Jonas Hofmann-Mein Held

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Inspiriert von dem Lied: Everything I ever wanted-Billie Eilish
Triggerwarnung: Ritzen
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"Habt ihr dieses Outfit gesehen?"
"Also diese Frisur geht gar nicht oder was ist das auf ihrem Kopf?"
"Ich versteh echt nicht, warum er mit ihr zusammen ist...Habt ihr euch die mal genauer angesehen? Er könnte echt jede haben, aber nimmt das da!"

Die tägliche Tortur startet heute schon an den Treppenstufen des großen Gebäudes oder wie ich es nenne: kleine Hölle!

Ja die Einrichtung, die sich Uni nannte, war schon nicht wirklich förderlich für meine mentale Gesundheit, aber seien wir mal ehrlich, dies war nur die Spitze des Eisberges. Zu Hause war es für mich noch viel schlimmer, aber nicht, weil ich da auch Hohn und Spott ertragen musste. Es war eher schlimm das ich oft allein zu Hause bin und dann können die Gedanken ungehindert ihren Lauf nehmen. Jonas lässt mich schon immer ungern allein zu Hause, aber ich glaube zurzeit würde er am liebsten den ganzen Tag an meiner Seite sein. Er war schon immer mein Beschützer und hielt all die schlechten Dinge von mir ab, aber wie lange würde er mich noch halten können?

Nachdem ich den Tag in der kleinen Hölle mehr oder weniger überstanden hatte, mache ich mich auf den Weg nach Hause und wer war mal wieder nicht da? Ach ja, Jonas. Er würde erst irgendwann heute Nacht nach Hause kommen, wenn ich schlafen würde. Wobei Schlaf auch so eine Sache war, denn ich war schon länger von Al-pträumen geplagt.

So lag ich also nach einem kleinen Abendessen im Bett und starre bestimmt schon eine Stunde lang auf die Wand, bis mir irgendwann dann doch die Augen zufielen und alles um mich herum schwarz wurde.

Irgendwann in der Nacht stand ich auf und wunderte mich wo Jonas denn war. Seine Betthälfte war leer und im Flur stand auch keine Tasche. In der Küche war er auch nicht, da lag nur ein einsamer Zettel, welcher meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Zögerlich lese ich die Zeilen und Wort für Wort stiegen mir die Tränen in die Augen. Jonas hatte mich verlassen, er wolle nicht mehr mit jemand so erbärmlichen zusammen sein.

Weinend verschwinde ich im Bad und breche dort zusammen. Verzweifelt greife ich zu meinem kleinen silbernen Freund. Die Rasierklinge. Eigentlich versteckt Jonas sie immer, aber scheinbar hat er diese vergessen. Mit einem mulmigen Gefühl betrachte ich die scharfe Kante. Soll ich oder lieber nicht? Tief atme ich durch und dann setze ich den ersten Schnitt über die längst verblassten Narben.

"Haben Vögel auf deinem Kopf genistet?" Schnitt
"Schämst du dich nicht für dein Aussehen?" Schnitt
"Du bist es nicht wert mit ihm zusammen zu sein!" Schnitt

Das Blut läuft in Strömen meinen Arm hinunter und ich muss realisieren das ich viel zu tief geschnitten hatte, aber dann war es schon zu spät. Mein Sichtfeld wurde kleiner und alles begann sich um mich zu drehen.

"Jonas" wispere ich noch, dann schlägt mein Kopf auf dem Boden auf.

Meine Sicht klart sich auf, aber etwas war seltsam. Statt auf dem Boden zu laufen, schien es, als ob ich schweben würde. Hier und da sah ich ein bekanntes Gesicht, doch als ich auf eine Gruppe von Leuten traf, bekam ich einen Schlag. Hier waren Jonas und ein paar der blöden Mädels, die mir das Leben zur Hölle gemacht hatten. Sie lachten, ich war Tod und sie hatten nichts Besseres zu tun als gemeinsam zu lachen. Keiner trauerte und jeder schien froh zu sein das ich nicht mehr da bin. Ich schrie, aber niemand hörte mich.

Und so wachte ich schweißgebadet mit einem Schrei auf. Fast zeitgleich saß Jonas schon gerade im Bett und schlang direkt seine Arme um mich. Zittern greife ich an meine Handgelenke, aber diese waren bis auf schon verheilte Schnitte unversehrt. Langsam nehme ich meine Umwelt wieder mehr wahr und realisiere das Jonas beruhigend auf mich einredet. Leicht lasse ich mich gegen ihn sinken und entspanne mich nach und nach.

"Alptraum?" Fragt er nur besorgt als ich aufgehört habe zu weinen und auch das Zittern sich langsam einstellte.

Nickend vergrabe ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge und atme seinen unverkennbaren Duft ein, welcher mich irgendwie beruhigte. Ich kann ihn förmlich schmunzeln sehen, denn er liebt es, wenn ich mich ankuschele, auch wenn die Situation nicht die schönste ist.

"Um was ging es diesmal?" Fragt er mich dann doch und ich weiß nicht ganz, wie ich darauf antworten soll.

"Ich..." beginne ich zu sprechen und räuspere mich einmal. "Ich habe mich mit der Rasierklinge geschnitten, zu tief und niemand hat auch nur ein bisschen getrauert." Sage ich mit dünner Stimme und drücke mich wieder enger an Jonas warmen Körper.

Beruhigend streichen seine Finger über meinen Rücken. Er weiß nicht was er sagen soll, so ging es ihm bei dem Thema schon immer. Seine Angst etwas Falsches zu sagen war zu groß und so hatte er sich für stillen Beistand entschieden. Das macht mir tatsächlich nicht wirklich etwas aus, denn seine Anwesenheit allein half mir schon.

Am nächsten Tag ließ ich wieder die gleiche Tortur über mich ergehen, nur landete ich diesmal das erste Mal seit langem auf dem Boden des Badezimmers. Weinend starre ich die Klinge an und wusste, wie in meinem Traum nicht, ob ich sie durch meine Haut ziehen sollte oder nicht. Der Drang war da, aber etwas oder jemand hinderte mich daran. Jonas war mein Anker, aber ich war heute einfach an einem Tiefpunkt.

Langsam setze ich die Klinge an und drücke leicht gegen meine Hand. Ein kleiner Blutstropfen rinnt aus der Wunde als die Tür aufgeht. Erstarrt starre ich zu Jonas, welcher die Augen panisch aufgerissen hat. Vorsichtig kommt er zu mir, nimmt die Klinge aus meiner Hand und lässt sie verschwinden. Immer noch still klebt er ein kleines Pflaster auf die Wunde und küsst anschließend mein Handgelenk. Dann fängt er doch an zu reden und ein wenig Angst habe ich schon davor.

"Kann ich dich kurz alleine lassen oder soll ich dich für einen Moment zu Chris bringen?"

Warte was? Perplex schaue ich ihn an und weiß nicht so recht was ich darauf jetzt sagen soll.
"...Ich wäre gerne etwas allein." Sage ich schließlich und er nickt nur.

"Dann mache ich dir einen Kakao und bin wieder da, bevor du überhaupt merkst das ich weg war. Okay?"

Immer noch verwirrt nicke ich und folge ihm ins Wohnzimmer, wo er mich in eine Decke packt und kurze Zeit später einen Kakao bringt.

"Ich bin gleich wieder da." Sagt er, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und verschwindet.

Mir ist nicht bewusst, wie lange er weg war, denn ich saß einfach nur da, aber er schien erleichtert zu sein als er sich zu mir auf die Couch kuschelt.

"Wo warst du." murmele ich schließlich. Das würde mich jetzt wirklich brennend interessieren, auch wenn meine Augen langsam schwer werden.

"Ich war bei diesen Mädels aus der Uni." Beginnt er zu sprechen und ich spanne mich sofort an, aber unterbreche ihn nicht, denn ich wollte die Erklärung dazu hören.
"Ich habe sie zur Rede gestellt und mit ihnen über ihr Verhalten geredet. Erst waren sie ziemlich uneinsichtig und ich war echt kurz vorm Ausflippen, aber dann konnte ich sie doch zum Nachdenken bringen."

Neugierig richte ich mich auf. Wie hat er das denn bitte geschafft? Ich muss ihn gar nicht auffordern weiterzusprechen, denn Jonas führt seinen Monolog schon fort.

"Nun ich habe sie gefragt, wie ihr Verhalten wäre, wenn sie die Konsequenzen ihres Handels kennen würden und dann waren sie auf einmal ganz still." Erklärt er seine Taktik und ich muss leicht lächeln.

"Danke dass du das für mich gemacht hast." bringe ich gerührt hervor und gebe Jonas einen liebevollen Kuss.

Mein Held. 

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Das wars dann auch wieder :)
Ich könnte jetzt ganz viel über Corona sagen, aber ich fasse mich kurz:
Ich hasse dich du blödes Virus, ich möchte doch nur einen Abiball :(

Naja, euch ein schönes Wochenende und bleibt gesund ;)
WOLKE <3





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