16. Dezember

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Holpernd landen wir im Schlitten. Es hat tatsächlich geklappt! "Hier sieh mal. Ich habe noch ein paar Sachen eingekauft. Hier ist eine Hose und ein neues T-Shirt für dich. Ach ja, und ein paar Sandalen." Ui, Haremhosen. Cool, solche wollte ich schon immer mal haben. Und auf dem Shirt ist eine Eule, die aussieht wie eine Hieroglyphe. "Dankeschön." Ich lege das Samtsäckchen in die Kiste hinten im Schlitten und ziehe mein schmutziges T-Shirt aus und das neue an. Saubere Kleider, was für ein tolles Gefühl! Schnell ziehe ich hinten auf dem Bank auch meine Hose aus und verstaue sie neben meiner Winterjacke unter dem Bank. Ich schlüpfe in die Haremhose und ziehe gleich noch die Sandalen an. "Was suchen wir als nächstes?", frage ich Sami. "Die Lichterkette, die normalerweise um den Schlitten hängt. Wir fliegen nach Hawaii!" Sami lässt die Rentiere los laufen. "Ist Hawaii die Insel, auf der die Menschen so komische Blumenkränze tragen?" Sami nickt und lenkt die Rentiere durch die Gassen zum Ausgang des Marktes. Ich frage mich, warum er nicht einfach durch die Häuser und Stände hindurchfährt und warum wir nicht gleich hier starten.
Da drüben ist ja ein Ausgang... Sami biegt nicht ab. "Ähm, Sami, da drüben ist ein Ausgang." "Wir gehen zum Südausgang, ist etwas näher", nuschelt er. Ich setze mich neben ihn. "Sami was ist da in der Flasche?" "Das is Wasser *hicks*." Ja klar! Ich schnüffle daran. "Puh, was hast du denn da bekommen?" Ich wedle mir vor der Nase herum, damit der Gestank nach Alkohol weggeht. "Isch hab demm Maan gsagt *hicks* ein Flasche Wascher bitte", protestiert er. Grinsend nehme ich ihm die Zügel aus der Hand und nehme ihm die Flasche weg. "Leg dich hin", befehle ich. Zu meinem erstaunen wiederspricht er mir nicht einmal und kriecht brav auf den Bank. "Lilja?" "Ja?" "Flieg nich su holprig", nuschelt er noch, dann schläft er tief und fest. Kopfschüttelnd reguliere ich den Tacho, kontrolliere den Radar und treibe die Rentiere an. Sofort laufen sie los und nach ein paar Schritten heben wir sanft ab. Ich lenke den Schlitten nach Westen und drücke den Blitz. Wir düsen über Afrika hinweg, den grossen Atlantik und Mittelamerika. Dann sind wir auch schon da. Hoppla, Hawaii hat gleich einige Inseln. Auf welcher soll ich bloss landen? Das Navi zeigt nichts Genaueres an, also entscheide ich mich für die Erstbeste. Sie ist auch die grösste der Inselgruppe. Sanft landen wir an einem einsamen Strand. Ich deaktiviere das Geistlein, lasse die Rentiere frei und schaue nach Sami. Der Arme schläft tief und fest. Wie konnte er bloss nicht merken, dass in der Flasche kein Wasser gewesen ist?

Ich schnappe mir das Navi und mache mich auf die Suche nach der Lichterkette. Ein Glück hat Sami mir die neuen Kleider besorgt, hier ist es nämlich auch ganz schön warm. Ich ziehe meine Sandalen aus und laufe mit nackten Füssen durch den Sand. Hoffentlich bekomme ich keinen Sonnenbrand! Der Strand hier scheint auch nie aufzuhören und ich habe bis jetzt noch niemanden gesehen. Ist die Insel überhaupt bewohnt? Verwirrt sehe ich auf das Navi. Ich bin doch eben in die richtige Richtung gegangen? Ich drehe das Navi, schüttle es kurz, aber es ändert seine Meinung nicht. Ich bin tatsächlich in die falsche Richtung gelaufen. So was! Ich kehre um und laufe wieder zurück. Die Rentiere plantschen im warmen Wasser und sehen mir belustigt nach, als ich an ihnen vorbei gehe. Auch in diese Richtung will der Strand einfach nicht aufhören. Nach einer Weile knurrt mein Magen. Warum habe ich keine Kekse mitgenommen? Ich sehe zu den Bäumen und Büschen hoch, die am Strand angrenzen. Vielleicht hat es da ja was zu essen? Hat es! Runde gelbe Früchte hängen gebüschartigen Bäumen. Ich pflücke ein paar ab und beisse in eine. Uah ist das sauer! Die schmeckt wie die Passionsfrüchte, die Mama im Sommer einkauft. Hier kommen die also her. Naja, was solls, ich gehe am besten wieder zurück und warte, bis Sami seinen Rausch ausgeschlafen hat.

Zurück beim Schlitten knurrt der Weihnachtself immer noch auf der Bank. Ich kann seinen Sonnenbrand schon erahnen, also spanne ich eine Decke über den Schlitten. Comet und Cupid helfen mir mit den Holzpfosten, die ich in den Sand stecke. Danach habe ich so warm, dass ich mich bis auf die Unterhose ausziehe und ins Wasser hüpfe. Das ist allerdings nicht so erfrischend, weil es ebenfalls sehr warm ist. Wenn wir ins nächste kalte Land kommen, werde ich erfrieren. Mit den Rentieren plansche ich bis spät am Abend, dann bin ich so müde, dass ich gerade noch die Decke auf dem Sand ausbreiten kann, das Tshirt und die Hose wieder anziehe und dann sofort einschlafe.

"Bäh, was ist denn das?!", höre ich die entrüstete Stimme von Sami. Er hält eine Passionsfrucht in den Händen und schaut sie angewidert an. "Wunderbar sauer, nicht wahr?" "Hoffen wir, die ist nicht giftig", grummelt er. "Hast du einen Kater?" Sami schüttelt den Kopf. "Ich weiss nicht, warum ich so dumm war und nicht gemerkt hab, dass da kein Wasser in der Flasche war. Wo hast du die eigentlich hin getan?" "Ausgeschüttet. Die Flasche liegt in der Kiste." Sami nickt dankbar. "Hast du die Lichterkette gefunden?" Ich schüttle den Kopf. "Irgendwie war ich gestern zu dumm, um dem Navi zu folgen." Die Rentiere tänzeln zu ihrem Geschirr und lassen sich anspannen. "Dann werden wir sie jetzt gemeinsam suchen." Ich hüpfe zu Sami auf den Schlitten und er aktiviert das Geistlein. Quer durch den Wald, über Hügel und durch Felder laufen die Rentiere und ziehen uns geduldig hinter sich her. "Da vorne ist ein Dorf", sagt Sami und deutet in eine ungefähre Richtung. "Am besten sehen wir da mal nach."

Wir halten etwa hundert Meter vor dem Dorf und deaktivieren die Unsichtbarkeit. "Ihr bleibt schön hier", sagt Sami und bedeutet mir, ihm zu folgen. Im Dorf ist einiges los. Hier leben anscheinend die traditionell lebenden Einwohner Hawaiis. Sie tragen alle die festliche Kleidung, also die Blumenkränze, die Röcke, Tücher und Muscheln. "Moana komm sofort hierher!", höre ich eine wütende Stimme. Ein kleines Mädchen geht mit gesenktem Kopf zu einer Frau. Die schimpft mit ihr, bis ein etwas grösserer Junge kommt und ihr aufmunternd den Arm um die Schulter legt. Anscheinend hat sie etwas ausgefressen, denn sie blickt immer umher. Sie entdeckt uns beide im Gebüsch und sobald die Frau weg ist, kommt sie mit dem Jungen zurück. "Hallo ihr zwei. Was macht ihr denn hier?" "Wir suchen eine Lichterkette. Habt ihr eine gefunden?" "Keoni hat eine an einem Baum gefunden. Sie schmückt unsere Türe", sagt Moana. Sie nimmt mich an der Hand und zieht mich zu der Hütte. "Wann braucht ihr sie denn wieder?" "Am besten sofort, aber anscheinend habt ihr hier ein Fest?" Keoni nickt. "Wenn ihr wollt, könnt ihr mitfeiern. Morgen früh könnt ihr sie wieder haben." Sami ist einverstanden und sofort werden wir als Helferlinge eingestellt. Moana zeigt mir, wie ich die gelben Passionsfrüchte, welche sie übrigens Lilikoi nennt, zuzubereiten muss. Sami hilft Keoni die Dekoration aufzuhängen Die Mama der beiden, die Frau, die eben mit Moana geschimpft hat, ist uns sehr dankbar für die Hilfe.

Als es einzudunkeln beginnt, werden die Lichter und Kerzen angezündet, Musik wird gespielt und es wird gegessen. Sami und ich bekommen eine Blumenkette und es wird gesungen und getanzt bis spät in die Nacht hinein.

Another Christmas StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt