29: Ein bekanntes Gesicht II

41 1 4
                                    

Du wirst von dröhnendem Donner geweckt.

Langsam öffnest du die Augen. Dein Körper fühlt sich schwer an und du hast völlig deine Orientierung verloren. „Wo... bin ich?", fragst du nahezu lautlos. Vor dir siehst du verschwommen einen roten, edlen Teppich, und es ist dazu noch relativ kühl.

„Du scheinst wach zu sein."

Nach Luft schnappend schreckst du hoch. Du siehst klar die Umgebung, fühlst deine schmerzenden Handgelenke und nimmst die Person vor dir wahr. Du kannst es kaum fassen.

„Minhyuk?"

„Lange nicht gesehen, Y/N. Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, dass wir uns ausgerechnet an diesem Ort wiedertreffen?" Du blickst aus den riesigen Fenstern. „Der Zweitwohnsitz meiner Familie." Plötzlich musst du vor Schmerz die Zähne zusammenbeißen. Du siehst abwechselnd zu deinen Armen. Sie sind an Ketten fixiert, sodass du wehrlos auf dem Boden kniest. Deine Handgelenke schmerzen immer mehr, da helfen auch nicht die Handschuhe.

Erst jetzt fällt es dir auf. Du trägst hellblaue Handschuhe und ein blaues, blasses Kleid. Voller Fassungslosigkeit konfrontierst du Minhyuk. „Was soll das, Minyhuk? Warum bin ich angekettet? Wer zur Hölle hat mich umgezogen? Wo ist Harry?" Minhyuk richtet sich von seinem Stuhl auf, nimmt sich dabei genug Zeit und zieht das dunkle Jackett an, was bis eben auf der Lehne lag. „Ich denke, die meisten dieser Fragen kann dir Harry besser beantworten als ich. Harry ist gerade nicht hier, aber ich würde dir definitiv davon abraten, einen Fluchtversuch zu starten. Judy steht vor der Tür und ihr würde das sicherlich nicht gefallen." Zähneknirschend senkst du den Kopf. „Also stehst du auf ihrer Seite? Du bist ein Verräter. Das hätte ich echt nicht von dir erwartet." „Ich bin der Verräter? Wenn überhaupt, dann du, Y/N." Seine sonst so hübschen, bernsteinfarbenen Augen wirken kühl und unbehaglich.  „Du warst diejenige, die mich betrogen hat. Du bist auf unserer Hochzeit vor deiner Verantwortung geflohen und hast mich allein gelassen. Weißt du, was passiert ist? Die haben mich beschuldigt, diesen Vorfall mit dem Kristall zusammen mit dir inszeniert zu haben! Dabei wusste ich überhaupt nichts davon! Stattdessen hast du auf einen Typen vertraut, den dein Vater zuvor engagiert hat! So war es doch, oder? Der junge Mann mit den grauen Augen!" Für einen Moment schweigt ihr beide. „Minhyuk, es tut mir leid-" „Lüg' nicht! Dir tut gar nichts leid! Wir wurden beide zu dieser Hochzeit gezwungen, ich wollte das auch nicht. Wie geht es Anna, nebenbei?"

„Geht dich 'nen Scheiß an."

„Wie auch immer. Ich lass mich von niemandem mehr verarschen. Und von dir schon gar nicht! Wenigstens kann ich auf Judy und Harry zählen. Es ist kaum zu fassen, dass man dich zwingen muss, zu ihnen zu kommen."

Du wirst von den beiden doch am laufenden Band verarscht.

„Nach dem, was Judy mir angetan hat, ist es reine Logik, dass ich ihr nicht traue", entgegnest du, „warum Harry auf ihrer Seite steht, verstehe ich nicht. Ich bin bloß froh, dass er am Leben ist."

„Auch wenn er gegen dich arbeitet?"

„Ja."

„Auch wenn er einen Anschlag auf dich verübt hat?"

„Was?"

Du siehst ihn verwirrt an. „Der Anschlag auf euer Anwesen. Bei solchen Verbrechen ist es durchaus vom Vorteil, mit Menschen zu arbeiten, die entweder verschwunden oder für tot erklärt sind." „Also wart ihr beide das." „Genau. Leider ohne Erfolg. Sonst hätten wir uns jegliches Drama, was von deinem Erwachen bis jetzt passiert ist, gespart." „Also sagst du mir, dass du beim Anschlag dabei warst, aber mir trotzdem nicht sagen kannst oder willst, was das ganze hier soll?" „So ungefähr. Jeder von uns drei hat seine eigenen Ziele. Und glaub mir, wir haben alle gute Intentionen." Du musst lachen. „Das meinst du gerade nicht ernst, oder?" „Das meine ich sehr ernst. Wenn du ein wenig toleranter sein würdest, könntest du es verstehen lernen. Die Zeiten sind unsicher, Y/N. Dein Onkel regiert die Mauern aus dem Schatten und es wird früher oder später rauskommen. Das ist einer der Gründe, warum ich mich auf die Seite von Harry und Judy gestellt habe. Ich habe in den letzten Wochen unfassbare Geschichten von den beiden gehört. Wenn du wüsstest..." Er seufzt. „Es ist eh nur eine Frage der Zeit, bis wir diesen Ort verlassen werden." „Und zu was für einem Ort würden wir dann reisen?" „Ein Ort jenseits der Mauern." „Du machst Witze." Er entgegnet nichts. „Meine Familie ist zwar reich und wohlhabend, aber diese Insel ist dem Untergang geweiht. Ich werde daher den richtigen Weg gehen."

Insel?

„Na dann, viel Erfolg, aber ich bleibe sicherlich hier." „Diese Entscheidung liegt nicht mehr in deiner Hand. Wenn du dich darauf einlässt, wirst du es nicht bereuen. Glaub mir. Auch wenn ich nicht sonderlich Lust habe, Zeit mir dir zu verbringen - und Judy übrigens auch nicht - respektieren wir Harry's Wünsche. Das Verlassen der Mauern war übrigens seine Idee." Er dreht sich um und geht Richtung Tür.

„Judy mag dich übrigens, Y/N, aber sie hat sich verändert. Die Fähigkeit, die sie dir übertragen hat, hat sie korrumpiert. Sie hat lange durchgehalten, weit länger als du, aber sie hat sich letztlich beugen müssen. Sieh dir euch beide an. Du hast so blasse Haut, helleres Haar und deine Augen wirken seltsam rötlich. Kurz gesagt gehst du den gleichen Weg wie Judy. Unfreiwillig, aber es ist Tatsache."

Als dir das klar wird, zuckst du zusammen. „Heißt das - ich werde so wie sie?" „Wahrscheinlich. Daher solltest du dir vielleicht überlegen, dich freiwillig mit uns zusammenzutun, denn Harry und Judy wissen viel und wir können das zusammen schaffen. Wenn es für das Wohl von uns allen ist, wäre ich sogar bereit, über die Ereignisse zwischen uns hinwegzusehen."

Er kommt auf dich zu und hebt dein Kinn mit der Hand, um dir in die Augen zu sehen. „Es ist erniedrigend, in Ketten innerhalb deiner eigenen Residenz zu liegen, nicht? Andererseits würdest du sofort abhauen, wenn du freikommen würdest." Er seufzt und nimmt seine Hand von dir. „Früher war es meine einzige Aufgabe, eine passende Ehefrau zu finden, Nachkommen zu zeugen und den Status meiner Familie aufrechtzuerhalten. Aber... wenn du weißt, was die Wahrheit ist..." „Minhyuk, wovon zur Hölle redest du? Ich kann dir nicht folgen." Er schüttelt den Kopf. „Harry muss es dir sagen. Ich darf und will nicht. Nun denn, Y/N..." Er geht durch den Raum und öffnet das Tor zur Wendeltreppe. „Minhyuk?" Die Türen knallen und er ist verschwunden. Keine fünf Sekunden später wird dir wieder schlummrig. Deine Augenlider werden schwer, und letztlich wird dir erneut schwarz vor Augen.



to be continued...

Sonntag, 17.01.2020


Diese Geschichte wird ab hier nicht mehr fortgesetzt. Ich hoffe, ihr habt Verständnis.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 23, 2023 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Attack on Titan: How 2 Get A Heichou BACK [Levi x Reader]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt