einen Schritt zur Seite damit er reinkommen kann. Dieses Angebot nimmt er mit einem leisen "Danke." an und geht mit großen Schritten an mir vorbei.

"Wieso?" frage ich ihn mit leiser Stimme, als die Tür wieder hinter mir verschlossen ist. Dann drehe ich mich zu ihm um.
"Wieso hast du das gemacht?" frage ich ihn dann noch einmal und ich kann sehen, wie er zusammenzuckt, wie als ob er genau weiß, wovon ich gerade rede.

"Ich hatte nichts zu verlieren." gibt er schließlich zu und zuckt mit den Schultern, wie als ob es ihm egal wäre einfach gegangen zu sein.
"Was war mit mir? War ich dir nicht wichtig genug?" stelle ich ihm die Fragen, die mich nun schon eine Weile beschäftigen und spiele unruhig an dem Saum meines Pullovers.

"Weißt du Anna, du kannst nichts verlieren was nie dir gehört hat." sagt er dann und ich bekomme große Augen. So hat er in dem Moment seiner Entscheidung gedacht? Das ich nicht ihm gehören könnte und er deshalb besser geht. Hat er mir denn nicht zugehört als ich ihm erzählt habe das es zwischen Daniel und mir kriselt? Vermutlich nicht, sonst würde er sich jetzt nicht so hoffnungslos anhören. Eine gewisse Wut kommt in mir hoch und ich sehe ihn mit zusammengekniffenen Augen an.

"Verdammt, du kannst nicht in das Leben von jemandem treten, ihn sich besonders fühlen lassen und dann einfach wieder verschwinden, ohne ein Wort zu sagen." motze ich ihn an und kann beobachten wie seine Mimik sich irgendwie zu einem betroffenen Ausdruck verändert.
"Ich wollte dich damit nicht verletzen, aber ich dachte es wäre besser, wenn ich gehen würde. Schließlich warst du zu dem Zeitpunkt in einer Beziehung und ich kann ja nicht einfach jemand vergebenem meine Gefühle gestehen." versucht er sich zu erklären und ich raufe mir die Haare.

"Gott, hast du mir am Anfang des Jahres überhaupt ein einziges Mal zugehört?" frage ich ihn genervt und ziehe eine Augenbraue hoch. Empört verzieht Panagiotis das Gesicht.
"Ich höre dir immer zu." echauffiert er sich dann und verschränkt die Arme vor der Brust.
"Offensichtlich nicht, sonst wärst du nicht einfach gegangen. Wenn du mir zugehört hättest, hättest du gewusst das ich Daniel nicht mehr liebe und ich mich von ihm trennen wollte. Wenn du mir nur richtig zugehört hättest, wüsstest du das meine Liebe an einen anderen Mann ging als sie sollte, aber du bist ja einfach verschwunden." rege ich mich auf und laufe ein wenig unruhig von links nach rechts.

"Ich verstehe nicht was du mir damit sagen möchtest." gibt er mit gerunzelter Stirn zu und sieht aus sonst einfach nur verwirrt aus. Genervt atme ich aus, ich habe ja sowieso nichts mehr zu verlieren, denke ich mir als die folgenden Worte meine Lippen verlassen.
"Ich hatte keine Gefühle mehr für Daniel, sondern für dich du Idiot und hättest du mir zugehört wäre dir das vielleicht auch aufgefallen." So, jetzt war es raus und ich kann ihn nicht ansehen, sondern nur auf meine ineinander verknoteten Hände schauen.

Panagiotis japst nach Luft.
"Du warst in mich verliebt?" fragt er schockiert und jetzt war er derjenige der auf und ab zu laufen beginnt. Dabei murmelt er fortlaufend "Ich bin so ein Idiot." und rauft sich die Haare. Einen Moment beobachte ich ihn dabei, dann erhebe ich meine Stimme.
"Verdammt jetzt bleib doch stehen, das macht einen ja verrückt. Ja, ich war oder bin in dich verliebt, aber das konnte ich dir ja nicht sage, weil du einfach weg warst, ohne deine Leihe auch nur mit einem Wort zu erwähnen."

"Es tut mir leid." sagt er schließlich mit hängenden Schultern. "Ich hätte dir wohl besser zuhören sollen und vor allem selbst von meiner Leihe erzählen." Jetzt steht er hier in meinem Flur und sieht aus wie ein geprügelter Hund, da bekomme ich auch fast Mitleid mit ihm, aber jetzt soll er zunächst noch ein wenig schmoren.

"Es sollte dir auch leidtun." sage ich mit einer Stimme, die keine Emotion verrät. Mit immer noch schuldbewusstem Blick sieht er mich an und ich kann förmlich spüren wie meine Mauer zu bröckeln beginnt, aber ich wollte ihn nicht mit einer simplen Entschuldigung davonkommen lassen. Unruhig wechselt Panagiotis sein Standbein und er fühlt sich offensichtlich gerade nicht wohl in seiner Haut.

"Würdest du...also würdest du mal mit mir ausgehen?" fragt er dann ganz leise und ich denke schon das ich mich verhört habe, aber er sieht mich schüchtern an und scheint auf eine Antwort zu warten. Diese Worte scheinen meine Mauer zum Brechen zu bringen, denn ein glückliches Schmunzeln schleicht sich auf meine Lippen.

"Ja." sage ich also und so stehen wir hier in meinem Flur und Grinsen uns gegenseitig an. So schnell kann sich das Blatt also wenden.

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Ich bin damit irgendwie nicht so zufrieden, weil es nicht so dramatisch geworden ist wie es in meinem Kopf sein sollte :/
Hoffentlich gefällt es dir/euch trotzdem :)

Bitte sagt mir das der Kerl einen Spitznamen hat den ich benutzen kann, sollte ich noch einmal etwas über ihn schreiben :D

Das wars dann auch schon wieder und bis nächste Woche 🖐
WOLKE <3

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