Du läufst durch die Korridore der Burg, beachtest niemanden mehr um dich herum. Alle sind nur noch verschwommene Gestalten, im Gegensatz zu deinen Erinnerungen, die du wieder klar wahrnehmen kannst. Diese Fähigkeiten, welche du jetzt kontrollieren kannst, deine Vergangenheit, welche du zurückerlangt hast - hätte es besser sein können? Diese Aufgabe ist erledigt, und das bedeutet, dass ihr alle euch jetzt wieder voll und ganz darauf konzentrieren könnt, wer die Residenz deiner Familie gesprengt hat. Zumindest fast, denn eine Sache ist dir noch wichtig.
Endlich ist es soweit. Du steigst die Treppe zum höchsten Stock hinauf. Nachdem du James kennengelernt hast und du dich für fünf Jahre isoliert hast, ist jetzt das erste richtige Wiedersehen mit Levi. Du grinst wie eine Verrückte.
Dennoch ist dir klar, dass du diejenige warst, die ihn damals in seinen Zustand gebracht hat. Du hast ihn verletzt und zurückgelassen, und nicht nur das; selbst nachdem du erwacht bist, hast du diese Wunde immer wieder aufgerissen.
‚Weil du mich vergessen hast, Y/N!'
Du hältst inne, bleibst auf der Treppe stehen. Ein Schauer läuft dir über den Rücken, die Angst ergreift dich. Kannst du ihm wirklich gegenübertreten?
‚Das ist nicht die Person, die ich über Alles liebe.'
Mit zitternden Beinen steigst du weiter die Treppe hoch. Das Mondlicht scheint durch die offene Tür herein. Dein Herz zieht sich zusammen. Alles, was du an dem Tag sagtest, an dem ihr im Wald wart... Du wünschst dir, du hättest das alles nie gesagt. Du wünscht dir, du hättest nie die Kontrolle über dich verloren. Dabei spielt es keine Rolle, dass du es jetzt geschafft hast, Kontrolle zu erlangen, denn was passiert ist, lässt sich nicht rückgängig machen.
Du kommst auf dem Dach an, siehst den Vollmond und die Sterne. Auf der niedrigen Mauer am Rande siehst du eine Person, die mit dem Rücken zu dir sitzt. Sein schwarzes Haar weht in der Brise und er trägt ein weißes Hemd. Dich bemerken tut er offenbar nicht.
Du kannst nicht glauben, dass du endlich eine Chance hast, ihn wiederzusehen. Aber würde er dir je verzeihen? Für all das, was du ihm angetan hast? Du gehst etwas weiter auf ihn zu, aber du stoppst bei der Hälfte des Weges. Du spürst, wie dir Tränen in die Augen kriechen und deine Beine noch stärker zittern als vorher. In diesem Moment bist du nicht mehr so stark wie vorhin im Kampf gegen dich selbst. Du merkst erneut, wie zerbrechlich du bist. Vielleicht hatte die Frau doch recht?
„E-Es..."
Du bringst kaum ein Wort hervor. Er bemerkt dich nicht mal. Deine Stimme bricht und du siehst ein, dass du nicht mehr standhalten kannst.
„E-Es tut mir so leid..."
Mit voller Wucht landest du mit den Knien auf den Steinen und vergräbst dein Gesicht in deinen Händen. Du spürst nicht einmal den physischen Schmerz, denn innerlich bist du zerrissen, zerrissen von deiner eigenen Unfähigkeit, dich oder andere vor dem Elend fernzuhalten.
„Y/N?" Du siehst zwischen deinen Fingern leicht hindurch. Levi hat sich umgedreht und steht auf. Du senkst deinen Kopf, wendest dich ab. „Es tut mir so leid, Levi! Ich habe so viel Schlimmes angerichtet! Ich habe dir so viel Leid verursacht und habe nicht einmal realisiert, was ich tue!" Deine letzten Worte werden von deinem Schluchzen nahezu erstickt. Du zitterst am ganzen Körper und deine Tränen hören nicht auf zu fließen.
Levi geht etwas näher auf dich zu und sieht dich völlig schockiert an. „Y/N... erinnerst du dich?", fragt er vorsichtig, scheint aber selbst seine eigene Frage kaum zu glauben.
„Ich erinnere mich. Ich erinnere mich an alles!" Du versuchst, dir die Tränen weitestgehend wegzuwischen. Natürlich vergebens. „Die Erinnerungen sind zurückgekommen, als ich meine Fähigkeiten kontrollieren konnte."
Einzelne Tränen fallen auf den Boden, deine Sicht ist verschwommen von ihnen. Du merkst, wie sich Levi vor die hinkniet. Sein Blick zeigt eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Unsicherheit. „Warum weinst du dann, Y/N?"
„Weil ich das alles nicht verdiene. Diese Fähigkeiten, diese Freunde, und vor allem dich! Ich habe so viel Schlimmes getan und mich trotzdem immer gefragt, warum mir selbst so viel schlimmes widerfährt! Das ist doch bescheuert, oder? Ich... Ich..."
Zum ersten Mal siehst du in seine Augen.
„Ich verdiene es nicht, geliebt zu werden!"
Plötzlich beugt sich Levi nach vorn zu dir und zieht dich in eine feste Umarmung. Dein Herz beginnt zu rasen, deine Tränen hören kurz auf zu fließen.
„Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet..."
Seine Stimme ist kaum hörbar, aber du verstehst trotzdem jedes Wort, was er sagt.
„Ich werde nicht von deiner Seite weichen, Y/N. Egal was die Zukunft bringt, ich bin da." Du spürst, wie deine rechte Schulter langsam nass wird. Langsam kommen deine eigenen Tränen auch wieder zurück. „W-Warum weinst du, Levi? Wenn du so aufgelöst bist, fange ich gleich auch wieder an zu weinen." „Sei still, Balg. Wenn du weinen darfst, darf ich das auch."
„... Aua, das tat weh, Y/N."
Als ihr beide euch voneinander löst, seht ihr euch für ein paar Sekunden schweigend an. Dann aber müsst ihr beide lachen. Es fühlt sich so komisch an, aber auch... gut - zumindest, wenn das irgendwie Sinn macht. „Und ich hätte schon fast die Hoffnung verloren, verdammt", sagt Levi und versucht vergeblich, seine Tränen aufzuhalten. „Verlass mich nie mehr, Y/N. Versprich mir das." „Ich gehe nicht mehr, versprochen." Du streckst eine Hand nach ihm aus, legst sie auf seine Wange, um die Tränen wegzuwischen. Er sieht dich an, lächelt sogar leicht. „Wenn du einfach nur bei mir bleibst, ist das die beste Weise, wie du alles wiedergutmachen kannst." „Danke, Levi." Du lachst leicht auf. „Womit habe ich das verdient?" „Wir alle haben eine dunkle Seite, Y/N. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede." Er nimmt deine Hand und zieht dich mit ihm auf die Beine. Zusammen schaut ihr in den Himmel, Richtung Mond. „So schön war es schon lange nicht mehr", murmelst du. „Eine so klare Nacht ist selten." Du drehst dich zu Levi, um Zustimmung zu erhalten, jedoch ist dieser offenbar in Gedanken vertieft. „Levi?" Er sieht dich an, schaut dir jedoch nicht in die Augen. Stirnrunzelnd siehst du ihn an. Er erwacht wieder aus seiner Starre und sieht dich verwirrt an. „S-Sorry, i-ich..." Bevor er weiterreden kann, greifst du mit deiner Hand nach seinem Hinterkopf und legst deine Lippen auf seine. Zuerst sieht er dich völlig verwirrt an, dennoch dauert es nicht lange, bis er den Kuss erwidert. Dein Herz schlägt wie verrückt, die ganze Trauer ist plötzlich verflogen. Jetzt weißt du, dass du eine Chance hast, alles gutzumachen. Auch wenn es schwierig werden kann, hast du deine Liebsten auf deiner Seite.
„Dieser emotionslose Typ hat 'ne Freundin?" Jean sieht fassungslos nach draußen auf's Dach. Im Treppenhaus steht die Hälfte seiner Gruppe. „Naja, er ist ja kein schlechter Mensch-" „Halt die Klappe, Armin! Du machst es nicht besser!" „Beleidige nochmal Armin und ich poliere dir dein Gesicht, Pferdefresse!" „Ganz ehrlich, Nivienne, das ist deine Schwester, oder nicht? Was hältst du davon, dass sie was mit dem Captain am Laufen hat?" Nivienne zuckt mit den Schultern. „Naja, ist ja ihr Leben."
Die anderen lachen los und verschwinden wieder nach unten, während nur sie und Armin oben bleiben. Sie zuckt bloß mit den Schultern und lächelt schwach.
„Wenigstens ist sie glücklich."
to be continued...Samstag, 18.03.2020
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Attack on Titan: How 2 Get A Heichou BACK [Levi x Reader]
Fiksi PenggemarNach fünf Jahren Isolation wachst du in der albtraumähnlichen Realität auf. Ein Anschlag auf deine Residenz ist erfolgt und ein Täter muss ermittelt werden. Zum Glück hast du jetzt Menschen an deiner Seite, die dir helfen, denn abgesehen davon schei...