Kapitel 28 - Das Ganze hier wird mir zu bunt

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Am darauffolgenden Wochenende saßen wir wieder mal in einer kleinen Shishabar, diesmal allerdings nicht im Westpoint. Ein Kumpel von Volkan feierte heute seinen Geburtstag und hatte die Bar für den Abend gemietet. Ich war wahrscheinlich nur aus Höflichkeit eingeladen worden, hatte aber zur Überraschung aller zugesagt, weil ich einen unverfänglichen Grund brauchte, um noch einmal mit Volkan zu sprechen und ihm zu erklären, was an diesem Abend im Auto eigentlich passiert war. Bisher hatte ich noch nicht den Mut gefunden.

Ich war zu dem Entschluss gekommen, dass eine Freundschaft zwischen uns vielleicht gar nicht so unmöglich wäre - um ehrlich zu sein wusste ich, dass ich es sowieso nicht schaffen würde, mich von ihm fernzuhalten. Vielleicht konnten wir ja auch einfach was Lockeres haben... Nein, einfach Freunde, das war das Beste. Seine Abfuhr hatte zwar geschmerzt, allerdings hatte sie mir auch Hoffnung gegeben, dass Volkan doch anständig genug war, mich nicht auszunutzen. 

Die Begrüßung mit ihm war etwas seltsam gewesen, aber nach einer Weile legte sich jegliche Anspannung und es gelang uns, einen zwanglosen Abend miteinander zu verbringen - wenn man mal davon absah, dass mich jedes mal ein Stoß an Gefühlen wie ein Stromschlag durchzuckte, wenn er mich ansah oder beiläufig berührte. Ich brachte Nesrin, Volkan und seinem Bruder Hakan gerade ein Trinkspiel bei. Hakan lag schon nach zwei Runden halb unter dem Tisch.

  "Ich geh mir mal die Nase pudern", entschuldigte ich mich und verschwand kurz aufs Klo. Auf dem Rückweg hielt ich bei einem Tisch an, an dem Mustafa und Alex saßen, um mich auch mal mit anderen Leuten zu unterhalten.

  "Was geht, Barbie?", rief Mustafa und bot mir einen Stuhl an.

  "Alles senkrecht. Bei euch so?"

  "Alles nice. Super Abend", bemerkte Alex. "Ich finde es übrigens cool, dass du und Volkan euch wieder vertragen habt."

  "Jo", sagte Mustafa, "und dass ihr drei trotzdem so entspannt zusammen abhängt."

  Ich lachte erst, stockte dann aber. "Wir drei?"

  "Na Nesrin, Volkan und du", sagte Mustafa. Als ich fragend eine Augenbraue hob, schien ihm plötzlich das Gesicht einzuschlafen.

  "Wieso sollten wir denn nicht entspannt sein?", fragte ich scharf.

  Mustafa öffnete und schloss den Mund wieder. Dann grinste er entschuldigend. "Äh, einfach so." Alex warf ihm einen vielsagenden Blick zu. 

Oh, es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wir einfach mal einen netten Abend miteinander verbracht hätten, oder? Was wäre das Leben auch ohne ein bisschen Drama! Verdammte Scheiße.

Ich sprang auf und ging zurück zu unserem Tisch. Meine Beine begannen, leicht zu zittern, als ich versuchte, mir zu erklären, auf was Mustafa angespielt haben könnte. Mir fiel eigentlich nur eine mögliche Erklärung ein. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein... 

  "Nesrin, kommst du mal kurz mit aufs Klo?"

  "Du warst doch gerade erst", kicherte sie und schob Hakan ein Shotglas zu. "Sorry Abi, aber du musst wieder trinken!"

  "Nesrin", sagte ich und versuchte, meine Stimme ruhig zu halten. "Jetzt."

Endlich folgte sie mir zu den Toiletten. "Was ist passiert?", fragte sie besorgt, als ich die Tür hinter mir schloss und mich langsam zu ihr umdrehte.

  "Hab mich gerade mit Mustafa unterhalten. Er sagt, wie sehr es ihn freut, dass ich und Volkan uns wieder vertragen."

  "Okay... ist doch gut, freut mich auch!"

  "Ach ja? Er meinte außerdem, dass er es cool findet, dass wir drei so gechillt miteinander abhängen." Nesrins Blick wurde leer. "Hast du eine Ahnung, was er damit meint?", fragte ich und versuchte angestrengt, ruhig zu bleiben.

  "Nein", sagte Nesrin mit zitternder Stimme. Verzweifelt fuhr sie sich durch ihre dunklen Haare. "Okay, aber bitte sei nicht böse, ja?"

Ich wartete darauf, dass sie weitersprach.

  "Volkan und ich haben vor ein paar Wochen miteinander rumgemacht."

Alles, was ich seh', bist duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt