22. Dezember

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"Was fehlt denn eigentlich sonst noch ausser das Headset?" "Nur noch das Anchkreuz, um die Keksdosen wieder zu beleben. Aber ich erklär dir alles, wenn wir auf der Suche nach dem Teil sind", weicht Sami am Morgen meinen Fragen aus. So was aber auch. Will man einmal was wissen. Übrigens haben wir auf einer abgelegenen Insel übernachtet. Sie ist so klein, dass ich in drei Minuten rund herum gelaufen bin. Es hat ein paar Palmen und Büsche gehabt und wir haben im Sand geschlafen. Es ist auch nicht sehr heiss gewesen, sondern angenehm warm.

Wir sind vom Eimerfussballspielen so müde gewesen, dass wir den grössten Teil des Morgens verschlafen haben. Selbst die Rentiere haben verpennt. Es sind noch zwei Tage bis Weihnachten. Ich vermisse meine Eltern, aber ich muss auch an den Abschied von Sami denken. Es macht Spass mit ihm um die ganze Erde zu kurven. Er ist gerade dabei, den Tacho und das Geistlein einzustellen. Aber irgendwann geht auch die schönste Reise zu Ende.

Ich klettere nach vorne und helfe Sami. "Wir fliegen nach Lesotho", verkündet Sami. "Nach was?" "Nicht nach was, nach wo. Lesotho. Das ist ein Land im Land Südafrika. In der Hauptstadt Maseru ist das Headset versteckt." Von der Insel bis Maseru sind wir innerhalb fünf Minuten wieder gelandet. Die Stadt sieht nicht sehr gross aus. "Dürfte nicht allzu schwierig werden, das Headset hier zu finden." Sami nickt zustimmend. "Ja wahrscheinlich nicht. Aber ... oh nein! Es bewegt sich. Das heisst jemand trägt es. Wie sollen wir den jemandem ein Headset stehlen!?" Sami wird schon wieder total hysterisch. Mann Mann Mann, dass der sich auch immer gleich so aufregen muss. „Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Zuerst müssen wir es mal finden." Ich greife nach den Zügeln und lenke die Rentiere in eine der Strassen. Das kleine Headset auf dem Navi befindet sich am Ende der Strasse. Und es ist stehen geblieben. Ich blicke wieder auf die Strasse. Das Gebäude dort muss es sein. Wow sieht edel aus. Über dem Eingang steht in grossen goldenen Buchstaben „Bank of Lesotho". „Und da drin ist unser Teil? „Sami? Kommen wir mit dem Schlitten diese Stufen nach oben?" Sami sieht sie sich an, schüttelt dann aber mit dem Kopf. "Ich fürchte nicht. Wir müssen wohl ohne rein." „Also gut. Zusammen?" Er nickt. „Ich denke schon. Wir lassen das Geistlein aktiviert, stellen den Schlitten aber direkt vor die Treppe und sagen den Rentieren, dass sie sich nicht vom Fleck bewegen dürfen." Blitzen und Donner murren zwar, bleiben dann aber brav stehen, während Sami und ich mit dem Navi die Bank betreten.

"So, laut dem Navi befindet sich das Headset in diesem Raum. Und es bewegt sich auf uns zu." Schnell schaue ich mich um. Es kommen nur drei Personen auf uns zu gelaufen: Ein Mann in Jeans und T-Shirt, eine Frau in einem schicken Kleid und ein Mann im dunklen Anzug. Sami und ich sehen uns an. Ohne ein Wort zu wechseln eilt er auf den Jeans-Typ zu und ich nehme die Frau genauer unter die Lupe. Also im Ohr trägt sie schon Mal kein Headset und ich denke auch nicht, dass sie es in ihrer Handtasche mit sich herum trägt. Vielleicht hatte Sami mehr Glück. Aber er schüttelt den Kopf. Mist, dann ist es wohl der Anzug-Typ. Sofort suche ich ihn in der Menge. Da! Beim Ausgang! Ich hole ihn ein, gerade als er zur Tür raus geht. Mein Blick fliegt zu seinen Ohren. Im rechten Ohr kann ich tatsächlich etwas Schwarzes ausmachen. Gefunden! „Sami!", flüstere ich und deute auf den Mann. „Bingo! Los, wir müssen ihm folgen!" Wir stürzen hinter dem Mann her ins Freie. Einige Leute sehen uns empört nach als wir fast in sie rein rennen. Am Ende der Treppe hüpfen wir zurück in den Schlitten. Zum Glück haben die Rentiere Wort gehalten. Das wäre sonst gründlich in die Hose gegangen. Sami schnappt sich sofort die Zügel und treibt die Rentiere an. „Los, dem Anzug-Typen nach!", befiehlt er. Blitzen, Donner, Cupet, Comet, Dancer und Dasher nehmen die Verfolgung auf.

Wir folgen dem Mann quer durch die Stadt. Er hat am Strassenrand ein Taxi genommen. Wir mussten schon fast den Blitz einschalten um ihn nicht zu verlieren. Natürlich auf einer niedrigen Geschwindigkeit. „Wie wollen wir ihm denn nun das Ding abnehmen, ohne dass er es merkt?", überlegt Sami. „Hmmm ... Naja, ich hätte da eine Idee ...", beginne ich vorsichtig. „Spucks aus!", drängt Sami. „Na gut. Also, der Schlafsand wirkt doch auch bei Erwachsenen stimmts?", beginne ich. Sami nickt. „Ich hab mir überlegt, wir folgen ihm einfach bis er allein ist, betäuben ihn mit Schlafsand und schnappen uns das Headset. Er wird sich an nichts mehr erinnern können." „Hmmm ... Das klingt gut. Sogar ziemlich gut. Allerdings können wir ihn nicht einfach auf der Strasse liegen lassen." Für eine Weile schweigen wir. „Wie wärs, wenn wir ihn bis zu seiner Wohnung verfolgen. Bei Nacht schleichen wir uns dann in sein Schlafzimmer. Dann hat er das Headset bestimmt nicht auf", überlegt Sami weiter. Ich nicke heftig. „Klingt gut." Also heisst es nun warten.

Nach endlosen Stunden des Wartens, die Zeit haben wir uns mit Spielen und Weihnachtslieder schmettern vertrieben, gehen im Haus des Anzug-Typen endlich die letzten Lichter aus. „Okay, das ist der Plan:" beginnt Sami. Die Rentiere kommen interessiert noch ein Stück näher ran. „Wir fliegen mit dem Schlitten aufs Dach und Lilja und ich schlüpfen durch den Kamin ins Innere des Hauses", Cool wie der Weihnachtsmann! „Dann schleichen wir gemeinsam ins Schlafzimmer und betäuben den Mann mit unserem Schlafsand. Und damit du nicht auch einschläfst, muss du diese Maske anziehen Lilja." Sami streckt mir eine Gasmaske entgegen. „Wo hast du die den auf einmal wieder her?" Neugierig nehme ich sie entgegen und setzte sie mir auf den Kopf. „Cool." Meine Stimme klingt super komisch unter dieser Maske. Ich nehme sie wieder ab. „Sobald wir sicher sind, dass er Typ tief und fest schläft, suchen wir zusammen nach dem Headset. Dafür haben wir genau 30 Minuten bis sich die kleine Dosis Schlafsand auflöst und die Wirkung nachlässt. Wenn wir das Headset gefunden haben, verschwinden wir wieder durch den Kamin aufs Dach und schon sind wir weg. Noch Fragen?", Sami sieht sich um. Ich hebe die Hand. „Wie kommen wir den Kamin wieder rauf? Lassen wir ein Seil runter?" „Nein, das ist nicht nötig." Sami schüttelt den Kopf. „Wir verwenden Elfenmagie. Alles weitere lass ruhig meine Sorge sein." „Hm, na gut." Wenn er meint. „Also dann, Mission Headset hat begonnen!"

Die Landung auf dem Dach hat wunderbar geklappt. Man könnte denken, die Rentiere hätten noch nie etwas anderes getan. Was ja in gewisser Weise auch stimmt. Vorsichtshalber und als Schutz vor dem Russ setzte ich mir die Gasmaske bereits auf dem Dach auf. Dann hilft mir Sami, auf den Schornstein zu klettern. „Bereit?", fragt er. „Bereit", bestätige ich. „Also dann", Sami nimmt meine Hand. „Eins. Zwei. Und Drei!" Auf „drei" hüpfen wir in den engen Schacht. Zu meiner Überraschung landen wir unten, ohne uns ein Bein zu brechen. „Okay, wo könnte das Schlafzimmer sein?", flüstert Sami. „Ich nehme an, im oberen Stock", tippe ich. Wir machen uns auf leisen Sohlen zur Treppe auf und schleichen nach oben. Hoffentlich knarrt keine der Stufen. Oben angekommen, ist es nicht schwer, das Schlafzimmer zu finden. Wir folgen einfach dem lauten Schnarchen. Sami drückt vorsichtig die Tür auf und wir spähen in den dunklen Raum. Im Bett liegen zwei Gestalten. Ein Mann und eine Frau. Sami kramt das Säckchen mit dem Schlafsand hervor und bläst zwei Körnchen Richtung Bett. „Gut, jetzt könnten wir neben ihrem Bett eine Kanone abfeuern und sie würden nichts bemerken", sagt Sami, nun wieder in einer normalen Lautstärke. „Los, fangen wir an. Wir haben nur eine halbe Stunde Zeit!" „Ich suche unten und du suchst oben", bestimme ich und renne die Treppe wieder nach unten.

Zuerst nehme ich das Wohnzimmer unter die Lupe, dann durchwühle ich alle Schubladen und Schränke der Garderobe und zum Schluss sehe ich sogar noch in der Küche nach. Nirgends die geringste Spur von dem Ding. Frustriert gehe ich in den 2. Stock zu Sami. Ich finde ihn im Arbeitszimmer. „Und? Etwas gefunden?", erkundige ich mich. Er schüttelt niedergeschlagen den Kopf. „Du also auch nicht?" Jetzt schüttle ich den Kopf. Seufzen. „Wo kann das blöde Teil den sonst noch sein. Ich habe im Schlafzimmer gesucht, habe das Büro auseinander genommen, ja sogar im Badezimmer hab ich nachgesehen!" „Vielleicht trägt er es noch", witzele ich. Samis Kopf dreht sich abrupt in meine Richtung. Für eine Weile starrt er mich nur an. Ich begreife. Gleichzeitig hetzen wir zurück ins Schlafzimmer und beugen uns über den Anzug-Typen. Er liegt auf der Seite. So weit zu sehen ist, trägt er es nicht. Aber sein linkes Ohr können wir nicht sehen. Behutsam drücke ich den Stoff den Kissens etwas nach unten. Tatsächlich kann man etwas Schwarzes erkennen. „Das ist es!", ruft Sami aus. „Wir haben es gefunden. Nur wie bringen wir den Kerl dazu, sich um zu drehen?", überlegt er weiter. „Warum muss er sich umdrehen? Hast du nicht gesagt, dass selbst eine Kanone ihn nicht wecken könnte?" „Ja schon ..." „Warum hebt einer von uns dann seinen Kopf nicht ganz einfach an, während der andere ihm das Headset aus dem Ohr zieht?" „Gute Idee das könnte funktionieren", stimmt Sami zu. „Also gut ich hebe seinen Kopf und du schnappst dir das Headset." „Aye Aye Captain!" Ich habe meine rechte Hand an die Stirn als würde ich salutieren. Sami klettert aufs Bett und hebt den Kopf des Anzug-Typen an. Ich greife schnell in die Lücke zwischen Kopf und Kissen und schnappe mir das Headset. „Ich habs!" „Super und jetzt nichts wie weg hier, der Schlafsand verliert bereits langsam seine Wirkung!" Sami lässt den Kopf einfach wieder auf das Kissen fallen und zerrt mich die Treppe runter in Richtung Kamin. Oben bewegt sich was. „Oh Oh, er ist aufgewacht! Und er kommt hier her! Er ist schon auf der Treppe!" In Windeseile zieht mich Sami in den Kamin. „Spring Lilja!" Der glaubt doch nicht wirklich, dass wir durch einen Sprung da hoch kommen? Das ist viel zu weit. Trotzdem springe ich so hoch in die Luft, wie ich kann. Plötzlich werden wir von einem Wind erfasst, der uns schnell und sicher auf den Rand des Schornsteins befördert. Mit einem weiteren Sprung landen wir im Schlitten. Sami packt die Zügel und treibt die Rentiere an. Sekunden später sind wir in der Luft. „Wir haben es geschafft!"

Another Christmas StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt