BROOKLYN BABY - lana del ray
Jeff, reichst du mir bitte die Kartoffeln?", die nasale Stimme meiner Mutter drang durch die offene Tür zum Esssaal und ich atmete tief ein.
Am liebsten wäre ich auf den Fersen umgedreht und auf den kleinen Spielplatz geflüchtet.
Geflüchtet zu dem gestrigen Abend, geflüchtet zu Francescos grüngrauen Augen, zu den süßen Lügen, die mich bis spät in die Nacht begleitet hatten.
Geflüchtet, vor meiner Mum und meinem Freund, die wie lächelnde Statuen an dem riesigen Tisch saß.
Ich hasste diesen Tisch. Er war viel zu groß für vier Personen und fühlte sich jedes Mal, wenn ich an ihm saß, so kalt, so verlassen an. So wie das restliche Haus.
„Wo ist Juniper? Sollte sie eigentlich nicht schon längst hier sein?", Jeffs weiche Stimme ließ mich mein Gesicht verziehen und durch einen kleinen Spalt zwischen Tür und Wand beobachtete ich ihn, wie er meiner Mutter die Schüssel reichte.
Seine blonden Haare, die wie immer ordentlich nach hinten gekämmt waren, das blütenweiße Hemd, das perfekt saß und die schmalen Lippen, die zu einem charmanten Lächeln verzogen waren.
So eine perfekte Version eines Menschen. Und doch so falsch wie ein Hai inmitten kleinen Fischen.
Jeff war ein so guter Lügner. Mit einem Wort konnte er Leute von den verrücktesten Sachen überzeugen. Mit seinen graublauen Augen, dem gewinnenden Lächeln - das hatte sogar mich in seinen Bann gezogen.
Ich hatte mich in ihn verliebt. Wie ein naives siebzehnjähriges Mädchen hatte ich monatelang für Jeff geschwärmt, hatte beobachtete, wie er meinen Vater umgarnt und mich dann bemerkt hatte.
Die kleine Tochter des großen Geschäftsführer, den er so anhimmelte. Ein gefundenes Fressen für den Hai.
Er hatte mich ausgenutzt, ein ganzes Jahr, bis ich es bemerkt hatte und mich von ihm trennen wollte. Ich war mir so unendlich dumm vorgekommen.
Mein Herz war zerbrochen, als mir bewusst geworden war, dass alles, die Küsse, die langen Nächte, die Dates, alles nur gespielt gewesen waren.
Aber Jeff war nicht so eine Person. Er war kein Mensch, der nach Gefühlen und Herz lebte. Nein, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog er es durch.
Und er wollte unbedingt zur Familie dazugehören.
Wollte Macht und Geld - so wie jeder in dieser gottverdammten Welt.Deswegen hatte er mich verdammt noch einmal gezwungen, mit ihm zusammenzubleiben, oder er würde meinem Dad erzählen, wo sein ganzen Geld immer hinverschwand.
Und das wollte ich wirklich nicht. Mein Vater hätte mich umgebracht, würde er wissen, wofür ich sein Geld benutzte.
„Ach, sie kommt gleich", erwiderte meine Mutter und ich strich mein dunkelrotes Tageskleid glatt, bevor ich ein aalglattes Lächeln aufsetzte. Fertig für die Show.
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APOLLO
Teen Fiction»Apollo war der gefallene Engel in unserer Geschichte. Seine Unschuld und Schönheit, alles ausgenutzt, bis er fiel, tief und schnell. Und der Aufprall würde hart sein.« ©rapuenzel; 2019 [muss und wird überarbeitet, aber ich bin sehr faul]