4AM - girl in red
Der Himmel färbte sich langsam golden, während ich mein Wasserglas an die Lippen hob.
Meine Mutter hatte heute beschlossen, draußen auf der Terrasse zu essen und die weißen Vorhänge der Überdachung wehten sanft im Wind.
»Wo warst du gestern eigentlich?«, fragte sie plötzlich, während sie einen Schluck von ihrem teuren Champagner nahm. Ich seufzte leise, bevor ich meine Beine, die in einem kurzen Sommerkleid steckten, übereinanderschlug.
»Bei Blake. Tut mir leid, dass ich euch so kurzfristig geschrieben hab, aber es war dann schon so spät, dass ich gedacht habe, es wäre am besten, wenn ich gleich bei ihr schlafe«, gab ich meine ausgefeilte Lüge zum Besten, aber sie nickte mir nur geistesabwesend zu.
Es war wirklich erstaunlich, wie wenig Sorgen und Gedanken sich meine Eltern machmal um mich machten.
Geschirr schepperte und Marié brachte uns die Vorspeise, eine dicke Brokkolisuppe. Ich lächelte der runderen Frau zu, bevor sie wieder von dannen ging und faltete die Serviette auf meinem Schoß.
»Hast du schon das Neuste gehört?«, fragte meine Mutter gelassen und richtete ihre Haare, die ihr heute in leichten Wellen über die Schultern fielen und im Sonnenlicht wie Feuer glänzten. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe.
»Nein?«
Sie schmunzelte in sich hinein und hob dann den Löffel zu ihren geschminkten Lippen. Reiche Frauen liebten es, über andere zu lästern, es machte mich krank.
Auch wenn ich selber mit meinen Freunden über andere Leute herzog, machte ich es nicht, weil ich mich für etwas besseres hielt, sonder weil ich es lustig fand, wie sie sich immer wieder zum Affen machen konnten mit ihren großartigen Ideen zur Verbesserung der Welt.
»Talia ist abgehauen«, machte sie weiter Smalltalk und ich spitze die Ohren. Talia war meine aufmüpfige Cousine aus Deutschland, das letzte Mal hatte ich sie zu Weihnachten in den Bahamas gesehen, aber unsere Ansichten über die heutige Gesellschaft war erstaunlich ähnlich.
Vielleicht verstanden wir uns deswegen so gut.
»Sie ist mit ein paar anderen Gören weggelaufen. Haben die Kreditkarte gestohlen und sind jetzt weiß Gott wo«, sie schüttelte ihren Kopf und ich musste mich zusammenreißen, nicht loszugrinsen. Wir hatten das letzte Mal vor einem Monat geschrieben, aber ich musste sie nachher unbedingt über die Flucht ausfragen.
Wenn das sogar schon zu ihren Verwandten in Amerika vordrang, war es wahrscheinlich ziemlich ernst.
»Sollen sie doch machen, was sie wollen«, ich zuckte mit den Schultern und traf den misstrauischen Blick meiner Mum, die langsam weiteraß.
Als würde sie vermuten, dass ich im nächsten Moment aufspringen und mit Blake, Kian und Piper einfach so abhauen würde.
Ich hatte nicht die Geduld für solche Sachen, ich hatte viel zu viele Probleme, die noch gelöst werden müssen.
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APOLLO
Teen Fiction»Apollo war der gefallene Engel in unserer Geschichte. Seine Unschuld und Schönheit, alles ausgenutzt, bis er fiel, tief und schnell. Und der Aufprall würde hart sein.« ©rapuenzel; 2019 [muss und wird überarbeitet, aber ich bin sehr faul]