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etwa 6 Jahre früher

"Kannst du wirklich glauben, dass der neue Lehrer diesen Fluch an uns ausprobiert hat? Ich meine der Fluch ist verboten. Er könnte dafür weggesperrt werden."
In die Stimme von Emma mischte sich Furcht.
"Ach Quatsch. Es hat doch Spaß gemacht."
Ich konnte ein Lachen kaum unterdrücken.
"Ja dir eventuell, aber du bist auch ein Naturtalent."
Der Blick, den Emma mir zuwarf, war anders als die anderen Blicke.

Ich habe Emma an meinen ersten Tag hier getroffen. Wir teilen uns einen kleinen Raum und sind seitdem unzertrennlich. Eigentlich weiß ich nicht viel über sie, da sie zwei No-Maj als Eltern hat.
Durch ein Foto weiß ich, dass sie genau wie ihre Mutter aussieht. Beide haben die gleichen schulterlangen dunkelbraunen Haare und die fast schwarzen Augen.

"Ach komm Emma. Ich zeige es dir, so schwer ist das ganze nicht."
"Ich will, das aber nicht können und du solltest das auch nicht können ,Jade. Du bist gerade einmal elf Jahre alt. Das ist schwarze Magie und das ist böse Magie."
Ich konnte nicht anders als zu kichern.
"Ach Quatsch. Es gibt keine böse Magie. Jede Magie ist gut und rein und wird nur zu falschen Zwecken benutzt."
Emma bleibt stehen und zum ersten Mal seitdem ich sie kenne, wirkt ihr Blick durchdringend.
"Ich meine es ernst Jade. Das ist böse. Sei es jemanden seinen Willen aufzuzwingen, ihn zu foltern oder zu töten. Das macht man nur als böser Mensch."
Genervt verdrehte ich die Augen. Ich hasse es, wenn mir jemand sagt, was man nicht tun darf und was nicht. 
"Ach ja und was ist, wenn man jemanden töten muss, der sonst viele anderen Menschen schadet? Du bist immer so moralisch. Ich würde es tun, wenn ich damit viele Menschen retten kann."
Ich drehe mich um und stürme wütend in eine andere Richtung. Nur weil ich solche Magie nicht ablehnen, kann ich trotzdem eine gute Hexe sein. Genau, ich werde sogar die beste Hexe, die Amerika jemals gesehen hat.

Die nächsten Tage gehe ich Emma aus dem Weg. Jedes Mal, wenn wir uns sehen werfen wir du nur wütende Blicke zu, was dazu führt, dass ich immer mehr Zeit in verlassenen Klassenzimmer verbringe. Auch an diesen Samstagabend igle ich mich da ein. 

"Cruzzio.", meine Stimme ist voller Zorn und das Kissen, was vor mir liegt, gibt keine Regung von sich. Auch wenn ich es immer noch nicht verwerflich finde, Böse Menschen mit diesen Flüchen zu belegen, kann ich das keinen harmlosen Tieren antun, die sich hier in Käfigen befinden.

"Du bist sehr begabt."
Die Stimme hinter mir lässt mich herumwirbeln und ich stehe vor unserem Schülersprecher.
"Aber um wirkliche Macht entfalten zu können, solltest du an Tieren und Menschen üben. Die zeigen zumindest ,ob du die Sprüche richtig ausführst."
Meine Wangen fangen an zu brennen. Hier vor mir steht der beste und schönste Schüler meiner Schule und macht mir Komplimente.
Ohne zu zögern, geht er an mir vorbei und öffnet einen Käfig. Er hebt Vorsicht einen kleinen Hasen heraus und setzt ihn auf ein Pult.
"Versuch es nochmal."
Ich habe widerwillig den Zauberstab und zeige mit der Spitze direkt auf den kleinen Hasen.
"Cruzzio."
Selbst mir fällt auf, dass meine Stimme nicht selbstbewusst klingt, sondern schwach.
Sofort lasse ich den Zauberstab wieder sinken und blicke in die großen Augen des Tieres.

Sanft legen sich seine Hände um meinen Körper. Die erste Hand liegt auf meiner, mit der er wieder meinen Zauberstab anhebt. Die andere Hand liegt auf meiner Hüfte.
Auch wenn er schon siebzehn Jahre alt ist und ich erst elf, beschleunigt sich mein Atem.
Ihm fällt es auch auf, den er lacht leise in mein Ohr.
"Es ist ein Tier. Das kann nicht fühlen. Tu es einfach. Beeindrucke mich."
Ohne zu zögern, strecke ich den Arm aus. Als ich dieses Mal den Zauber rufe, ist meine Stimme kraftvoll und voller Vorfreude, das Tier zu verletzten.

"Jade."
Ich merke, wie mich jemand ganz sanft schüttelt. Sofort werde ich von meinen Erinnerungen in die Gegenwart zurückgeholt.
Es dauert ein paar Sekunden, bis meine Augen sich wieder scharf gestellt haben und ich mir bekannte, große braune Augen erkennen konnte.
"Hermine?"
"Ja ich bin hier. Geht es dir gut Jade? Soll ich dich lieber in den Krankenflügel bringen?"
Langsam setzte ich mich auf und schütteln den Kopf.
"Nein mir geht es gut. Aber ich muss mit jemanden sprechen. Und ich bitte dich, behalte es für dich. Es ist was Böses und ich schäme mich dafür."
"Hey. Du kannst mir alles sagen. Ich weiß, dass du nicht böse bist."

"Du weißt, ich bin nicht von hier. Eigentlich komme ich aus Minnesota. Und da geht es nicht so zu wie hier. Wir haben wirklich mit den schwarzen Küsten gearbeitet. Wir haben nicht gelernt uns zu verteidigen, sondern sie zu benutzten. Genauso wie die verbotene Flüche."
"Was meinst du damit, zu benutzen. Ihr habt doch nicht?"
Ich kann das entsetzten in Hermines Blick sehen.
"Doch. Wir haben sie gelernt einzusetzen. Im ersten Schuljahr. Und da gab es diesen Jungen. Alle Mädels waren in ihn verliebt. Wenn er sich mit einem beschäftigt hat, konnte man förmlich spüren, dass er einem die Welt zu Füßen legt."
Ich atme einmal tief durch, bevor ich weiter erzähle.
"Damals glaubte ich noch, man kann diese Magie einsetzten, um damit gutes zu tun. Heute weiß ich, dass es nicht gut ist, wenn man selber dunkle Magie benutzt. Daraus kann nie was Gutes werden. Aber ich schweife ab ... Sowohl mein Lehrer als auch der Schüler haben mir ständig gesagt, wie gut und talentiert ich doch bin. Ich war damals so stolz drauf. Ich war so unheimlich gut, andere Lebewesen zu foltern. Zuerst habe ich den Spruch an Kissen geübt, doch sobald ich einmal, dass erste Tier vor meinen Zauberstab hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Der Schmerz der anderen Tiere hat, dafür gesorgt, dass ich mich mächtig gefühlt habe."

Langsam laufen mir Tränen über die Wangen.
"Meine beste Freundin, sagte mir, was für ein Monster ich geworden bin. Damals dachte ich, sie ist eifersüchtig, aber sie war die einzige die klar denken konnte.
Also ließ ich sie fallen und verbrachte die Zeit mit meinem Schwarm. Dabei tat er mir gar nicht gut. Er manipulierte mich und sorgte dafür, dass ich immer schlimmere Zauber vollbrachte. Eines Tages bekam er mit, dass meine beste Freundin mich als dunkle Hexe und Herzlos bezeichnetet. Nur ein Blick von ihm reichte aus und ich legte den Cruciatus Fluch über meine beste Freundin. Es dauerte keine 5 Sekunden, aber es reichte aus, um ihr einen Gehirnschaden zuzufügen. Fast wäre sie daran gestorben."
Nicht in der Lage hochzublicken und Hermine anzusehen, wischte ich mir die Tränen von der Wange.
"Ich war elf Jahre alt. Auch wenn sie nicht mehr in magischen Krankenhaus ist, lebt sie wie ein Muggel. Man hätte mich damals direkt den Dementoren zum Kuss vorwerfen sollen, aber alle sprachen davon, dass es ein Unfall, ein Versehen war.
Eine Erstklässlerin hat einen Fluch aufgeschnappt und ihn leichtsinnig benutzt. Aber ich wusste sehr wohl was er bewirkt. Er konnte nur funktionieren, wenn ich wollte, das sie leidet. Und das war damals mein tiefster Wunsch. Ich bin ein Monster."

Hermines warme Hand schloss sich um meine.
"Du bist kein Monster."

Good guys like him are plain boringWo Geschichten leben. Entdecke jetzt