Kapitel 13 - Wo führt das Ganze hin?

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Die Fahrt zu mir war sehr still. Er schaltete das Radio nicht ein. Vielleicht wartete er, genau wie ich, darauf, dass einer von uns den Mut fand, ein Gespräch anzufangen. Erst, als er vor meiner Haustür hielt und den Motor abstellte, begann ich, zu sprechen.

  "Ich weiß ja nicht, was das gestern für dich war. Was das zwischen uns ist. Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber ich kann mir vorstellen, dass du öfter mal jemanden mit zu dir nimmst."

Er sagte daraufhin gar nichts. Vielleicht suchte er nach den richtigen Worten, aber ich gab ihm keine Zeit, sie zu finden.

  "Ich suche nicht nach einer Beziehung, weißt du. Ich bin keine von denen, die ständig einen Freund haben und sich immer gleich auf jeden einlassen, weil sie nicht alleine sein wollen. Nicht, dass ich es verurteile, wenn jemand so ist, aber... es klingt vielleicht albern, aber wenn  ich mit jemandem zusammen bin, dann will ich, dass es was Ernstes ist. Ich muss denjenigen nicht gleich heiraten, aber ich will zumindest, dass es darauf hinausläuft, oder wir es uns zumindest vorstellen könnten, und momentan ist mein ganzes Leben so neu für mich – Uni, neue Stadt, und so – dass ich mich auf so was nicht einlassen will... sorry, das klingt etwas wirr, aber weißt du, wie ich es meine?"

  "Schon", sagte er vorsichtig. "Ich suche auch keine Beziehung. Ist mit meinem Job nicht so einfach vereinbar."

  "Wieso?", fragte ich überrascht. "Weil keine mit den ganzen Groupies konkurrieren will, oder erlaubt dir dein Management keine Freundin, damit die Fan-Girls weiter deine Musik hören?"

  "Als ob ich mir von irgendwem verbieten lasse, mein Leben zu leben", sagte er verächtlich. "Nein, aber ich bin halt nicht immer da, bin auch mal auf Tour oder paar Tage weg. Und du hast recht, für die Frau ist es dann sicher nicht einfach, wegen Eifersucht und so. Aber wie du auch schon gesagt hast, mein Leben ist etwas 'turbulenter' als das der Meisten, und da hat man einfach keinen Kopf für Beziehungskram."

Ich konnte mir vorstellen, dass es für ihn vor allem nicht einfach war, eine Frau zu finden, bei der er sich nicht ständig fragen musste, ob sie ihn nur des Geldes wegen wollte.

  "Vielleicht war das einfach was einmaliges und gut ist", sagte ich. "Es muss ja jetzt nicht komisch zwischen uns sein. Wir sind zwei erwachsene Menschen. Lass einfach erwachsen damit umgehen, okay?"

  Er sah mich nicht an. "Und das heißt? Bereust du's?"

  "Nein", sagte ich, aber ich war mir sicher, dass er das Zweifeln aus meiner Stimme heraushören konnte. "Aber... Tut mir leid, falls du dachtest, da wäre mehr oder so, aber ich..."

Ich wusste nicht, wie ich den Satz beenden sollte. Ich fragte mich plötzlich, warum ich ihn mit aller Kraft wegzudrücken versuchte. Ich mochte ihn, so viel war klar. Hatte ich so viel Angst davor, abgewiesen zu werden, dass ich ihm gar nicht erst die Chance dazu gab? Ich war eine feige Sau.

Ich war kurz davor, ihm zu sagen, dass ich mich eigentlich doch mehr für ihn interessierte, da entgegnete er mit einem humorlosen Lachen: 

  "Ey, du musst jetzt keine Schuldgefühle haben. Nichts für ungut, aber du bist tatsächlich nicht die erste, die ich 'mit zu mir nehme'. Du musst nicht denken, dass ich mich gleich in jede verliebe, die ich bumse. Also alles cool."

Autsch. Das hat gesessen.

  "Na, dann ist ja alles gut!" Ich versuchte krampfhaft, fröhlich zu wirken, fand aber, dass meine Stimme eher hysterisch klang. Bevor ich noch anfangen konnte, zu heulen, stieg ich schnell aus dem Auto, rief ihm "Tschau!" hinterher und beeilte mich, in meine Wohnung zu kommen. Oben angelangt flossen die Tränen dann über. 

Alles, was ich seh', bist duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt