"Erklär. Mir. Das."
Nesrin schien den Tränen nah. Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus, als hätte sie es zu lange zurückgehalten.
"Es war an dem Wochenende, als du in Leipzig warst. Wir wollten alle zusammen in den Club und waren bei Volkan zum Vorglühen. Ich, Mustafa, Alex und noch paar andere. Wir haben irgendwie alle ein bisschen zu viel getrunken. Ich bin ins Schlafzimmer, um kurz runterzukommen, und Volkan ist mir nach. Ich glaube, er wollte eigentlich über dich reden, aber ich war so betrunken... oh Liz, es tut mir so leid!"
Ich fühlte mich völlig taub. "Wer hat angefangen?"
"Ich weiß es ehrlich nicht. Ich glaube, ich. Er hat es dann auch abgebrochen. Es hat absolut nichts bedeutet! Ich finde ihn ja nicht mal heiß! Ich war nur so aufgewühlt an dem Abend, wegen Sasan... und es war auch echt nicht gut", versuchte sie, mich zu beschwichtigen. "Wir haben echt null harmoniert. Er ist nicht so der Sanfte."
"Brauchst du mir nicht zu erzählen." Meine Stimme war eiskalt. Ich spürte, wie meine Augen sich mit heißen Tränen füllten. Schlimm genug, dass Volkan mit einer anderen rumgemacht hatte - schon wieder - aber meine beste Freundin hatte wissentlich den Mann geküsst, in den ich verliebt war. Dieser Fakt, dieser Verrat, wog schwer. Am schlimmsten fand ich, dass sie es mir nicht mal von sich aus erzählt hatte. Ich hörte Nesrin hinter mir schluchzen, als ich aus dem Bad stürmte, zu unserer Sitzecke lief und mir Jacke und Tasche schnappte.
"Was is'n los?", fragte Volkan verwirrt.
"Hab keinen Bock mehr auf den Scheiß hier." Bevor ich anfangen konnte, hier vor all den Leuten in Tränen auszubrechen, stürmte ich nach draußen. Volkan lief mir nach. Vor der Tür packte er mich am Arm, um mich aufzuhalten, und ich wirbelte zu ihm herum.
"Wie konntest du das machen?", warf ich ihm vor.
"Was jetzt genau?", fragte er unsicher.
"Ach, da gibt's wohl Mehreres, was ich nicht weiß? Ich meine, meine besten Freundin zu küssen."
"Oh."
"Das funktioniert so einfach nicht, Volkan. Ich kann das nicht mehr. Ich schaffe es nicht, mich von dir fernzuhalten, aber letztendlich bin ich immer die Dumme, die verletzt wird. Bitte, wenn dir auch nur irgendetwas an mir liegt, halte dich in Zukunft fern von mir."
Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Ich hoffte, dass er protestieren würde, dass er mich packen und küssen und mir sagen würde, dass wir das zusammen schaffen konnten.
"Okay", sagte er stattdessen.
Mit in tausend Teile zerbrochenem Herzen trat ich den Heimweg an.
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Alles, was ich seh', bist du
Fanfiction"Wollen beide frei, aber nie alleine sein" (Fan-Fiction zu Apache 207)