e i n u n d z w a n z i g

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Ich renne über den Parkplatz zu meinem Auto. Natürlich muss es regnen. Schnell setze ich mich in mein Auto und nehme mir meine Jacke vom Beifahrersitz.

„Hallo Brad?"
„Bella, ich weiß nicht ob ich mich freuen soll das du anrufst", lacht er nervös auf. Auch ich lache.
„Kann sein das ich ne Anzeige am Hals habe", gestehe ich. „Was hast du schon wieder angestellt?",fragt er mich ruhig. Es ist nicht das erste Mal das ich sowas zu ihm sage. Ich schildere ihm was passiert ist. „Hmm okay", ich merke das er denkt. „Also eigentlich hast du nichts falsch gemacht. Wenn sie dich anzeigt dann würdest du den Prozess definitiv gewinnen. Wenn ich du wäre würde ich das ganze einfach in Ruhe lassen außer sie erstattet wirklich Anzeige", erklärt er mir nach ein paar Minuten. „Okay , danke. Wenn das passieren sollte kann ich dich doch anrufen oder?" „Klar ich hol dich dann dort raus" „Danke Brad du bist ein Engel. Und könntest du meinem Papa nichts davon erzählen?", frage ich ihn noch was er mit einem Ja beantwortet und sich dann verabschiedet.

Ich nehme mir ein Desinfektionsmittel und eine Salbe mit und dann gehe ich wieder ins Schulhaus. Auf der Toilette entferne ich das getrocknete Blut an meiner Lippe und schmiere etwas von der Creme auf meine geschwollene und schon leicht lilane Wange. Danach fälsche ich noch schnell eine Entschuldigung das ich einen Arzttermin hatte und deshalb eine halbe Stunde zu spät komme.

Ich fasse mir noch einmal an die Kette die um meinen Hals hängt und atme durch. Die Kette von Elly beruhigt mich immer. Ich gehe auf meinen Unterichtsraum zu. Ich habe jetzt Erdkunde , war ja klar. Ich klopfe , mache aber ohne zu warten sofort die Tür auf. „Es tut mir leid das ich zu spät bin", gebe ich von mir. Ich will gerade auf meinen Platz gehen als ich noch angesprochen werde. „Und würden sie mir erklären warum sie zu spät sind?", höre ich meinen Erdkundelehrer sagen.

Ich gehe nach vorne zu seinem Pult, lege die Entschuldigung auf den Tisch und lasse meine Haare etwas zur Seite rutschen damit er ein wenig von dem Lila sieht. Er nickt und fährt dann unbeirrt mit seinem Unterricht weiter.
Jemand schiebt mir einen Zettel auf den Tisch, es ist Will.

Die Party von Nick und Vivian findet am 22. September statt. Und du kommst mit! Und es tut mir leid , ich habe gesehen wie weh es dir getan hat das Nick sowas gesagt hat.

Ich muss schlucken. 22. September. Ich spüre einen Kloß in meinem Hals und versuche ihn runterzuschlucken.Doch er bleibt. Ich sehe Will an und nicke. Es wird schwer, aber nicht unmöglich. Ich werde an dem Tag eh nicht in der Schule sein , dann kann ich wenigstens auf der Party meine Sorgen vergessen. Ich versuche mich noch auf den Unterricht zu konzentrieren doch es klappt nicht.

Immer wieder schweifen meine Gedanken zu meiner Mutter. Sie war wunderschön. Ich sehe ihr sehr ähnlich aber ich werde nie so schön sein wie sie. Sie hat nie ihr Lachen verloren und ich konnte mit ihr über alles reden. Sie war eine Freundin der Kunst. Sie hat getanzt. Sie liebte es zu malen. Und vorallem zu singen. Und sie konnte so wunderschön singen, es ist nicht in Worte zu fassen. Ich bin unfassbar stolz darauf das ich dieses Talent geerbt habe.

Als es klingelt bin ich die erste die aufsteht. Ich verschwinde so schnell es geht nach Hause und ziehe mir etwas Netflix rein. Ich entscheide mich noch an den Strand zu gehen. Als ich auf dem weichen Sand sitze lasse ich meinen Gedanken freien Lauf. Ich genieße die Wellen und die sanfte Brise. Ich liebe es hier. Nachdem die Sonne untergegangen ist gehe ich wieder ins Haus. Ich dusche, tanze und singe und gehe gut riechend ins Bett. So gut habe ich schon lang nicht mehr geschlafen.

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Freitag. 22.September 2020. 10:34. Ich stehe auf. Heute keine bunten Sachen. Eine schwarze Jogginghose mit schwarzem Croptop und Schmuck meiner Mutter. Wir können nicht zu ihrem Grab , was seltsam ist, aber wir stellen ein wunderschönes Bild von ihr auf unser Regal. Sie ist auf vielen Bildern zu sehen , doch nie allein. „Dort oben geht es ihr gut", mein Papa legt seinen Arm um mich und gibt mir einen Kuss auf den Scheitel.

Ich weiß.

Wir haben uns Chinesisch bestellt und gucken einfach Fernsehen. Es ist eigentlich kein besonderer Tag , doch man merkt diese Traurigkeit in der Luft. Sie lastet schwer auf unseren Schultern. „Sie war ,nein sie ist die Liebe meines Lebens", sagt mein Papa plötzlich. Seine Augen werden glasig und ich umarme ihn. Es tut so weh ihn so zu sehen.

Meine Mutter und mein Papa waren die perfekte Liebesgeschichte. „Sie war auch meine Liebe des Lebens", antworte ich ihm. Ja, ich habe meine Mutter über alles geliebt. Ich hätte mir sofort diese Kugel für sie eingefangen. Ich lasse meinen Papa los und sehe ihm in die Augen. „Aber wir haben ja noch uns", lächle ich ihn an.

Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und steht dann auf. „Ich denke du willst noch mit Elly reden , nicht wahr?", ich nicke und lächle ihm dankend zu. Ich weiß das er nachher noch arbeiten gehen wird, es lenkt ihn ab. Und ich bin froh das er die Arbeit hat.

„Hey Els", melde ich mich nachdem sie nach einmal klingeln abgenommen hat.
„Na Bella", lacht sie.
„Warum so gut drauf?", frage ich darauf hin auch lachend.
„Ich sitze gerade am Strand in Rio de Janeiro und sehe ein paar heißen Typen beim surfen zu", erklärt sie mir und ich kann mir gut vorstellen wie sie da sitzt und sabbert.
„Dann ist das natürlich nur verständlich"
„Ja so ist es wohl, bella?"
„Ja?"
„Ich werde das jetzt nur einmal sagen , weil wir nur an diesem Tag über so richtig ernste Sachen reden"
„Okay?"
„Nächstes Jahr werde ich nicht mehr da sein. Mein Körper wird bei Mum und Mila unter der Erde liegen , doch ich werde mit ihnen im Himmel sein. Und wir werden immer auf dich aufpassen. Aber ich will das du nicht alleine bleibst. Du hast da mit deinen Jungs ein paar echt tolle Freunde. Vergraul sie bitte nicht. Es würde mir weh tun zu sehen das du allein durch diese Welt gehst, denn ich weiß das du das nicht schaffen würdest", sie beendet ihre Rede mit einem Schluchzer.

„Man Els seit wann so sentimental? Aber ja ich verspreche es dir. Ich werde einen tollen Ehemann haben, zwei Kinder. Am besten Junge und Mädchen. Außerdem werden wir zwei Hunde haben die mitden Kindern im großen Garten spielen , welcher zu unserem großen Haus gehört, welches am Strand liegt und ich mir dad durch meine eigene erfolgreiche Firma leisten kann.", ich verkreuze die ganze Zeit meine Finger da ich weiß das ich das nicht halten kann. Ich meine ich bin ich.

Wir reden noch sehr lange bis sie mir dann erzählt das es jetzt Essen gibt und sie auflegen muss. Perfekter Zeitpunkt denn auch ich muss mich nun langsam mal fertig machen.

NickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt