Lukasz Piszczek

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Für FCBUNDBVB4EVER
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Ich war schon eine halbe Ewigkeit auf dem Portal für Babysitter und Nannys angemeldet, aber bis jetzt war einfach noch nicht die richtige Familie für mich dabei, Bei ein paar war ich schon zur Probe arbeiten, aber irgendwas hatte immer nicht gepasst und so suche ich eben weiter.

Normalerweise arbeite ich in einem Kindergarten, aber nachdem dort eines der Kinder tödlich verunglückt ist, wollte ich erstens nicht mehr dort arbeiten und brauche zweitens auch eine generelle Pause von dem Beruf. Da ich allerdings nicht ganz auf die kleinen Knirpse verzichten möchte, habe ich mich eben auf diesem Portal angemeldet und suche nach Ablenkung.

Auch an diesem Abend lasse ich einen Blick wieder über die vielen Anzeigen schweigen. Es gibt alle möglichen Suchanfragen. Von alleinerziehenden bis hin zu vielbeschäftigten Pärchen. Manche Leute haben jedoch ziemlich lächerliche Vorstellungen davon, wie dieser Job ablaufen soll und so beachte ich deren Anfragen nicht weiter. Seufzend möchte ich die Website schon schließen, da fällt mir eine neue Anfrage ins Auge.

Lukasz P. 35, Vater von drei Kinder und seine Frau ist gerade ausgezogen. Er sucht jemanden der flexibel ist, da seine Arbeitszeiten oft variieren können und viel mehr steht in seiner Anfrage eigentlich auch nicht drin. Normalerweise würde ich mich auf diese Art von Anfragen nie melde, besonders weil hier weder ein Bild noch der Nachname zu finden ist, aber irgendwie kribbelt es mir in den Fingern es doch zu tun. Schnell schreibe ich ihm also ein paar höfliche Zeilen und dann heißt es für mich abwarten.

Tatsächlich habe ich am nächsten Tag schon eine Antwort. Sie hört sich freudig, aber dennoch ein wenig distanziert an, keine Ahnung wie ich das raus lese, aber es ist eben so. Es fragt, ob wir uns erst zu zweit treffen können, denn er möchte wissen wem er seine Kinder in Zukunft vielleicht anvertraut. Das finde ich sehr löblich von ihm, denn manche Leute würden ihre Kinder wohl jedem anvertrauen, Hauptsache sie sind aus dem Weg.

Am nächsten Tag mache ich mich also gegen Mittag auf in ein kleines Café, von welchem ich noch gar nicht wusste das es überhaupt existiert. Jedoch nehme ich mir vor öfter hier her zu kommen, denn die Atmosphäre ist richtig angenehm. Da ich keine Ahnung habe wie Lukasz oder soll ich Herr P. Sagen, aussieht, setze ich mich in eine kleine Nische und bestelle mir einen Eistee. Irgendwann werde ich von einem leisen Räuspern aus meinen Gedanken gerissen. Neugierig hebe ich den Kopf und sehe einen blonden, schlanken Mann, dem man dennoch ansieht, dass er trainiert ist.

"Bist du Lisa?" fragt e mit einem süßen Akzent und ich bestätige seine Frage lächelnd. Ebenfalls lächelnd setzt er sich zu mir in die Nische und lehnt sich mit ineinander verschränkten Händen zurück.
"Bevor wir richtig anfangen, hätte ich noch eine Frage an dich: Kennst du dich mit Fußball aus?" Verwirrt runzele ich die Stirn. Was auch immer das jetzt mit dem Job zu tun haben soll.

"Überhaupt nicht." sage ich also und kann beobachten wie seine Schultern entspannt nach unten sacken.
"Das ist gut." sagt er dann schnell als er meinen skeptischen Blick sieht. Als er seinen Kaffee bekommen hat, beginnt er mir von seinen drei Kindern Sara, Nela und Patryk zu erzählen. Seine Augen leuchten förmlich, während er über sie spricht und man sieht deutlich, wie sehr er sie liebt. Auch von seiner, jetzt wohl, Exfrau erzählt er mir. Anscheinend ist sie zurück nach Polen gegangen und hat ihn mit den Kindern allein gelassen.

Jedoch erlaube ich mir kein Urteil über dieser Frau. Schließlich kenne ich ihre Beweggründe nicht und auch wenn ich es nicht gutheiße, was sie getan hat, muss sie ja kein schlechter Mensch sein. Und je mehr Lukasz über seine kleine Familie preisgibt, desto eher kribbelt es mit unter den Fingernägeln seine Rasselbande kennen zu lernen. Natürlich erzähle ich auch von mir und welche Erfahrungen ich bis jetzt vorweisen kann.

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