Kapitel 7 - Deutschraps Miroslav Klose

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V O L K A N

Sie hatte zwar versucht, es mit ihrem Sarkasmus zu überspielen, aber offensichtlich hatte sie die Dach-Einlage tatsächlich spannend gefunden. Es war echt süß, mit welchen Kleinigkeiten man das Mädchen begeistern konnte.

Als wir an einer roten Ampel anhielten, schnappte sie sich mein Handy, das per Bluetooth mit meinen Boxen verbunden war.

  "Entsperr mal, ich will andere Musik anmachen", verlangte sie.

  "Gefällt dir 80er Jahre nicht?"

  "Doch, doch. Aber ich muss mal bisschen meinen Horizont erweitern, wenn ihr alle ständig Deutschrap hört."

Ah. Es war wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis sie es herausfand.

Als ich sie das erste mal gesehen hatte, unten am Rhein-Ufer, war ich mir sicher gewesen, dass sie mich erkannt hatte. So, wie sie die ganze Zeit zu mir rübergeschaut hatte. Ihr Starren hatte mich so genervt, dass ich schon fast selbst zu ihr gegangen wäre und ihr angeboten hätte, ein Foto mit mir zu machen. Auch wenn das sonst nicht meine Art ist.

Dabei konnte ich nicht sagen, dass es mir an sich nicht gefiel, wenn hübsche Mädchen mich anschauten. Ich wünschte nur, sie würden es nicht nur tun, weil sie an meine Kohle wollten.

Als Sasan mir gesteckt hatte, dass sie mich angeblich gar nicht kannte, hatte ich es erst für eine Masche von ihr gehalten. Wäre auch nicht das erste Mal gewesen. Mann, ich hasste es, dass ich so paranoid geworden war.

Zugegeben. Die Sache mit dem T-Shirt hatte ich als ganz guten Aufhänger für eine schnelle Nummer gesehen. "Hab nichts drunter", und dazu noch ihre ständig so verschmitzt funkelnden Augen. Kann man es mir übel nehmen, dass ich das als Anspielung verstanden hatte? Nun, sie hatte es mir offenbar übel genommen. Und mit einer Abfuhr kann ich nicht so gut umgehen. Wahrscheinlich war das der Grund, warum ich sie unbedingt wieder treffen wollte. Ich wollte das nicht so auf mir sitzen lassen. Es würde arrogant klingen, zu sagen, dass ich sonst jede bekomme, die ich haben will – wenn der einzige Grund dafür nicht wäre, dass die meisten eh nur meinen Fame geil finden.

Und sie  wollte ich tatsächlich haben. Sie war einfach heiß, man kann es nicht anders sagen. Und sich dessen nicht allzu bewusst, wie es schien. Der einzige Haken an der Sache war, dass sie offenbar eher auf Sasan stand. Was soll's, ich gönnte es ihm.

Nach 15 Minuten Fahrt, während der wir nicht viel geredet hatten außer ein bisschen Small Talk, war es dann so weit. Die ersten Töne von '200 km/h'  ertönten aus den Boxen. Gespannt wartete ich auf eine Reaktion ihrerseits.

  "Ist das derselbe wie mit 'Roller?'", fragte sie nach einer Weile. Ich nickte.

  "Wie heißt er denn?"

  "Apache 207."

  "Aha."

Ich riskierte einen schnellen Blick zu ihr und sah, dass sie die Stirn runzelte. Welchen Gedanken sie aber auch immer gehabt hatte, sie schien ihn zu verwerfen.

  "Klingt jetzt komisch, aber er 'klingt'  dir voll ähnlich, irgendwie – also seine Stimme, wenn er singt, ist wie deine, wenn du redest."

Was du nicht sagst.

Ich war mir immer noch nicht gänzlich sicher, ob sie es nur spielte. "Ja, das höre ich öfter", sagte ich und war froh, dass Sasan nicht mit im Auto saß. Er hätte sich jetzt wieder köstlich amüsiert.

Ich setzte sie zuhause ab. Wie beim letzten Mal suchte ich mir eine Parklücke und schaltete den Motor aus, falls sie sich doch noch entschied, mich nach oben einzuladen. Ich wusste noch nicht, ob ich die Einladung annehmen würde, aber sicher ist sicher.

Sie lächelte und blinzelte mich mit ihren großen Engels-Augen an.

Okay, ich würde jede Einladung von ihr annehmen.

  "Danke für's Fahren. Du, ich schulde dir für jetzt und für das letzte Mal noch Sprit-Geld. Wäre es okay für dich, wenn ich dir einfach irgendwann mal einen Drink ausgebe? Ich hab kein Bargeld dabei."

  "Du musst mir doch kein Geld dafür geben. Hab ich gern gemacht." Oder du zahlst es mir anders zurück, Baby.

Reiß dich jetzt zusammen, Volkan, sei kein Macho.

  "Ich geb' dir bei Gelegenheit einen aus. Bis dahin!"

Alles, was ich seh', bist duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt