Kapitel 21 - Da draußen wartet safe ein echter Mann

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Die Musik, die eben noch aus meinen Kopfhörern getönt war, ging plötzlich aus. Verwirrt hob ich den Kopf und sah, wie Nesrin mein Handy in der Hand hielt. Sie zog einmal ruckartig am Kabel und die Ohrstöpsel fielen mir aus den Ohren.

  "Hey...?"

  "Hörst du bitte auf, dich selbst zu foltern? Ich hab gesehen, dass du wieder Apache hörst."

Ich konnte inzwischen jedes Lied mitsingen. Ich hätte es zumindest gekonnt, aber wahrscheinlich würde ich dabei anfangen, zu heulen.

  "Du musst jetzt eh los, sonst kommst du zu spät zur Arbeit", erinnerte mich Nesrin.

* * *

Am nächsten Morgen konnte ich in der S-Bahn kaum die Augen aufhalten. Ich war erst halb 11 Uhr abends aus dem Laden gekommen und hatte sehr schlecht geschlafen. Die Deutschrap-Spotify-Playlist half etwas dabei, nicht wegzunicken.

Lucry 
Suena
Warum-

Fast schon panisch fischte ich mein Handy aus meiner Handtasche und ließ es dabei beinahe fallen. Entschieden drückte ich auf das 'Song skippen'-Symbol. Nichts passierte. Tja, das kommt davon, wenn man zu geizig für Spotify Premium ist. Schnaubend schaltete ich die Musik einfach aus und stopfte Handy und Kopfhörer in meine Tasche.

Neben mir hörte ich den Typen, der eine Haltestelle nach mir zugestiegen war, amüsiert glucksen.

  "Apache 207 ist wohl nicht so deins?"

  "Hat dir noch keiner beigebracht, dass es unhöflich ist, anderen Leuten aufs Handy zu schauen?"

  Er hob entschuldigend die Hände. "Sorry, aber du hast hier so eine Hektik reingebracht, da konnte ich nicht anders."

Ich nickte mit einem 'Alles klar'-Grinsen auf dem Gesicht und war bereit, die Fahrt schweigend fortzusetzen. Er hatte andere Pläne.

  "Du fährst grad auch zur Uni, oder? Hab dich schon öfter früh in der Bahn gesehen."

  "Ach, du stalkst also auch noch?"

  Er ließ sich von meinem feindseligen Tonfall nicht aus der Ruhe bringen. "Ich studiere auch. Politikwissenschaft, 4. Semester. Paul mein Name."

Ich sah ihn erstmals richtig an. Überrascht stellte ich fest, dass er ziemlich hübsch war. Dunkelblonde Haare, nettes Lächeln und durchschnittliche Statur.

  "Lisa. Psychologie, 1. Semester. Sorry, dass ich dich so angegangen bin. Mit dem falschen Fuß aufgestanden."

  "Dir sei verziehen. Obwohl – hättest du Lust, als Wiedergutmachung mal mit mir was essen zu gehen?"

  Ich zögerte lang genug, um ein unsicheres Flackern in seinen Augen zu sehen. Schließlich sagte ich: "Gerne. Gib mir dein Handy, ich tippe dir meine Nummer ein."

* * *

  "Habt ihr euch geküsst?", flüsterte Nesrin.

  "Nein. Aber ich glaube, er wollte. Ich lasse es in Zukunft aber lieber langsam angehen mit den Männern."

Nesrin verzog enttäuscht das Gesicht und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Vorlesung zu.

Das Date mit Paul war sehr schön gewesen. Er war ein sehr interessanter Typ, der viel zu erzählen hatte, war aber auch ein aufmerksamer Zuhörer. Was Filme und Musik anging, hatten wir denselben Geschmack und humormäßig waren wir auf einer Wellenlänge. Ich hatte lange nicht mehr so viel gelacht, wie gestern Abend.

Er haute mich nicht so sehr um, wie Volkan es vom ersten Augenblick an getan hatte. Dennoch konnte ich mir vorstellen, dass sich da etwas entwickeln könnte.

  "Wann seht ihr euch wieder?"

  "Diesen Samstag schon. Wir wollen tanzen gehen, in irgendeiner Bar ist Salsa-Abend."

  "Tanzen? Machen das nicht nur alte Leute?"

  "Du weißt schon, dass ich mein halbes Leben lang Standardtanz gemacht habe? Er meinte, ich soll ihm bisschen was beibringen."

  Nesrin lachte dreckig. Ein Mädchen in der Reihe vor uns drehte sich genervt um. "'Noch was beibringen', so so. Hoffentlich läuft an dem Abend auch noch Tango im Schlafzimmer."

  "Ach, Maul."

Alles, was ich seh', bist duWo Geschichten leben. Entdecke jetzt