21. Dezember

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Juhuu dann können wir endlich diesen ganzen Kram vernünftig verstauen. So, das Schild ist befestigt. Während Sami bereits die Rentiere antreibt, bin ich noch damit beschäftigt, wieder in den Schlitten zu klettern. "Uaaaah!!" Die Rentiere heben ab und ich baumele in luftiger Höhe über dem Nichts. Sami stellt den Tacho ein und ... "Sami! Neiiiin!" Zu spät. Er drückt auf den Blitz. Mit Mühe und Not kann ich mich trozt der unglaublichen Geschwindigkeit in den Schlitten ziehen. Poltern stürze ich auf die harten Holzbretter. Und plötzlich ist es vorbei. Sami hat den Blitz ausgeschaltet. Anscheinend sind wir da. "Ich verbiete dir, je wieder los zufliegen, wenn ich noch nicht richtig im Schlitten sitze", schimpfe ich. "Und du warnst mich gefälligst vor, wenn wir in die Antarktis fliegen." Meine Güte ist das kalt! Schnell ziehe ich mir meinen Pulli über den Kopf und ziehe gleich noch die Jacke an. "Woher weisst du, dass wir in der Antarktis sind?", fragt Sami erstaunt. "Da drüben watscheln Pinguine." Ich zeige auf eine Gruppe schwarzer Punkte im weissen Nichts. "Stell dir vor, in diese Richtung werden wir laufen." Toll, Pinguine beobachten!

Ich ziehe mich fertig um und dann stapfen wir los. Die Rentiere kommen auch mit und ziehen den Schlitten neben uns her. Ich bin froh, wieder etwas laufen zu können. "Aaalso Sami, wie war das jetzt gleich mit dieser Fortbewegungs-Abteilung?" "Fortbewegungs-Abteilung?" Verwirrt schüttelt er den Kopf. "Ja Fortbewegungs-Abteilung." Hat er das denn schon wieder vergessen? "Du hast gesagt, sie haben das Schild am Schlitten befestigt." "Ach ja stimmt." "Würdest du dich bitte nicht selbst schlagen? Mama hat gesagt, wenn man sich zu oft an die Stirn schlägt, tötet man die kleinen grauen Zellen ab. Erklär mir lieber endlich was diese Fortbewegungs-Abteilung denn nun ist." "Also gut. Weil der Weihnachtsmann nicht alles alleine machen kann, helfen wir Elfen ihm. Aber wenn wir einfach alle einfach alles machen, gibt das zum einen ein riesen Durcheinander und zum anderen ist es sehr ineffizient. Deswegen ..." "Ineffizient?", unterbreche ich ihn. Ich hab keine Ahnung, was das bedeuten soll. "Effizient bedeutet, dass eine Vorgang oder eine Sache wirksam ist, dass sie also gut funktioniert, schnell geht und eine perfektes Ergebnis erzielt. Ineffizienz ist das Gegenteil, es funktioniert also gar nicht, dauert sehr lange und das Ergebnis ist eher Mittelmass. Reicht dir das als Erklährung?" Ich nicke. "Jap ich glaube das geht so." "Gut, also wo war ich? Ah ja, damit wir eben effizient arbeiten können, hat der Chef uns in sechs Abteilungen eingeteilt. Als erstes kommt die Wunschzettel-lese Abteilung. Die Elfen dort sind den ganzen Tag damit beschäftigt, die Wunschzettel, der artigen Kinder zu lesen und ihre Wünsche an die zweite Abteilung weiter zu leiten. Die zweite Abteilung ist die Grösste. Sie haben aber auch am meisten zu tun. Ihre Aufgabe ist es nämlich die Geschenke herzustellen. Ein Monster von einer Aufgabe kann ich dir sagen. Da arbeitest du oft bis tief in die Nacht rein. Verteilt werden die Geschenke schliesslich von der Verteilungs-Abteilung. Die arbeiten nur am Heiligabend dafür 24 Stunden am Stück. Sie helfen dem Weihnachtsmann all die Geschenke unter die Weihnachtsbäume zu legen. Diese drei Abteilungen erfüllen die wichtigsten Aufgaben. Dann gibt es da noch den Chor, die Fortbewegungsabteilung und die Notfall-Problem-Abteilung. Den Chor kennst du ja bereits." Brav nicke ich. Erstaunlich wie viel der reden kann. Aber meine Frage hat er immer noch nicht wirklich beantwortet. "Die Fortbewegungsabteilung ..." Aha na geht doch. "Kümmert sich um die Rentiere und halten den Schlitten instand. Sie führen Reparaturen durch, sorgen sich um das Wohlergehen der Rentiere und kümmern sich um alles andere, was mit dem Schlitten oder den Rentieren zu tun hat. Die Notfall-Problem-Abteilung stellen zusätzliche Elfen, falls es in einer Abteilung mal Zeitdruck entsteht oder einer Ausfällt. Ausserdem koordinieren sie den Einsatz an Heiligabend und sie sind ausgebildet um Ausnahmesituationen zu meistern. Nur für den Fall." Wow, das müssen ziemlich viele Elfen sein. "Und zu welcher Abteilung gehörst du?" "Ich bin in der Notfall-Abteilung." Ich wusste gar nicht, dass Sami so viel reden kann.

Wir machen uns auf den Weg zu den Pinguinen. "Das Truhensymbol muss ganz in der Nähe der Pinguine sein", sagt Sami. Wir stapfen durch den Schnee, die Rentiere ziehen neben uns den Schlitten her. Es tut gut, sich wieder einmal die Beine zu vertreten und meine Winterstiefel sind so schön warm.
Unser Weg führt uns über ein paar Hügel. Von oben können wir bis zu den kleinen Fracktierchen sehen. Sie rennen immer an der selben Stelle herum. "Nimmt mich ja wunder, was die da im Schilde führen", brummelt Sami immer wieder. Dann krabbeln wir den letzten Hügel hoch und als wir oben stehen, können wir unseren Augen kaum trauen. Die Pinguine spielen mit dem Truhensymbol Fussball! "Beim dicken Bauch des Weihnachtsmann, ich glaubs ja nicht! Sag mir, dass ich träume", verlangt Sami. "Tut mir Leid, aber im Moment habe ich auch Probleme mit meiner geistigen Gesundheit." Das sagt unsere Lehrerin immer, wenn jemand etwas aussergewöhnliches macht. Das letzte Mal hat sie es gesagt, als ich drei Runden in vier Minuten gerannt bin. Die sieben Tierchen haben eine Wahnsinnsfreude am Spiel. "Das können wir ihnen doch nicht einfach wegnehmen!" Sami rutscht den Hügel hinunter, die Rentiere und ich ihm hinterher. Die Pinguine sehen uns erstaunt an und Sami erklärt den Vögel, was wir hier machen. Ich klettere schon mal auf den Schlitten und suche etwas, was wir ihnen als Austausch geben könnten. "Sie wollen etwas anderes und wir müssen mit ihnen ein Spiel spielen", erklärt Sami die Austauschbedinungen." "Was ist mit dem Eimer?" Einer der kleinen Racker, der neben Sami steht, patscht aufgeregt mit den Flossen. Ich reiche Sami den Eimer und er gibt mir das Truhensymbol. Ich drücke es ins Armaturenbrett und es poltert hinten im Schlitten. "Was war das denn?" Sami grinst. "Der gesamte Inhalt der Truhe ist in die tiefen des Schlittenbauches gestürzt." Hoffentlich ist nichts zerbrochen. Wir binden die Rentiere los und ich erkläre allen das Spiel. Es verstehen mich alle. Nur ich verstehe die Tiere nicht. So was gemeines.

"Wir spielen Eimerschiessen. Es gibt einen Fänger, alle anderen sind die Gejagten. Der Schlitten ist das Gefängis. Wer vom Fänger berührt wird, muss dahin. Sobald ein anderer Gejagter den Eimer weg kicken kann, sind alle Gefangenen wieder frei. Das Ziel des Fängers ist, alle ins Gefängis zu bringen, das Ziel der Gejagten ist, möglichst lange draussen zu bleiben." Wir spielen das Spiel so lange, dass wir die Zeit ganz vergessen. Nicht nur die Pinguine haben ihren Spass, auch Sami und die Rentiere amüsieren sich köstlich. Es ist lustig zuzuschauen, wenn eines der Rentiere Fänger ist und einen Pinguin jagt. Umgekehrt sieht es noch drolliger aus. Erst als wir die Rufe der anderen Pinguine hören, müssen sich die sieben hier auf den Weg machen. Stolz watscheln sie mit dem Eimer davon und ich kann mir gut vorstellen, dass Eimerschiessen bei der nächsten Pinguin-WM dabei sein wird.

"Wir übernachten auf einer Insel, hier ist es zu kalt", beschliesst Sami und spannt die Rentiere an, während ich mich in eine Wolldecke kuschele. "Was ist denn das nächste Teil?" "Das Headset vom Weihnachtsmann. Frag nicht, er wollte unbedingt auch so eines. Damit fühlt er sich geschäftlicher." Ich schüttle grinsend den Kopf. Wenn der nicht einen an der Macke hat.

Another Christmas StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt