Kapitel 14 - Andere Mütter haben auch schöne Töchter

1.9K 39 0
                                    


V O L K A N

Die letzten zwei Tage in Berlin hatten wir entweder im Studio verbracht oder waren mit Tour-Vorbereitungen beschäftigt gewesen. Julian war nicht ganz zufrieden mit dem gewesen, was dabei herausgekommen war. "Wird schon alles", hatte er abgewunken. "Jetzt vergessen wir mal für einen Abend die Arbeit und feiern."

Private Feiern mit Julian sind echt anders. Bevor ich in die Musik-Szene gerutscht war, hätte ich noch geglaubt, die Klischees mit den XXL-Champagner-Flaschen und halbnackten Frauen, die sich auf den Schößen reicher Säcke räkeln, seien genau das – nur Klischees. Falsch gedacht.

Neben mir saß eine hübsche Brünette, die sich mit irgendeinem Kerl unterhielt, dessen Namen ich vergessen hatte. Sie hatte ihre Hand vor ungefähr fünf Minuten in meinen Schritt gelegt und seitdem nicht wieder weggezogen, doch ich war zu besoffen, um darauf einzugehen.

Mit einem zugekniffenen Auge, damit ich den Bildschirm nicht mehr doppelt sah, starrte ich auf mein Handy. Ich hatte gerade den Instagram-Account von Lisa entdeckt. Sie hatte unter einem Bild von Sasan kommentiert. Erst war ich mir nicht ganz sicher gewesen – der Username war elmarika, was sich mir nicht ganz erschloss, und ihr Konto privat. Aber nachdem ich eine Weile auf das kleine, runde Profilbild gestarrt hatte, war ich mir nun doch sicher.

Ohne groß nachzudenken, drückte ich auf 'folgen' und legte den Kopf in den Nacken. Die Brünette hatte inzwischen angefangen, mit meinen Haaren zu spielen, während sie sich immer noch mit dem anderen Kerl unterhielt. Es hätte sich gut angefühlt, wenn sich nicht alles so gedreht hätte.

Ich bekam eine Instagram-Benachrichtigung, wischte sie aber weg, weil ich gerade keinen Bock darauf hatte. Dann fiel mir ein, dass es vielleicht Lisa hätte sein können, die meine Anfrage zum Folgen angenommen hatte. Ich öffnete die App und rief ihr Profil auf.

Tatsache. Da waren Bilder.

Ich wusste nicht ganz, ob ich es gut oder schlecht finden sollte, aber freizügig präsentierte sie sich zumindest schonmal nicht. Viele Bilder schienen von den Reisen zu sein, die sie nach dem Abi unternommen hatte. Musste nice sein, in einer reichen Familie aufzuwachsen.

Scheiße, sie war echt hübsch.

Ich bemerkte schon nicht mehr richtig, was ich tat. Nach einem kurzen Blackout hatte ich ihr eine Nachricht geschrieben.

apache_207: warzm elmarika?

Es dauerte ein paar Minuten, bis sie zurückschrieb.

elmarika: Mein Username oder was?

apache_207: hjka

elmarika: Weil ich Elisabeth Marianne K. heiße. Ist daraus zusammengesetzt.

elmarika: Bist du hacke?

Sollte ich mich freuen, dass sie mir fast sofort zurückschrieb? Konnte man da was reininterpretieren? Oder saß sie, genau wie ich, gerade auf einer Party fest und ließ sich von jemandem an den Haaren rumspielen?

Ich ging nochmal auf ihr Profil und betrachtete schielend ihr neuestes Bild. Es war in Mannheim aufgenommen worden. Es sah zwar ein bisschen wie ein typisches Touristen-Foto aus, aber sie war so unglaublich hübsch. Ich likte es.

Ich bemerkte den bunten Ring um ihr Profilbild und tippte darauf, um mir die Story anzusehen, die sie anscheinend vor ein paar Minuten hochgeladen hatte. Es war ein kurzes Video das sie, Nesrin und Sasan zeigte. Es sah aus, als wären sie im Westpoint. Nesrin hielt provokant zwei Shot-Gläser in die Kamera. Sasan hielt in der einen Hand einen Shisha-Schlauch, den anderen Arm hatte er um Lisas Schultern gelegt.

Der Hund. Was sollte das. Ach scheiße, sollen sie doch Spaß haben, wen juckt's?

apache_207: ixh vermisse drinen süßzen hintern meine süße <3

Was ich mit der Nachricht genau bezweckte, konnte ich nicht erklären. Irgendwie wusste ich, dass mir das morgen hart peinlich sein würde.

Ich wartete nicht auf ihre Antwort. Stattdessen schaltete ich mein Handy aus und steckte es in meine Hosentasche. Ich schaute zu der Brünetten neben mir und stellte fest, dass wir nur noch zu zweit auf der Bank saßen. Sie lächelte mich an und ihre Hand wanderte langsam wieder von meinem Kopf zum Reißverschluss meiner Hose.



Alles, was ich seh', bist duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt