Warum hast du mir nicht deine andere Seite gezeigt, die du niemanden zeigst?
Hätte ich gewusst, wer du bist und was dein wahres Ich, dann würde mein Herz bereits an diesem Tag schneller schlagen.
Als ich den Motor startete, bemerkte ich wie mein Chef langsam müde würde.
„Nicht einschlafen", ermahnte ich ihn streng, während er bloß seufzte und versuchte sich aufrecht hinzusetzen, was jedoch nicht ganz klappte, wie er erwartet hatte. Langsam streckte ich ihm meine Hand aus und verschränkte unsere Hände. Während ich versuche ihn mit einer Hand wach zu halten, steuerte die andere das Auto.
„Wo fährst du hin?"
Seine Augen öffneten sich langsam und sahen mich erwartungsvoll an. Wenn ich jemanden erzählen würde, dass mein strenger Chef sich wie ein kleines Kind verhielt, sobald dieser Betrunken war, dann würde man mich als Lügnerin abstempeln und bloß ungläubig mit dem Kopf schütteln.
„Sag mir einfach wo du wohnst", sagte ich ruhig und blickte kurz zu ihm. Er schien nachzudenken.
„Ich weiß es nicht mehr genau"
Ich schaute ihn ungläubig an und schüttelte bloß den Kopf.
„Komm schon, versucht dich du erinnern", sagte ich weiterhin sanft und malte kleine Kreise auf seine Hand. Im nüchternen Zustand hätte ich das niemals gemacht, doch nun hatte ich Mitleid mit meinen Chef und wollte, sowie konnte ihn nicht auslachen.
„Bei der nächsten Rechts abbiegen und danach 200m geradeaus. Am Ende nach links"
Ich warf ihm nochmals einen Blick zu, doch er hatte meine Hand zu sich gezogen und drückte kleine und sanfte Küsse drauf.
„Ok", war das einzige, zudem ich noch zustande war, zu antworten.
Ich atmete erleichtert aus, als ich das Ziel erreicht hatte. Langsam lief ich auf die andere Seite und öffnete die Beifahrer Tür.
„Wir sind da", brachte ich ein leichtes Lächeln zu Stande, während ich versuchte ihn wachzurütteln.
Langsam stand er auf und murmelte etwas unverständliches vor sich hin. Das Gebäude war riesig, was ich bereits im Auto bemerkt hatte.
„Gib mir die Schlüssel", sagte ich und zog ihm am Arm nach vorne. An einer Tür angekommen, suchte er nach etwas, als er es grinsend vor meine Augen hielt.
„Hier, mein Kätzchen", flüsterte er mit seiner rauen Stimme, die er den Alkohol zu verdanken hatte.
Ich nahm die Schlüssel an mich, schloss kurz davor das Auto und öffnete die Tür. Ich tastete mit meiner Hand nach den Lichtschalter. Als ich sie fand, wurde das Haus mit Licht beleuchtet, sodass mir sofort die Ordnung auffiel.
„Gefällt es dir?", lächelte der arrogante Kerl neben mir und legte einen Hand um meinen Arm, der ich jedoch entwich.
„Zeig mir dein Schlafzimmer, du solltest dringend Schlaf bekommen", murrte ich vor mich hin und schloss die Haustür dabei. Immer noch schwankend führte er mich langsam die Treppen hoch und einen Flur entlang. Dann stoppte er und drückte die Türklinke herunter, während er das Zimmer betritt.
An einem großen, schwarz sowie weißem Bett angekommen stoppte er. Das Zimmer war schlicht in weißen und schwarzen Tönen gehalten. Auch in diesem Zimmer bemerkte ich die Ordnung.Was macht der da?
Erst jetzt bemerkte ich, wie er versuche sein Hemd zu öffnen, was jedoch erfolglos blieb.
„Komm her, ich helfe dir schon", murmelte ich und half ihm aus dem zerknitterten Teil zu kommen. Während er das Hemd gedankenlos auf den Boden warf, nahm er eine Hand hoch und führte sie langsam an meine Wange.
„Hasst du mich auch?", fragte er verzweifelt und blickte mir schon fast verletzt in die Augen. Ich schüttelte bloß stumm den Kopf und beobachte jede seiner kleinen Bewegungen. Kurz erwischte ich mich selbst dabei, wie ich auf seinen trainierten Oberkörper starrte, bemerkte es jedoch rechtzeitig.
„Ich hasse nicht. Niemanden"
Meine Aussage war nicht ganz gelogen, aber dennoch nicht wahr. Ich fühlte Hass, aber nicht für ihn, bloß für eine Person.
„Warum denkst du das?"
Ich schaute ihn mitleidig und neugierig an.
„Manchmal denke ich, dass jeder mich hasst. Ich bin ein schrecklicher Mensch"
Ich blickte verdutzt und schüttelte schnell den Kopf.
„Dann mag ich diesen schrecklichen Menschen anscheinend", sagte ich selbstsicher und schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. Er erwiderte es und öffnete seinen Gürtel, um langsam sein Hose auszuziehen. Ich schaute solange weg, als ein raues lachen neben mir erklang.
„Du kannst hinschauen, ich bin nicht nackt"
Ich schaute ihn an, als er bereits auf seinem Bett lag.
„Ich sollte jetzt gehen", sagte ich bloß leise und setze mich in Bewegung.
„Warte", erklang jedoch nochmal seine Stimme.
„Bekomme ich wenigstens noch eine gute Nacht Kuss?", schmollte er schon fast und blickte traurig.
„Ach, was soll's", sprach ich eher zu mir selbst und bewegte mich langsam zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange und strich ihn ein letztes Mal durch seine unordentlichen Haare.
„Schlaf schön, Dylan Di Rossi", flüsterte ich ein letztes Mal, bevor ich das Licht ausschaltete und mich zur Tür bewegte.
„Du auch, meine schöne Rose", flüsterte er leise, als er kurz darauf sicherlich in einen tiefen Schlaf fiel. Wäre er nüchtern, dann hätte ich das ganze nie in meinen gesamten Leben getan, doch nun war er das nicht. Morgen hätte er das ganze bestimmt vergessen. Irgendetwas oder irgendjemand hatte ihn wohl dazu gebracht zu trinken und ich wollte unbedingt erfahren wer oder was, es gewesen sein musste. Es hatte ihn nämlich ganz schön erwischt.
Langsam legte ich den Autoschlüssel an den Haken und schloss die Haustür hinter mir, als bereits mein Taxi wartete. Ich stieg ein und wartete, bis ich endlich Zuhause angekommen war und auf meinem Bett in einen tiefen Schlaf fiel...
...
Am nächsten Tag wachte ich pünktlich auf und stand gähnend auf. Ich hatte eindeutig zu wenig Schlaf bekommen. Während ich mich quälend zum Badezimmer zwang, bemerkte ich, dass ich mich nicht umgezogen oder ungeschminkt hatte und sich das klebrige Haarspray, in meinen Haaren befand. Ich nahm mir meine bereits fertig gestellten Sachen in die Hand und entspannte mich unter der warmen Dusche. Während ich mich einschäumte und rasierte, summte ich einen Song mit. Gerade als ich mich abspülte, abtrocknete und fast fertig angezogen hatte, klopfte Adrien an der Zimmertür.
„Was?!", schrie ich genervt.
„Ein Anruf für dich", sagte er nun sicherlich grinsend, sodass ich mir noch schnell die Hose anzog und die Tür öffnete.
„Ja, Hallo. Mira Sainte am Apparat"
„Hey Mira, ich bin's, Devin. Ich bin heute in Boston und wollte nach dir schauen, wann hast du Zeit?"
„Nachmittag um 15.00 Uhr in meinem Büro, wenn es passt", gab ich kurz zu erwidern, als ich ohne eine weiter Antwort abzuwarten oder mich zu verabschieden, auflegte.
So, so. Jetzt plötzlich den Helden spielen.
Mit Mira Sainte spielt man nicht.
Ich lächelte böse auf, während Adrien mich ängstlich ansah.
„Wenn du mich entschuldigst"
Ich drehte mich um, trocknete meine Haare und zog sie in einen Zopf.
Während ich mich fertig machte, war schon eine Menge Zeit vergangen, dass ich mich bereits vor dem Gebäude befand und vor meinen Büro. Gerade als ich es betreten wollte, kam mir jemand zuvor.
„Frau Sainte, wir müssen reden"
Wie ich diese Wörter verabscheute, denn ich hatte sie in den letzten Monaten viel zu oft gehört.
Hätte ich früher gewusst, dass hinter alldem Hass bloß Ängste stecken, die dich dazu getrieben haben, Dinge zu tun, die du bereuen würdest..
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𝖉𝖆𝖓𝖌𝖊𝖗𝖔𝖚𝖘 𝖊𝖞𝖊𝖘
Romance„Sie denken immer wieder, dass der Hass in Ihnen keine Liebe spüren kann, doch das stimmt nicht, denn auch Sie besitzen ein Herz." Mira beginnt ein neues Kapitel in ihrem Leben, nach ihrer schweren Vergangenheit, doch muss dabei immer wieder versch...