6.| 𝐸𝒾𝓃 𝒢𝑒𝒻𝒶𝓁𝓁𝑒𝓃

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Hätte ich damals schon gewusst, dass hinter der kalten Art viel mehr ist, dann hätte ich ihn mit anderen Augen angesehen..

„Da wäre noch etwas"

Ich drehte mich um und sah ihn interessiert an.

Was hat er denn noch auszusetzen?

„Sie müssten noch eine Präsentation halten, wenn das Meeting stattfindet."

Ich kniff meine Augenbrauen wütend zusammen und schaute ihn entsetzt an. Bitte, kann mir einer sagen, dass er das nicht Ernst meinen konnte? Nach einigen Minuten der Stille ergriff ich das Wort, denn anscheinend hatte er nichts mehr zu sagen.

„Sie meinen mit den neuen Partnern?"

Er nickt bloß und blicke auf seine Uhr. War ich ihm seine Zeit etwa nicht Wert, oder warum war er so unverschämt?

„Gut"

„Wenn Sie mich entschuldigen, ich müsste los"

Dieses Mal war ich diejenige, die bloß nicke und sich umdrehte.

In meinem Büro erledigte ich den typischen Papierkram und bereitete, sowie organisierte verschiedene Termine. Ich bereitete alles für die kommende Partnerschaften vor, entnahm Anrufe und vervollständigte verschiedene Ordner. Als mein Handy klingelte, schaute ich auf den Unruhestifter.

Danke, für das leckere Frühstück

Ich lächelte und schrieb Adrien zurück.

Danke für alles, mein Lieber.

Du weißt genau, wie gerne ich für meine beste Freundin da bin. Du warst es auch immer. Wann hast du heute aus?

Ich habe gleich Mittagspause, weshalb ich es noch nicht weiß.

Hoffentlich nicht wieder so spät.

Ich wusste das er sich seid dem Vorfall immer wieder um mich sorgte, denn er wollte nicht, dass ich wieder in ein tiefes Loch fiel.
...
Ich nahm mein Handy und meine Tasche, um kurz darauf in den Aufzug zu steigen. Ich freute mich nach Wochen endlich wieder eine Mittagspause machen zu können, denn die letzten Wochen war viel abzuarbeiten. Gezielt folgte ich dem kleinen schmalen Weg zur Cafeteria und schaute mich um. Als meine Augen die Brünette vor mir erblickten, zuckten meine Mundwinkel wie von selbst hoch.

„Na meine schöne Blume, wie läuft's?" begrüßte Jenny mich.

Ich schüttelte bloß den Kopf. Seitdem wir uns kannten nannte sie mich immer „Blume", da sie meinte, dass die Firma erst durch mich aufblühte. Ich fand es unsinnig, doch sie war bis heute davon überzeugt.

„Und wieder ist sie voll und ganz in ihren Gedanken. Denkst du etwa an den neuen Chef?"

Ich schaute sie irritiert und geschockt an.

„Niemals, lieber küss ich den Boden"

Sie lachte und zog ihre Augenbrauen hoch. Ich denke, dass ich jeden mit meiner Geste, die Augenbrauen zu heben, angesteckt hatte.

„Warum? Ich meine, er ist wirklich heiß und so mysteriös."

„Oh man Je, er ist ein Eisklotz. Seine Art und sein Verhalten ist so düster, dass mir in seiner Nähe kalt wird."

Ich hörte ein Tablett neben mir auf den Tisch stellen, sodass ich mein Kopf dahin drehte.

„Man nennt mich deshalb auch den Eiskönig", zwinkerte er uns zu.

Ich schaute etwas beschämt, doch zügelte mich dann.

„Ach wirklich? Wer Ihnen den Namen auch immer gegeben hat, er passt perfekt zu Ihnen"

Er schaute mich verwirrt an, damit hatte er wohl nicht gerechnet. Auch die restliche Cafeteria war leise, als würde hier ein Kino stattfinden. Haben die nichts besseres zu tun?

„Mein Bruder hat ihn mir zu unserer Highschool Zeit gegeben", sagte er leise, doch trotzdem konnte ich es deutlich hören.

Ich bemerkte wie er wieder aufstand und zu einem anderen Tisch lief, auf dessen weitere Angestellte saßen, die jedoch einen hohen Posten besaßen. Genauso hätte ich mich zu ihnen setzten können, aber sie waren mir zu spießig. Weiterhin dachte ich über seine Worte nach. Sein Bruder also, interessant.
Da ich bloß einen schwarzen Kaffee trank, war ich relativ schnell fertig.

„Warum trinkst du eigentlich immer bloß schwarzen Kaffee?"

„Er ist-„

Sie stoppte mich.

„-genauso dunkel wie deine Seele und düster wie dein Leben, ich weiß"

Ich nickte erstaunt. Sie kannte meinen Spruch also bereits auswendig?

„Ich meine nicht das. Was hat es mit dem Spruch auf sich?"

Ich schaute sie an und wusste nichts darauf zu erwidern. Mein inneres fühlte sich nicht bereit dazu, es noch jemanden anzuvertrauen.
Wie als wäre meine Angst erhört worden, sah mein Chef zu uns und meinte, dass wir leider losmüssten.

„Leider muss ich los, wann anders"

Sie nickte mir bloß zu und wünschte mir viel Erfolg.

„Kein Danke?"

Ich schaute in seine Richtung und schüttelte den Kopf.

„Das ist also Ihre Rache?"

Ich musste schmunzeln. Er wusste genau das ich sauer auf ihn war, wie auch nicht? Irgendwie musste ich ihn verunsichern können, um seine Reaktion auf mich zu testen, denn dann könnte ich es irgendwann gegen ihn verwenden. Ich weiß, dass es nicht richtig wäre, aber Moral spielte kaum eine Rolle.
Im Aufzug angekommen betätigte er den Knopf. Nach einigen Sekunden fuhr der Aufzug sofort hoch. Währenddessen lief ich einen Schritt auf ihn zu. Er schaute mir gebannt in die Augen und schluckte merklich. Langsam strich ich ihm die Strähne aus dem Gesicht und führte meine Hand langsam an die Schramme, die ich verursacht hatte.

„Tut es Ihnen noch weh?"

Er schüttelte bloß den Kopf und musterte mich. Ich verunsicherte ihn also, wie interessant. Das kann mir noch gut behilflich sein. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln.

„Finden Sie das etwa lustig?", fragte er nun streng.

Er hatte also wieder seine kalte Maske aufgesetzt.

Langsam schüttelte ich den Kopf, als sich schon die Türen öffneten.

Wenn ich damals schon gewusst hätte, wie ich ihn langsam dazu bringen könnte, sich zu öffnen, dann hätte ich es viel früher getan..

𝖉𝖆𝖓𝖌𝖊𝖗𝖔𝖚𝖘 𝖊𝖞𝖊𝖘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt